Berlin feiert große Erfolge, so vermeldet die Stadt, die Zahl der Intensivtäter wäre in den letzten 10 Jahren stark rückläufig gewesen. Was mich auch nicht verwundert: Denn eine kriminologische Binsenweisheit besagt, viel Polizei – viele Strafanzeigen, wenig Polizei – wenig Strafanzeigen. Wenn der Schutzmann um die Ecke gelaufen kommt, wird er gern vom Bürger angesprochen. Ergebnis der Konversation ist oftmals eine Strafanzeige im Sinne des Bürgers, denn Polizeibeamte sind von Amts wegen verpflichtet, beim Verdacht von Straftaten tätig zu werden. Fehlt der Schutzmann vor Ort, gibt es deutlich weniger Straftaten in der Statistik, nicht etwa weil diese nicht stattfinden würden, sondern weil Menschen keine Ansprechpartner vorfinden.
Die effektivste Form der Polizeiarbeit ist und bleibt die Fußstreife. Daran ändern auch die sogenannten Internetwachen nichts. Spitze Zungen empfehlen deshalb die Abschaffung der Polizei, dann gäbe es gar keine Straftaten mehr. Oh Schreck, die Zahl der Gewohnheitstäter nahm in Berlin im Jahr 2016 um 2,4% wieder zu. Was für eine Überraschung! Von den 6.931 Tatverdächtigen waren 2.464 Nichtdeutsche, 323 „unklarer Herkunft“, 1.638 Deutsche mit Migrationshintergrund und 2.505 Deutsche. Mehr als verdoppelt habe sich darunter die Anzahl der Personen mit „unsicherem Aufenthaltsstatus“.
Wenn du nicht mehr weiter weißt, bilde einen Arbeitskreis
Innenstaatssekretär Christian Gaebler (SPD) ist besorgt und vermutet als Ursache bei jungen Flüchtlingen und Zuwanderern „archaische Vorstellungen von Ehre“ und die „hohe Akzeptanz von Gewalt in der Gesellschaft“. Als weitere Ursachen werden angeführt: Eine „misslungene Integration“ durch „Sprache, Bildung, unzeitgemäße Rollenbilder, mangelnder beruflicher Teilhabe, Akzeptanz unserer Werte und Normen sowie an der teilweise wahrzunehmenden Herausbildung von religiösen Fanatismen“.
Aha, wer hätte das gedacht. Sozialarbeiter sollen es im Verbund mit der Justiz und der Polizei richten. Das erinnert mich an die Brandenburger Polizei, dort erteilt ein Psychologe der Polizei „Einsatzhinweise“ für Gefährderlagen (ab S.104 rechts unten). Meine Sorge als zertifizierter Trainer: Hoffentlich setzt sie niemand ausschließlich um. Hochglanz- und Vorzeigeprojekte in der Theorie und Öffentlichkeitsarbeit, wie ich sie zur Genüge kenne.
Demgegenüber stehen Berliner Schrottschulen, Unterrichtsausfall, heruntergekommene Turnhallen und Toiletten, Mobbing und Kriminalität. Mangelnde Integration durch mangelnde personelle und finanzielle Mittel, in Verantwortung des rot-rot-grünen Senats. Damit es keiner merkt, gibt es für Schulleiter und Lehrer einen Maulkorberlass. Schulsenatorin Sandra Scheeres (SPD) vergisst nicht hinzuzufügen, „… dass es manchmal schon zum Selbstschutz der Schule angezeigt ist, Drehtermine und Presseanfragen an die Pressestelle der Senatsverwaltung zu melden“. Nun, diesen Satz könnte man auch als Drohung verstehen.
Nun sollen es also einige Sozialarbeiter richten. Die Liebesmüh wird, von einzelnen Erfolgen abgesehen, zwar nicht kostenlos aber umsonst sein.
Synapsen, die die Nervenzellen verbinden, bilden sich grundlegend bereits in den ersten beiden Lebensjahren heraus. Bis zum sechsten Lebensjahr sind wir Menschen geprägt. Kinder, die keine empathische Zuwendung und sichere Elternbindungen erfahren, archaische Familien, in denen die Prügelstrafe vorherrscht, können keine Spiegelneuronen entwickeln, die ein sozialisiertes Miteinander ermöglichen.
Seitz (1983, 50) weist darauf hin, „dass sich Straffälligkeit zu einem hohen Ausmaß als Folge einer frühen Sozialisation, speziell durch die elterliche Erziehung, erworbene Persönlichkeitsstruktur einstellt“. Je älter die Probanden, desto geringer ist die Wahrscheinlichkeit der Resozialisierung. Eine letzte Chance wird die Pubertät bei den Jugendlichen sein. Hier werden die in der Kindheit angelegten Nervenverbindungen noch einmal „gestrafft“ und ausgelesen. Straftaten, die aufgrund mangelnden Verfolgungsdrucks unentdeckt bleiben, da Polizeistellen „fleißig“ abgebaut wurden, stärken die antisoziale Persönlichkeit. Ungesühnte Diebstähle, Gewalt und Rücksichtslosigkeit werden als Belohnungssystem im Gehirn determiniert und sind nur noch schwer zu reparieren. Das Gleiche gilt auch, wenn durch mangelndes Justizpersonal Anklagen erst nach einem Jahr und noch später stattfinden. Dann können Jugendliche emotional nicht mehr nachvollziehen, was bei Ihnen schief gelaufen ist. Die Wirkung einer Verurteilung verpufft dann ins Nirwana.
Richterin Kirsten Heisig hatte in Berlin vor vielen Jahren gezeigt, wie es gut funktionieren kann. Wie man nachlesen darf, wurde sie gemobbt, was mich allerdings nicht wundert. Mit der Integration von kreativen Beamten, die neue Wege gehen wollen, sieht es manchmal sehr schlecht aus. Das ist in Brandenburg auch nicht anders. Die drei zugegebenen Mobbingfälle sind nur die Spitze des Eisberges.
Steffen Meltzer, Buchautor von „So schützen Sie Ihr Kind! Polizeitrainer vermittelt Verhaltensrichtlinien zur Gewaltabwehr“.