Im Bericht von Stefanie Claudia Müller über den Konflikt zwischen den Regierungen in Barcelona und Madrid steht unter anderem: Die „Transición“, der Übergang der spanischen Diktatur zur Demokratie, hat Spanien in 17 autonome Regionen und Städte aufgeteilt. Den „historischen Unabhängigkeitsansprüchen der Regionen Navarra, Baskenland und Katalonien (wurde) in gewisser Weise Rechnung getragen. Ihre regionalen Sprachen wurden aufgewertet. Damals bekamen Navarra und die Basken die steuerliche Hoheit zugesprochen, Katalonien hingegen nicht.”
Da fragt sich jemand wie ich, der vor über 50 Jahren seine Arbeit im Oberseminar in Neuerer Geschichte über Volksgruppen in Europa schrieb: Warum hat die spanische Regierung die Steuerhoheit den Katalanen nicht nachträglich eingeräumt?
Wir haben damals als Oberseminaristen diskutiert, wie das mit den Volksgruppen in Belgien, in Frankreich, Spanien und Italien Geschichte ist oder irgendwann wieder hochkommt. Wir waren uns damals, Anfang der 1960er nicht einig. Am Balkan, der in meiner Arbeit nicht vorkam, haben wir später gesehen, was passiert, wenn eine Zentralgewalt wie in Jugoslawien ihre Kraft verliert.
Für die Sturheit, um höflich zu bleiben, der spanischen Regierung habe ich keine Sympathie, nicht einmal Verständnis. Die zwingende Antwort ist doch Dezentralisierung in ganz Spanien. Das ist auch die naheliegende Antwort in der EU und in allen Nationalstaaten. Dezentralität (Autonomie) fördert Einheit, nicht Zentralismus. Freiwillig, von unten, wächst Einheit, nicht zentralistisch, durch Zwang, von oben .
Auch wir Älteren erleben es noch: Die Antwort auf Globalisierung ist Lokalisierung. Nicht mehr Zentralisierung ist die kulturelle, gesellschaftliche und poltische Zukunft. Das halten tatsächlich weder Ochs noch Esel auf. Und ich freue mich drauf.