Die erste Todesanzeige des neuen Jahres kam schon am 1. Januar: die „guten Vorsätze“ für 2018 waren heimgegangen, früh, aber nicht unerwartet. Tröstlich nur: sie mussten nicht lange leiden. Untröstlich allerdings: wieder einmal ist damit auch der Vorsatz hingeschieden, ein neues Jahr mit besserem Benehmen zu bestreiten, den guten alten „Anstand“ zur Messlatte seines Tuns zu machen, Stil und Manieren, die in Zeiten ruppigen Internet-Gebarens zur randständigen „quantité négociable“ verkommen sind, zur Wiedergeburt zu verhelfen. Man hört schon die Ausrede: Ich wollte mich wirklich benehmen aber es gab so viele andere Optionen….
Werden sich unsere Regierenden besser benehmen?
Einem Jahr, das uns mit der Aussicht auf eine abermalige Regierung aus politisch Untoten quält, hätte es gut angestanden, Vorsätze zu haben, die nicht in alkoholseliger Silvester-Laune gefasst und beim Neujahrskater wieder in die Mottenkiste geräumt werden. Welches, wenn nicht dieses Jahr bräuchte den Vorsatz: wir wollen uns besser benehmen!
Diese Gesellschaft hat ihre Ellbogen des mangelnden Anstandes ausgefahren: was erlaubt ist, muss auch erlaubt sein. Schlechtes Benehmen halten die Leute doch nur deswegen für eine Art Vorrecht, weil Ihnen keiner aufs Maul haut, sagte Klaus Kinski,der wußte, wovon er redet. Aber wissen unsere Regierenden, wovon sie reden? Sprachlich etwas erlauchter, aber nicht minder zweifelhaft: nur das Recht setzt mir Grenzen! Anstand und Sitte ist nur Opium für Schwächlinge! Ein Gemeinwesen schlägt um sich, befreit sich von allen vermeintlichen Zwängen aus Stil und Manieren, befördert durch schlechte öffentliche „Vorbilder“ und begünstigt durch eine digitale Welt, die sich selbst genügt und den Anonymus liebt.
Prüfen wir unsere Vorbilder
Wer schlägt dem guten Benehmen die dringlich benötigte Bresche? Der brave (und inhaltlich unsichtbare) Bundes-Steinmeier hätte damit (s)ein Thema, wenn er es denn verstanden hätte. Stattdessen hat ihm sein unbedarfter Redenschreiber wieder mal den guten alten „Kitt“ verpasst in seiner Antrittsrede: „Was ist eigentlich der Kitt – der Kitt, der unsere Gesellschaft im Kern zusammenhält? Und hält dieser Kitt auch für die Zukunft?“. Herr Bundespräsident, gutes Benehmen, Anstand, Manieren sind für eine entwickelte Gesellschaft deutlich mehr als das Zeug, was die Fenster im Rahmen hält! Die dürfen ruhig mal wackeln, ein zivilisatorisches Gemeinwesen an diesem Punkt nicht: das unterscheidet es von einer Räuberbande (hl. Augustinus).
Wenn der Bundespräsident ausfällt, richten sich die Augen auf die Bundeskanzlerin. Und sie liefert zu diesem Thema das, was wir befürchten durften, Sprechblasen: in der Neujahrsansprache ruft sie zum Zusammenhalt in der Bevölkerung auf. Sie wünsche sich, „dass wir uns wieder stärker bewusst werden, was uns im Innersten zusammenhält“. Was ist das denn Ihrer Meinung nach, Verehrteste? Darauf nämlich haben Sie keine Antwort gegeben. Immerhin haben Sie sich den „Kitt“ versagt!
