Der Bund der Deutschen Katholischen Jugend (BDKJ), vor gut 70 Jahren gegründet, befindet sich seit Jahrzehnten stramm auf linkem Kurs. Der BDKJ steht damit für eine Entgrenzung von Kirche und Politik, nämlich für eine um sich greifende Säkularisierung der Kirche hin zur politisierenden Moralagentur und für eine fortschreitende Sakralisierung von Politik hin zur Zivilreligion. Ein paar Beispiele.
Ende November 2016 kam es zu einer Auseinandersetzung zwischen dem Fuldaer Bischof Heinz Josef Algermissen und dem Vorstand des BDKJ. Letzterer hatte eine Pressemitteilung mit dem Titel verbreitet: „BDKJ Fulda setzt sich für Offenheit gegenüber sexueller Vielfalt ein“. Darin beschwert sich der Jugendverband über ein Grußwort von Bischof Algermissen zugunsten der christlich-konservativen „Demo für alle“ vom 30. Oktober 2016 in Wiesbaden. „Es ist an der Zeit anzuerkennen, dass Menschen vielfältige Lebensformen wählen“, schreibt der BDKJ. Hintergrund: Die „Demo für alle“ hatte sich gegen „gegenderte“ Sexuallehrpläne in Hessen gewandt. Vor allem wurde von den Initiatoren der „Demo“ kritisiert, dass die Kinder damit „frühsexualisiert und indoktriniert“ würden und dass der staatliche Lehrplan nicht nur Toleranz (Duldung) für Homo-, Bi- und Transsexualität, sondern sogar Akzeptanz vermitteln solle. Dagegen hatte das Bistum Fulda erklärte, der Staat sei keineswegs berechtigt, derart massiv in das Erziehungsrecht der Eltern einzugreifen. Toleranz als Lernziel für Sonderformen der Sexualität sei erstrebenswert, eine Akzeptanz dürfe aber nicht erzwungen werden. Außerdem sei bei der schulischen Sexualkunde „Behutsamkeit und Zurückhaltung“ geboten. Der Fuldaer Oberhirte stellte zudem fest, der BDKJ hätte besser daran getan, das Gespräch mit ihm zu suchen, „statt eine inhaltlich banale, dem Zeitgeist hinterherlaufende Mitteilung an die Presse“ loszulassen. Es gehe ihm, so der Bischof weiter, um das Anliegen der katholischen Kirche, die klassische Familie aus Vater, Mutter und Kindern zu schützen.
BDKJ und DITIB, die ahnungslose Koalition
Die Finger im Spiel hatte der BDKJ Ende 2016 auch bei einer Aktion in Tübingen. Mit großflächigen Plakaten war dort mit Unterstützung des BDKJ (und des islamisch-türkischen DITIB-Jugendverbandes) zu lesen: „Alle Christen glauben an Allah“, „Alle Muslime glauben an Jesus“, „Barmherzigkeit und Nächstenliebe sind im Islam und Christentum gemeinsame Werte“, „Mein Kopf ist bedeckt, mein Verstand nicht“.
Am 16. September 2017 fand in Berlin erneut der „Marsch für das Leben“ statt. Dieser „Marsch“ wurde von hochrangigen Vertretern beider Kirchen unterstützt. 2016 zum Beispiel nahmen fünf katholische Bischöfe daran teil, darunter der Berliner Erzbischof Heiner Koch. Zum „Marsch“ 2017 schrieb die “taz“ schön „Antifa“- und BDKJ-gerecht: „Unterstützt wird das Ganze von der Jungen Union, der Orthodoxen Bischofskonferenz in Deutschland und der Deutschen Evangelischen Allianz, dem größten Netzwerk evangelikaler Freikirchen. Auch die Neue Rechte nimmt teil: Beatrix von Storch (AfD) beispielsweise war in den vergangenen Jahren bereits wiederholt dabei und wirbt aktiv für den Schweigemarsch.“ Vonseiten der Bischöfe haben 2017 übrigens teilgenommen: Bischof Rudolf Voderholzer (Regensburg) sowie die Weihbischöfe Matthias Heinrich (Berlin), Hubert Berenbrinker (Paderborn) und Florian Wörner (Augsburg). Selbst der Nuntius erteilte den Teilnehmern als Vertreter des Heiligen Vaters dessen Apostolischen Segen.
Als ob man dem „taz“-Bericht hätte zuvorkommen wollen, hatte der Diözesanrat der Berliner Katholiken dagegen bereits am 13. Mai 2017 beschlossen, diesen „Marsch“ nicht zu unterstützen. Nachdem dieses Votum überregionale Aufmerksamkeit fand, sah sich allerdings der Vorsitzende dieses Katholikenrates veranlasst, unmittelbar vor der Lebensrechts-Demonstration diese immerhin zu den unterschiedlichen Formen des Engagements zum Schutz des Lebens zu zählen, die dem Rat wichtig seien. Man wolle, so hieß es nun großzügig, es jedem selbst überlassen, welche politische Ausdrucksform er dem Anliegen verleihen möchte.
