Die Wall Street hat am Freitag im Sog starker Tech- und Biotech-Werte neue Höhen erklommen. Überzeugende Geschäftszahlen des Chipkonzerns Intel beruhigten die Anleger, die sich jüngst über eine drohende Trendwende in der zuletzt so erfolgreichen Tech-Branche gesorgt hatten. Die Intel-Aktien führten denn auch den Dow Jones Index mit einem Plus von 10,55 Prozent an. Der US-Leitindex selbst schloss mit plus 0,85 Prozent auf 26.616 Punkte auf einem Rekordhoch. Auf Wochensicht summierte sich der Gewinn auf mehr als zwei Prozent.
Für den breit gefassten S&P 500 ging es am Freitag um 1,2 Prozent auf 2873 Punkte nach oben. Der technologielastige NASDAQ 100 stieg sogar um 1,5 Prozent auf 7023 Zähler. Für beide Indizes bedeutete das ebenfalls Rekorde.
Die Blicke der Anleger richteten sich natürlich auch auf den Auftritt des US-Präsidenten beim Weltwirtschaftsforum in Davos. Donald Trump überraschte die Anleger, indem er die versammelten Unternehmen nicht nur zu Investitionen in den USA einlud, sondern auch eine mögliche Rückkehr seines Landes zum Transpazifischen Handelsabkommen TPP nicht ausschloss. Ein etwas langsamer als gedachtes Wachstum der US-Wirtschaft im vierten Quartal 2017 beunruhigte die Anleger dagegen nicht. Immerhin hat das Bruttoinlandsprodukt um auf das Jahr hochgerechnet 2,6 Prozent gegenüber dem Vorquartal zugelegt.
Hinter den Intel-Aktien zählten die Papiere des Pharmakonzerns Pfizer zu den Favoriten im Dow Jones. Sie zogen um 4,8 Prozent an. An der Nasdaq waren die Papiere der Biotech-Unternehmen Gilead Sciences und Biogen gefragt. Sie gewannen mehr als fünf, beziehungsweise rund vier Prozent. Die Biotech-Branche profitiert seit einiger Zeit von zahlreichen Übernahmen, die die Phantasie im Sektor weiter anheizen dürfte.
An der Börse in Toronto schnellten die Aktien des Flugzeugbauers Bombardier (Bombardier B) um mehr als 15 Prozent nach oben. Im Handelsstreit mit Kanada hatte eine wichtige Behörde den vom US-Flugzeugbauer Boeing erhobenen Vorwurf illegaler Subventionen für den Rivalen Bombardier zurückgewiesen. Boeing-Aktien reagierten unter dem Strich kaum. Sie schlossen nahezu unverändert.
Die Berichtssaison bot zum Wochenschluss für die Anleger aber auch wieder Schatten. Die Aktien der Kaffeehauskette Starbucks fielen nach einer enttäuschenden Umsatzprognose um mehr als vier Prozent.
Die Stimmung in der deutschen Wirtschaft ist großartig. Der Lageindex des Ifo-Konjunkturindikators notiert auf neuem Rekord, noch nie beurteilte die Wirtschaft die Geschäftslage so gut wie jetzt. Auch die Konsumenten sind in Hochstimmung. Laut Gesellschaft für Konsumforschung (GfK) nähert sich das Konsumklima einem 16-Jahres-Hoch. Eine exzellente Grundlage für ein erfolgreiches Konsumjahr 2018 sei das, so die GfK. Das jüngste Allzeithoch des DAX scheint zu bestätigen: beste Aussichten für Börsianer. Doch das trifft es nicht ganz. Die Geschäftsaussichten beurteilen die Entscheider laut Ifo-Umfrage schon etwas verhaltener, wie die zweite Komponente des renommierten deutschen Frühindikators belegt. Börsianer blicken bekanntlich nach vorn. Da zeigen sich weitere Eintrübungen im Bild. Was aus Sicht deutscher Exporteure zum Beispiel stört, ist der starke Euro. Er erschwert den Absatz vor allem in Dollar-orientierten Märkten zunehmend.
Viel wird in diesen Tagen auf die Gefährlichkeit der stark gestiegenen Börsenkurse hingewiesen. Das trifft bei genauem Hinsehen aber auf den Deutschen Aktienindex gar nicht zu. Denn während beim Performance–Index DAX die ausgezahlten Dividenden in die Berechnung des Punktestands mit einfließen, ist dies bei reinen Kursindizes wie zum Beispiel den amerikanischen Dow Jones, S & P 500 und Nasdaq 100 nicht der Fall. Die amerikanischen Indizes haben sich seit dem Jahr 2000 ohne Gewinnausschüttungen mehr als verdoppelt. Weit abgeschlagen notiert dagegen der DAX, wenn man die Dividendenzahlungen herausrechnet. Er hat jetzt gerade mal den Stand von vor 17 Jahren erreicht. Und das, obwohl die DAX-Firmen gegenüber 2000 mehr als dreimal so viel verdienen und mehr als das Doppelte ausschütten.
Während (fast) überall in der Welt die Börsen neue Allzeithochs feiern können, hat der japanische Nikkei 225 hierfür noch einen langen Weg vor sich. Denn Asiens bedeutendster Aktienindex hatte seinen Höchststand mit über 38 000 Punkten schon vor 26 Jahren erreicht, derzeit notiert er bei 24 000 Punkten. Dabei hat sich sein Wert in den letzten fünf Jahren mehr als verdoppelt. „Dies zeigt unserer Meinung nach die längst überfällige Anerkennung für die sozioökonomischen Erfolge, deren Zeuge wir seit Shinzo Abes Amtsantritt im Jahr 2012 wurden“, sagt Reiko Mito, Portfoliomanagerin für japanische Aktien bei GAM. Dank der Reformen des japanischen Premiers und der ultralockeren Geldpolitik der Notenbank hat sich die Konjunktur in Japan erholt und die Unternehmensgewinne nach oben getrieben. Und ein Ende sei nicht abzusehen. „Die Frühindikatoren befinden sich im Aufwärtstrend, die Bewertungen sind attraktiv, die Zahl der Konkurse hat den tiefsten Stand seit 1990 erreicht und die Zinsen sind niedrig“, so Mito. Und wer unbedingt einen japanischen Index mit Rekordmarke sucht, wird auch fündig. So hat der Nikkei Jasdaq für Nebenwerte aus dem Biotechnologie- und Technologiebereich vergangene Woche ein neues Allzeithoch erreicht und damit dem Large-Cap-Bruder Nikkei 225 in Sachen Performance den Rang abgelaufen.
Zuletzt hatte der Bitcoin-Boom dem Gold ganz klar die Schau gestohlen. Moderner, spannender und aussichtsreicher erschien vielen Investoren die Kryptowährung. Doch in den letzten Tagen hat das gelbe Edelmetall wieder erheblich an Anziehungskraft gewonnen. Einerseits, weil der aufsehenerregende Bitcoin-Höhenflug in einem formidablen Crash erst einmal gestoppt wurde, andererseits, weil Gold wieder an Attraktivität gewinnt. Zuletzt kletterte die Notierung auf über 1350 US-Dollar die Unze. Angetrieben wurde die kleine Rally durch den schwächelnden US-Dollar und steigende Inflationserwartungen. Ergebnis: Deutsche Edelmetallhändler vermelden laut „FAZ“ inzwischen, dass immer mehr Anleger ihre Bitcoin-Bestände in echtes Gold umtauschen.