Manieren unterscheiden uns vom Wolfsrudel
Vorschlag: Sie, Frau Merkel, machen Ihren versammelten Sondierern möglichst noch heute eine gepflegte Ansage, dass gutes Benehmen, im Wortsinne demokratischer Anstand und Manieren, die durchaus oberhalb eines Wolfrudels liegen dürfen, „uns im Innersten“ zusammenhalten. Vielleicht hat das ja auch den nicht uncharmanten Nebeneffekt, dass uns einige der geplanten Absurditäten, die aus den Sondierungsräumen dringen, erspart bleiben. Vielleicht, Frau Merkel, merken Sie dann, dass Regierungsvorhaben und -handeln immer auch ins Licht des demokratischen Anstandes gehalten werden müssen. Frei heraus: es eben kein besonders gutes Benehmen, schon gleich kein demokratischer Anstand ist, den Bürger angesichts prall gefüllter Steuerkassen immer weiter „auszusackeln“ (Stichwort Spitzensteuersatz). Es hat nicht nur was mit Ökonomie zu tun, sondern auch mit demokratischem Stil, dass man mit geliehenem Geld auch auskommt.
Noch regiert er mit: Der Minister für Unanständiges
Und ach, weil wir gerade dabei sind: vielleicht geht Ihnen dann auch das Licht auf, dass der Justizminister-Darsteller Maas kinderstubentechnisch das unbedarfteste Mitglied Ihres alten Kabinetts ist. Das euphemistisch genannte „Netzwerkdurchsetzungsgesetz (NetzDG)“ ist ja nicht nur, wie wir seit Jahresbeginn wissen, erbärmliches (Regierungs)Handwerk. Formen sind Normen, und hier haben wir das Musterbeispiel schlechter demokratischer formen, mehr noch: Auch den wirklich unanständige Versuch, Bürger eines ihrer grundgesetzlich verankerten Rechte zu berauben und Meinung nach Gefälligkeit zu sortieren. Abständige Ideologen, Frau Merkel, hatten noch immer ein gestörtes Verhältnis zu gutem Benehmen. Nur wer andere akzeptiert wahrt die Form. Wenn Sie das „Innerste“ zusammenhalten wollen, fangen Sie bei Herrn Maas an und verschaffen ihm einen Ruhestand im beschaulichen Saarland!
Wer also hält denn eine Gesellschaft zusammen, wenn die Spitzen des Staates kampflos aufgeben? Parteien vielleicht? Die Union und ihre programmatisch ausgelaugte Versehrtentruppe, für die das C im Namen mehr Ballast als Auftrag ist? Zum Benimm gehört das bestehen auf Wahrheit und Klarheit.
Eine SPD, die unter Zusammenhalt immer nur ihre alte Wahlkampftröte „Solidarität“ versteht, die nur ein Synonym für uferlose Sozialausgaben ist und mit dem der Würselener den Laden gerade krachend vor die Wand gefahren hat? Weil die Leute schon wissen, dass sie selbst es sind, die die Rechnung bezahlen müssen, die ihnen als Geschenk serviert wird? Und dazu kommt noch der gute Ton. Den treffen die Grünen nicht. Sie finden nichts dabei, uns im Kasernenhof-Ton ständig zu belehren und absurde Verbote aufzustellen, damit sie uns dann moralinsauer umso mehr von oben herab kommen können. Das ist keine Haltung, die Anstand verrät. Frau Roth und gutes Benehmen? Sorry, schließt sich aus! Die wiedererstandene FDP scheint zu sehr mit sich beschäftigt zu sein, um Anwalt von Stil und Manieren sein zu wollen und eine Partei wie die Linke, wo Hauen und Stechen, Intrige und Ränke zur Genetik gehören, kann in diesem Wettbewerb getrost vernachlässigt werden. Und zuletzt: AfD und gutes Benehmen ist eine contradictio in adjecto!
Eine lebendige und entwickelte Gesellschaft darf nicht auf andere schielen, wenn sie eine Offensive für gutes Benehmen, für demokratischen Anstand und erwähnenswerte Manieren starten möchte. Dabei kommt es auf uns an! Und auch deswegen werden wir auf dieser Site fortan ein hohes Augenmerk auf Personen und Themen richten, die sich um die Renaissance von Benehmen verdient machen. Und dabei die üblichen Verdächtigen der schlechten Manieren nicht vergessen!
Ein Vorsatz, der den 1. Januar quietschlebendig überlebt hat!