Den jungen Katholiken im Erzbistum Berlin schmeckte diese liberale Haltung überhaupt nicht. Auf ihrer BDKJ-Diözesanversammlung vom 17. bis 19. November 2017 positionierten sie sich unter Anleitung ihres Vorstandes in einer einstimmig angenommenen Resolution öffentlich gegen den „Marsch für das Leben“ und ihren Erzbischof Heiner Koch. Behauptet wird in dem Beschluss: … „immer mehr rechtspopulistische Gruppen und Organisationen (nutzen) den ‚Marsch für das Leben‘ als Möglichkeit, um ihre menschenfeindlichen Ideologien zu verbreiten und den gemeinsamen Auftritt mit kirchlichen Würdenträgern öffentlichkeitswirksam zu inszenieren.“ Deshalb fordern die jungen Erwachsenen und Jugendlichen „den Erzbischof Dr. Heiner Koch und alle weiteren Funktionsträgerinnen und Funktionsträger des Erzbistums dazu auf, nicht am ‚Marsch für das Leben‘ teilzunehmen und diesem öffentlich entgegenzutreten.“
Nur: Für ihre Behauptungen der „rechten“ Unterwanderung liefert der BDKJ keinerlei Beweise. Man verweist lediglich auf Zeitungsartikel, in denen es heißt, dass dies von linken – und übrigens zum Teil äußerst gewaltbereiten – Gegnern der Lebensrechtler behauptet werde. So einfach ist das: Wenn man nichts zu bieten hat, macht man auf Gesinnung. Erzbischof Koch, der 2016 selbst an dem „Marsch“ teilgenommen hatte und 2017 verhindert war, wie er in seinem Grußwort begründete, widersprach auf der Diözesanversammlung den Behauptungen des BDKJ entschieden.
Säkularisierung von Kirche und Sakralisierung von Politik
Dass übrigens das Bündnis „What the Fuck“ (Was zum Teufel!) gegen den „Marsch für das Leben“ auf die Straße ging, so dass gut 800 Polizisten gegen die Linksradikalen das Demonstrationsrecht schützen mussten, davon distanzierte sich der BDKJ nicht. Solidarität mit den Lebensrechtlern zu zeigen, wenn diese derart bekämpft werden: Fehlanzeige. Aber gerade nach seiner eigenen Logik müsste der BDKJ sich doch genauso klar auch gegen solche und überhaupt alle Demonstrationen wenden, die eben auch von linksradikalen Gruppen genutzt werden, um ihre menschenfeindlichen Ideologien zu verbreiten und die dabei oft sogar gewaltsam auftreten, wie zuletzt in besonders extremer Weise beim G20 Gipfel in Hamburg. Auf diesem Auge scheint man beim BDKJ allerdings blind zu sein.
Stattdessen ruft der BDKJ die katholische Jugend natürlich zur Teilnahme an einer Demo gegen die AfD auf, weil diese „Hass und Rassismus“ in den Bundestag trage. Immerhin hatten gerade fast sechs Millionen Bundesbürger, darunter sicher auch eine ganze Menge Katholiken, diese Partei gewählt. Aber mit der Selbstgewissheit, die politische Moral allein auf seiner Seite zu haben, weiß der BDKJ ja, dass die AfD keine Wahloption für Katholiken sein könne. Hier die moralisch Guten, da die Menschenfeinde, so banal ist Politik in den Augen der politisierenden BDKJ-Funktionäre.
Das Problem ist aber abseits des Politischen noch ein anderes, das hat ein besorgter Vater eines jugendlichen Sohnes berichtet, der an der genannten Berliner BDKJ-Versammlung teilnahm: Hier wurden Minderjährige von BDKJ-Amtsträgern durch völlig einseitige Informationen manipuliert. Als sich dieser Vater in einem Brief beim BDKJ beschwerte, bekam er die schnoddrige Antwort: Die Sichtweisen seien eben unterschiedlich, was im Sinne der Vielfalt auch in Ordnung sei. Der BDKJ scheint ein Unfehlbarkeitsdogma für sich zu reklamieren.
Aber nicht nur vor Ort, sondern bundesweit inszeniert sich der BDKJ vor allem politisch, zudem genderkämpferisch und „antifaschistisch“. Auf den Websites des BDKJ finden sich dann Themen wie: Wahlrecht ohne Altersbeschränkung; Erbschaftssteuer bis hundert Prozent; Recht auf weltweit freie Niederlassung nebst Anspruch auf Existenzsicherung; Abschaffung des gegliederten Schulsystems; Frauenquote; Heirat Homosexueller; Islam als selbstverständlicher Teil Deutschlands. Glaubensthemen? Weitestgehend Fehlanzeige!
Kein Wunder, dass der BDKJ als Kooperationspartner vor allem im „Kampf gegen Rechts“ fungiert – unter anderem mit seinem evangelischen Pendant der Arbeitsgemeinschaft der Evangelischen Jugend (aej), aber auch mit der Heiko-Maas-gerechten Amadeu-Antonio-Stiftung mit einer ehemaligen Stasi-Spitzelin als Geschäftsführerin und „Mitstreiterin für demokratische Kultur“. Selbstverständlich wird dieses politische Engagement auskömmlich kirchlich wie staatlich finanziert und durch nicht schlecht bezahlte Posten gefördert.
Egal ob man den „Marsch für das Leben“ wohlwollend oder kritisch sieht, es gilt doch ein alarmierendes Resümee zu ziehen: Nicht etwa den christlichen Glauben unter der Jugend zu verbreiten, was notwendig wäre, sondern Politik zu machen – das ist offenbar das vordringliche Ziel des BDKJ. Hier wird agitiert, hier werden oft noch Minderjährige von teilweise hauptamtlichen und kirchensteuerfinanzierten Funktionären im religiösen oder aufklärerischen Tarngewand manipuliert. Der BDKJ betätigt sich damit als eine Fünfte Kolonne von Genderisten und politischen Moralisten, in der Tendenz eben linker „Gutmenschen“. Ihr Ziel scheint es zu sein, darin dem Urbild der „Fünften Kolonne“ aus dem Spanischen Bürgerkrieg ähnlich, vor Ort im Herzen der Kirche diese zu politisieren und von innen durch Anpassung an den Zeitgeist zu revolutionieren.