Der Dow-Jones-Index verzeichnete am Freitag am achten Handelstag in Folge eine neue Höchstmarke. Knapp 22.093 Punkte standen zur Schlussglocke an der Kurstafel. Auch der MSCI World ist auf Rekordjagd, viele europäische Märkte wie zum Beispiel der Schweizer verzeichnen Jahreshöchststände. Der Risikoappetit der Investoren ist angesichts des niedrigen Zinsumfelds hoch. Das zeigt sich auch auf dem Anleihemarkt. Vor wenigen Wochen schaffte es Argentinien ohne Probleme, eine Anleihe mit 100 Jahren Laufzeit und rund acht Prozent jährlicher Verzinsung zu platzieren. Anzumerken ist, dass das südamerikanische Land in 200 Jahren acht Staatspleiten hingelegt hat. Vorvergangene Woche gelang dann Europas Sorgenkind Griechenland mit einem Papier, das Investoren gerade mal 4,6 Prozent Rendite pro Jahr bis 2022 verspricht, ein Anleihe-Comeback. Und vergangene Woche betrat dann mit dem terrorgeplagten Irak nach zehn Jahren Abstinenz ein weiterer Akteur die Bondbühne, dessen politische wie wirtschaftliche Stabilität stark zu wünschen übrig lässt. Dennoch rissen sich die Investoren um die neue Anleihe, die 6,75 Prozent Verzinsung pro Jahr bis 2023 verspricht. Insgesamt gingen für den neuen Irak-Bond Orders im Wert von 6,6 Milliarden US-Dollar ein. Bleibt die Frage, ob sich das hohe Risiko am Ende für die Zinsjäger wirklich auszahlt.
Die Statistik ist eindeutig: August und September sind historisch die schlechtesten Monate am deutschen Aktienmarkt. Im August verlor der DAX, zurückgerechnet bis zum Jahr 1959, im Schnitt 0,3 Prozentpunkte, im September sogar knapp zwei Prozent. Ansonsten gab es nur im Mai und Juni ganz kleine Verluste. Alle anderen Monate verzeichnen als historischen Durchschnitt ein Plus. In diesem Jahr setzte die Sommerschwäche übrigens ungewöhnlich früh ein. Im Juli, der mit einem Durchschnitts-Plus von 0,8 Prozent eigentlich zu den besseren Monate zählt, büßte der DAX in diesem Jahr 1,7 Prozent ein. Entscheidend war die schwache zweite Monatshälfte, in welcher der Index um vier Prozent absackte. Das könnte darauf hindeuten, dass Anleger in Erwartung der Wackelmonate vorab ihre Aktienbestände reduzierten. Wahrscheinlicher als Ursache sind aber der starke Euro und die Probleme der Autobauer. Der Kalendereffekt ist eben nur einer von vielen Einflussfaktoren.
Über vier Jahre ist es her, dass Japans Premier Shinzo Abe die sogenannten Abenomics in Japan eingeführt hat. Seine Politik der „drei Pfeile“ mit einem Mix aus Steuer- und Währungspolitik und harten Strukturreformen sollten zu einem Neustart der kränkelnden Wirtschaft führen. Doch Abe hat zuletzt stark an Rückhalt in der Bevölkerung verloren. Umfragen zufolge ist die Beliebtheit seines Kabinetts nach Korruptionsvorwürfen auf unter 30 Prozent gefallen. Ein Grund, weshalb er vergangene Woche vier Minister austauschen musste. An der grundsätzlichen Attraktivität der japanischen Aktien sollten diese Turbulenzen aber nichts ändern. Der Kurs der Regierung trage Früchte, meinen etwa die Japan-Experten der Fondsgesellschaft Unigestion. An der Börse fällt die Bilanz von Abe ohnehin sehr positiv aus. Der Nikkei-Index hat seit 2013 um über 90 Prozent zugelegt.
Die Vorherrschaft eines Unternehmens in einer Branche ist nicht zementiert. Das mussten Konzerne wie Nokia oder General Motors schmerzhaft erfahren. Nun hat es Intel erwischt, 20 Jahre lang die Nummer 1 unter den Chipherstellern weltweit. Samsung freut sich über die neue Führungsrolle. Während sich Intel auf Steuerungschips etwa in PCs konzentriert, setzt der südkoreanische Konzern auf Speicherchips. Und vor allem in diesem Segment spielt die Musik. „Dass Samsung Intel überholt, hat mehr damit zu tun, dass Samsung Marktanteile gewinnt, als dass Intel Marktanteile verliert“, kommentiert Bill McClean, der Chef des Branchendiensts IC Insights. Findige Anleger profitierten vom Machtwechsel an der Börse. So hat die Aktie von Intel in zwölf Monaten knapp zehn Prozent gewonnen, während das Samsung-Papier auf ein Plus von rund 67 Prozent kommt.
An der amerikanischen Börse waren am Freitag vor allem Finanztitel gefragt. Goldman Sachs etwa führten den Dow mit einem Anstieg um 2,6 Prozent an. Börsianern zufolge profitierten die Finanzwerte davon, dass die Arbeitsmarktdaten weiteren Zinsspielraum für die US-Notenbank Fed signalisieren, was gut für das Alltagsgeschäft der Banken ist. Wells Fargo (Wells FargoCo) entzogen sich dem aber mit einem ein Prozent Minus. Bei dem Finanzinstitut könnnten die Kosten für diverse Rechtsstreitigkeiten die Rücklagen übersteigen.
Am Dow-Ende sanken Walt Disney um rund 1,3 Prozent. Sie knüpften so wie die gesamte Medienbranche an ihre jüngste Schwäche an. Dafür verantwortlich gemacht wurde das Fernsehnetzwerk Viacom, dessen Aktien (Viacom A) als größter Verlierer im Nasdaq 100 um fast 14 Prozent absackten. Laut Analystin Alexia Quadrani von JPMorgan wurden starke Resultate von einem enttäuschenden Ausblick überschattet. Unter anderem rechnet Viacom mit einer rückläufigen Abonnentenzahl bei seinen Pay-TV.
Ansonsten spielte die Musik am Freitag vor allem bei Nebenwerten. So sorgte GoPro unter seinen Anlegern für große Erleichterung. Nach harten Einschnitten präsentierte der Actionkamera-Spezialist im zweiten Quartal wieder bessere Zahlen, die Prognose für das laufende Vierteljahr übertraf außerdem die Erwartungen. Die Aktien sprangen um fast 20 Prozent hoch. Zwischenzeitlich erreichten sie oberhalb von zehn Dollar den höchsten Stand seit Februar.