Die Großstadt Barcelona. Ein Mann rast mit einem Kleintransporter durch die beliebte und belebte Allee Las Ramblas: 13 Tote, über 100 Verletzte. Die Kleinstadt Cambrils, 100 Kilometer südlich. Einsatzkräfte erschießen fünf Personen und verhindern so einen Terroranschlag mit Sprengstoff-Gürteln. Vier Zivilisten und ein Polizist werden verletzt. Der IS reklamiert den Terror als sein Werk. Alcanar. Eine Explosion in einem Haus, ein Toter, ein Verletzter. In der Kleinstadt Vic wird ein weiterer Kleintransporter sichergestellt, wohl von denselben Tätern angemietet. Für die spanische Polizei hängen alle vier Orte zusammen. Das Tatfahrzeug wurde in der spanischen Exklave Melilla an der marokkanischen Nordküste angemietet. Das ist für das in Deutschland übliche „Narrativ“ ziemlich verheerend: Die beliebte Einzeltäter-These wirkt selbst für den Gutgläubigsten schäbig. Gruppenweises, abgestimmtes Auftreten von psychisch gestörten Einzeltäter dürfte die neue Erklärung sein.
Spaniens Ministerpräsident Mariano Rajoy nennt es „dschihadistischen Terrorismus“. Auf die „globale Bedrohung“ müsse die Antwort „global“ sein. Auch Merkel, Macron und Trump lassen die üblichen Formeln bekannt geben. Nichts deutet darauf hin, dass die verantwortlichen Politiker irgendetwas Ernsthaftes unternehmen werden, um Europa sicherer vor Terror zu machen. Alles spricht dafür, dass weiter reagiert statt agiert wird. Nach ersten Meldungen soll es 3 deutsche Todesopfer geben. Ihre Namen werden wir nicht erfahren, ihre Gesichter nicht sehen. Während Spanien seine Toten beweint, werden die Deutschen still und heimlich verscharrt werden. Alles andere könnte zu Beunruhigung führen. Das ist im Wahlkampfzeiten schon gar nicht erwünscht. Bereits gestern war die Berichterstattung in ZDF und ARD denkbar knapp, gemessen an den sonstigen Nicht-Themen wie der in solchen Fällen routinemäßigen Aufhebung der Immunität von Frauke Petry. Ruhe ist die erste Bürgerpflicht.
Ex-Präsident Obama witterte:“Americans will always stand with our Spanish friends. Un abrazo.“ Sein Nachfolger dagegen „Be tough & strong“. Da zeigen sich Unterschiede. Die Bundeskanzlerin sonderte die übliche Formel vom „widerwärtigen Anschlag“ ab, als ob es auch nette Mordanschläge gäbe.
Dass der Bevölkerung etwas schwant, zeigt sich daran, dass „Je Suis Barcelona“ mit in Landesfarben eingefärbtem Porträt in den Sozialen Medien nur selten zu sehen ist. Gibt es doch eine gemeinsame, geheimnisvolle Kraft dahinter?