Tichys Einblick
Barbie-Puppe mit Hidschab

Auf dem Weg zur Vollverschleierung?

Unsere Werte basieren darauf, dass Menschen ihr Gesicht zeigen, auf einer Augenhöhe stehen, sich gegenseitig respektieren und sich immer mit Toleranz begegnen.

Manchmal kann ich die Welt nicht verstehen. Wir diskutieren seit Jahrzehnten über ein Stoffstück, das zu Beginn als Kopftuch nur einen Quadratmeter groß war. Danach diskutierten wir über zwei Quadratmeter Turban, jetzt über 3,5 Quadratmeter – über die Vollverschleierung. Ob wir sie Burka, Niqab oder sonst wie nennen, macht am Ende kein Unterschied. Vollverschleierung in all seinen Formen und Farben gehört nicht zu Deutschland. Dieses mobile Stoffgefängnis entrechtet nicht nur die Frauen, es nimmt den Frauen auch ihr Gesicht. Vollverschleierung gehört auch nicht zu unserer Demokratie und zu unserer Wertegesellschaft.

Die ZEIT preist: "Barbie emanzipiert sich"
Barbie trägt jetzt Kopftuch
Wer kennt sie beispielsweise nicht die klassische Barbie-Puppe. Ich denke, jedes Mädchen hat schon mit ihr gespielt. Gab es sie anfangs nur in blond mit Proportionen, die nicht realistisch waren, sind bis heute zahlreiche Varianten, sowohl bei der Haar- als auch bei der Hautfarbe dazu gekommen. Ich kann mich erinnern, dass viele junge Mädchen wegen dieser Puppe Ideale hatten und ihre Körper an diese von den Designern vorgegebene Erscheinung anpassen wollten. Ich kenne viele Mädchen, bei denen der Wunsch, so aussehen zu wollen wie die Barbie-Puppen, zu Magersucht, zu Depressionen oder zu schweren physischen wie psychischen Krankheiten geführt hat.

Doch jetzt ist es so weit, dass der Spielzeughersteller „Mattel“ eine neue Puppe auf den Markt bringt. Die Designer des Herstellers haben jetzt eine für die westlichen Augen ungewohnte Puppe in die Kinderwelt gebracht. Die zierliche Barbie trägt jetzt Hidschab. Das ist wirklich kein Witz und wenn, wäre es auch ein ganz schlechter. Es ist leider Realität.

Für mich ist das unfassbar. Nicht, weil wir eine Frau kritisieren wollen, die Modell für diese Puppe stand. Aber mit einer Puppe, die einen Hidschab trägt, wird der Weg zur Vollverschleierung bereitet. Diese Art von Spielzeug ebnet nicht nur den Weg, sondern macht die Vollverschleierung hoffähig. Gerade Mädchen in diesem Alter, in dem sie mit Puppen spielen, sind wie junge Äste. Man kann sie so verbiegen, wie man es will. Es kann einfach nicht sein, was wir in die Köpfe der Kinder einflößen, dass auch Hidschab und am Ende sogar Vollverschleierung etwas ganz Normales seien.

DAS PROBLEMKLEIDUNGSTÜCK IN EUROPA
Burka und das muslimische Kopftuch
Ich verstehe nicht, was in den Köpfen der Hersteller vor sich geht. Wenn ich dann auch noch lese, damit würde ein neues Vorbild geschaffen, dann wird mir ganz anders. Ich habe schon immer davor gewarnt: Woran muss sich unsere Gesellschaft denn noch gewöhnen? Wie erwähnt: Erst Kopftuch, dann Turban, jetzt Hidschab, vielleicht dann die Vollverschleierung? Ich wurde und werde immer wieder von einigen belächelt oder kritisiert unter dem Motto „So weit wird es schon nicht kommen. Übertreiben Sie mal nicht. Lassen Sie die Kirche im Dorf.“

Tja, jetzt sollte es aber auch dem letzten klar geworden sein. Das waren keine Übertreibungen. Es kommt so. Unsere Gesellschaft entwickelt sich in diese Richtung. Ein Emoji mit Kopftuch, eine Barbie mit Hidschab, worauf müssen wir uns als nächstes gefasst machen? Womit müssen wir noch rechnen? Wo driftet unser westlicher demokratischer Rechtsstaat, Deutschland, Europa aber auch alle westlich eingestellten Gesellschaften hin?

Hier möchte ich ganz besonders betonen: Mir geht es keinesfalls darum, weder die Person, ihren Glauben noch die sportlichen Leistungen und Erfolge der US-Säbelfechterin und Olympia-Teilnehmerin Ibtihaj Muhammad zu schmälern, im Gegenteil. Ich habe größten Respekt und Achtung vor ihren sportlichen und sozialen Leistungen. Es geht auch nicht um den Glauben und den Islam, den Koran oder Muslime in der ganzen Welt. Es geht hier um eine Bekleidungsform, die nicht zum Islam gehört. Im Islam oder im Koran steht nirgends, dass sich die Frauen in dieser schwarzen Kluft vollverschleiern müssen.

Falsches Signal
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Es geht nur um eins: Wir sind eine offene, demokratische, werteorientierte Gesellschaft. Unsere Werte basieren darauf, dass Menschen ihr Gesicht zeigen, auf einer Augenhöhe stehen, sich gegenseitig respektieren und sich immer mit Toleranz begegnen. Gerade diese Bekleidungsformen, ob Burka, Niqab oder andere Arten der Vollverschleierungen, treiben einen Keil in die Gesellschaft. Sie leisten einen Bärendienst für unsere jahrzehntelange und gute Integrationsarbeit. Die Vollverschleierung verhindert die Integration der Frauen, die in diese Bekleidung gezwungen werden, sei es familiär, sei es durch sozialen Druck in dem Milieu oder aber auch aus politischer Gesinnung.

In einer Zeit, in der die radikalislamistische, salafistische, fundamentalistische Gesinnung und der menschenfeindliche, verbrecherische IS-Terror fast täglich irgendwo auf der Welt zuschlägt, können und dürfen wir diese Verschleierungsformen in unserer Gesellschaft nicht dulden. Ob wir sie gesetzlich verbieten können oder nicht, dass müssen Juristen entscheiden. Aber als Mitglied dieser Gesellschaft und als Bürger dieses Landes sage ich:

Unter den Teppich
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Im Haushalt der Menschlichkeit und durch unser Demokratieverständnis versuchen wir sogar den Toten ein Gesicht zu geben. Gerade die Flüchtlinge, die über die Ägäis oder das Mittelmeer zu uns kommen wollten, es aber zum Teil nicht geschafft haben und mit ihren Booten untergegangen sind, werden von uns für ihre Hinterbliebenen aus den Tiefen des Meeres geborgen. Somit geben wir sogar den Toten ihre Identität und ihr Gesicht wieder. Deswegen kann es nicht sein, dass es in unserer Gesellschaft Leute gibt, die sogar den Lebenden ihr Gesicht wegnehmen.

Die Vollverschleierung ist danebe nicht nur ein Zeichen gegen all unsere demokratischen Werte, sie ist auch ein sicherheitsrelevantes Bekleidungsstück. Gerade in Zeiten, in denen der IS-Terror uns erschüttert, müssen wir uns auch aus sicherheitsrelevanten Gründen überlegen, diese Form des Bekleidens zu verbieten.

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