Die Ent-Deutschung des SPD-Programms erinnert mich an den Umgang der österreichischen Politik mit dem Reizwort Deutsch in meiner Schulzeit in den 1950-er Jahren: in meinen Zeugnissen nachzulesen. Erst hieß das Unterrichtsfach „Deutsch“, dann „Deutsche Unterrichtssprache“, dann „Unterrichtssprache“ und dann wieder „Deutsch“. Der Bundesminister von der ÖVP, unter dessen Ägide das stattfand, hieß Hurdes, weshalb der Volksmund dieser kabarettreifen Sprachverwandlung den passenden Namen verlieh: „Hurdestanisch“. (Helmut Qualtinger und Gerhard Bronner setzten Hurdes in einem anderen Zusammenhang ein Denkmal: „Der Papa wird’s schon richten“ – und damit sein politisches Ende.)
Doch genau an diesem Punkt kippte die Geschichte. Bis zum Ehrlichwerden der Geschichtsbetrachtung zur Rolle von Österreichern in der Nazidiktatur sollte es noch dauern, bis sich die Österreicher als eigene Nation fühlten, auch. Heute ist das längst selbstverständlich, obwohl weiter Deutsch in den Schulen unterrichtet wird. In unseren Tagen reklamiert die FPÖ österreichischen Patriotismus als ihre Spezialität.
Das SPD-Programm ohne Deutsche signalisiert nicht das Verschwinden des und der Deutschen aus Deutschland, sondern das Verschwinden der SPD und der anderen so Gesinnten in der politischen Bedeutungslosigkeit.