Tichys Einblick
Kommentar

B.Z.-Titel: „Das ist nicht unser Berlin“

Dass ihr es mit "ist nicht unser" wieder einmal damit wegschiebt, von euch weist, das offenbart, dass ihr immer noch nichts verstanden habt. Den antisemitischen Skandal vor dem Brandenburger Tor könnt ihr so nicht verstecken.

Screenprint: Twitter/BZ Berlin

Das heutige Titelbild der B.Z. Berlin ist in schwarz gehalten. Wie eine Traueranzeige kommt es daher. In der Mitte ein verkleinertes Bild, beschämt, verdruckst. Es scheint zu sagen: Es geht nicht anders, wir müssen ja irgendwie hinsehen. Aber auch dann nur aus dem Augenwinkel. Husch, Husch, wir schauen ganz schnell hin und dann gleich wieder weg. Auf dem Titelfoto wird eine symbolische Israel-Flagge verbrannt. Mitten in Berlin. Der Titel zu diesem Bild lautet:

„Das ist nicht unser Berlin!“

So etwas will niemand sehen. Hätten die neuen Mitbürger, einheimische Antisemiten in dritter oder vierter Generation oder in den letzten drei, vier Jahren Zugewanderte, nicht weiter Flaggen dort verbrennen können, wo wir es nicht sehen müssen. In irgendwelchen Hinterhöfen oder am Rande von ausufernden Kiezfesten vielleicht. #ironieoff

Denn „Unser Berlin“, das ist Merkelsche Muttihaftigkeit, das ist Borchardt und Grill Royal, das ist Friedrichshain und Prenzelberg, das sind Virtue-Signaling-Startups, die wie Pilze aus dem Boden schießen, öffentliche Gender-WLAN-WCs, das unbebaute Tempelhofer Feld und ein Flughafen, der wohl eingeweiht wird, wenn die noch nicht geborenen Enkelkinder eingeschult werden.

„Unser Berlin“ liegt hoch oben auf dem Gipfel von Mount Haltung, und alles andere drum herum verschwindet in tiefster moralinsaurer Finsternis.

In „Unser Berlin“ bauen und eröffnen wir zahlreiche Mahnmale und erinnern uns bei jeder sich bietenden Gelegenheit mit erhobenem Zeigefinger gegenseitig daran, was sich alles nicht wiederholen darf. Eine gewachsene Erinnerungskultur. Während wir die vom IS verfolgten und verschleppten Yeziden von den Kurden retten lassen, wirkt das besonders glaubwürdig. Für die ermordeten Yeziden kann man dann ein Mahnmal bauen, leere Phrasen „darf sich nie wieder wiederholen“ in die Mikrophone klappen und in die Federn dankbarer Journalisten diktieren, Aussagen, auf die sie die Politiker anschließend aber nicht mehr festnageln möchten. „Unser Berlin“ ist Moralexportweltmeister.

In „Unser Berlin“ feiern wir uns auf bedeutungsleer gewordenen Events, zu denen wir besonders gerne die einladen, die so hell erstrahlen wie wir und die unser lichtes konstruiertes Weltbild teilen, das wir auf Kosten der Steuerzahler anderer Bundesländer über den Dächern oder hinter Securities ausleben. Länderfinanzausgleich schimpft sich dieses Geben, und Berlin nimmt.

Ein Märchen: In „Unser Berlin“ haben alte Menschen keine Angst, noch in der Dunkelheit alleine vor die Türe zu gehen oder die Ubahn zu benutzen, auch durch den Tiergarten können sie jederzeit angstfrei schlendern. In „Unser Berlin“ lassen wir uns unsere Art zu leben nicht nehmen, unangenehm aufkommende Gefühle beim Besuch eines „Winter-/Weihnachts-/WasauchimmerMarktes“ sind uns fern.

In „Unser Berlin“ weigert man sich, Gefährder in Herkunftsländer abzuschieben. Dass man diese Gefährder dann nur an Wochentagen observiert, nicht aber an Wochenenden, dafür fehlt das Personal.

In „Unser Berlin“ sind wir so tolerant, dass wir Ausstellungen mit öffentlichen Geldern querfinanzieren, die den Attentäter des Terroranschlags auf das Pariser Bataclan als „Märtyrer“ darstellen. In „Unser Berlin“ werden Diebstähle so gut wie nicht mehr geahndet. Wie auch, wenn Selbstmordattentäter verherrlicht werden. Da immerhin sind wir verhältnismäßig.

In „Unser Berlin“ blicken wir mit Verachtung auf all die, die zu den ersten antisemitischen „Anti-Israel“ Aufmärschen darauf hingewiesen haben, dass sich hier eine Entwicklung Bahn bricht, die keinen einzigen Tag toleriert werden darf. In „Unser Berlin“ tauchen die Politiker dazu gerne auch schon mal wochenlang ab wie 2014 und die Medien lassen sie weitestgehend gewähren in ihrem Abtauchen.

In „Unser Berlin“ wird seit Jahren jeder, der auf diese Schieflage hinweist, als rechts zwangsverortet. In „Unser Berlin“ schämt man sich als Politiker trotzdem nicht, diejenigen, die man nach wie vor dort abstellt, nun aufzufordern, sich dem neuen Antisemitismus entgegenzustellen.

In „Unser Berlin“…. „Das ist nicht unser Berlin!“

Doch. Auch DAS ist heute EUER Berlin. Viele unserer Städte sind berlinert worden. Aber was wir sehen, gefällt uns schon lange nicht mehr. Darf uns nicht gefallen! Dass ihr es mit „ist nicht unser“ wieder einmal damit wegschiebt, von euch weist, mit diesen Worten die Mitverantwortung für diese bedenkliche Entwicklung, das offenbart, dass ihr immer noch nichts verstanden habt. Ich befürchte, ihr werdet darin fortfahren in dem naiven Verhalten alles weiter von euch zu schieben, was dem „nicht unser Berlin“ Weltbild entspricht.

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