Existieren Internet-Medien eigentlich für deutsche Berufsjournalisten? Oder endet ihr Internet-Horizont abgesehen vom „Googeln“ bei den Netzablegern der alten Medien? Bei englischen Blättern ist das wohl nicht so. Denn Alexander Wallasch brachte es mit einem Beitrag auf TE zum Zitat im Guardian:
«“What is wrong with German voters?” Wallasch asked in the liberal conservative online magazine Tichys Einblick. “How can it be that the CDU with Angela Merkel at the helm is currently enjoying 40% support? Is it just a lack of alternatives?” Or, he goes so far as to suggest, “a type of Stockholm syndrome” – referring to the condition whereby a victim in a hostage-taking develops feelings of trust or affection towards their captor.»
Was mit Angela Merkel nicht stimmen könnte, bekommt eine neue Dimension:
Ist das ein Dementi ihres „humanitären Imperativs“? Kann es wirklich sein, dass ihr niemand das Buch von Robin Alexander zur Kenntnis gebracht hat? Dass sie dieses und andere Bücher selbst liest, dürfen wir nicht unterstellen. Aber dass es Bürger gibt, die das tun, könnte sie wissen, oder? Manchmal denke ich, Beratungsresistenz von Politikern, aber genauso von Managern, Journalisten, von Funktionären generell, ist gar nicht die Folge des Aufstiegs in hohe und höchste Dienstgrade, sondern eine wichtige Bedingung für den Aufstieg.
Grüne und SPD sprechen sich für das Verbot von Verbrennungsmotoren aus? Kein Problem, Merkel übernimmt die Forderung und schiebt einfach den Termin in unbekannte Zeiten hinaus.
Wenn das Thema Masseneinwanderung unter den irreführenden Sammelbegriffen „Flüchtlinge“, „Schutzsuchende“ und Asylberweber für alle Migrationsgruppen aus dem Wahlkampf herausgehalten wird, was ohne die Mitwirkung der allermeisten Medien nicht möglich wäre, liefert Bento einen Beitrag, für den mir kein passendes Wort einfällt: „In diesem Retro-Game spielst du eine Flucht aus Syrien nach“.
BILD meldet: «„Wir rechnen diesmal mit einer deutlich geringeren Wahlbeteiligung der Türkeistämmigen“, erklärt Joachim Schulte von Data 4U, einem Institut, das sich auf Meinungsforschung in ethnischen Zielgruppen spezialisiert hat.» Und zitiert eine bundesweite repräsentative Befragung der Union Europäisch-Türkischer Demokraten (UETD), die der türkischen Regierungspartei AKP von Staatspräsident Recep Tayyip Erdogan nahesteht: Danach „gaben 15 Prozent der Befragten an, sie wollten bei der nächsten Bundestagswahl gar nicht wählen“, „41 Prozent wussten noch nicht, ob sie zur Wahl gehen oder machten keine Angaben“. BILD resümiert: „Dass sich die Türkeistämmigen zunehmend abwenden, ist vor allem für die SPD und für die Grünen eine schlechte Nachricht. Sie waren bislang die bevorzugten Parteien der rund eine Million Deutsch-Türken, die in Deutschland wahlberechtigt sind.“
Einen besonders erhellenden Beitrag zum Jahrestag des Beginns des Mauerbaus liefert die Bundestagsabgeordnete Halina Wawzyniak von der Partei Die Linke auf bei Twitter: «„Im Kern war die SED eine rechte Partei. Autoritär, nationenbezogen, ausgrenzend von allem, was nicht „normal“ war.“» Das ist die Welt, die politischen Kindern gefällt.
Ist das größer Werden des politischen Sommerlochs Teil des Klimawandels oder einfach nur die Ausklammerung von Politik aus dem Wahlkampf?