„Read my lips: No New Taxes!“ Unvergessen die Szene im TV-Duell zum Finale des US-Wahlkampfes zwischen George Bush sen. und seinem demokratischen Herausforderer Dukakis, während er zur Bekräftigung seiner Worte mit dem rechten Zeigefinger auf seinen Mund weist und den perplex dreinschauenden Gegner ziemlich alt aussehen lässt. Was Wunder, dass George Bush mit Pauken und Trompeten als Sieger aus der Wahl hervorging, was sich vor allem für uns Deutsche als Glücksfall erweisen sollte. Denn in seine Amtszeit fiel die deutsche Wiedervereinigung, die in George Bush einen der stärksten Förderer auf internationaler Ebene fand.
Inzwischen sollte es zum Kleinen Einmaleins von Wahlkampfstrategien gehören, dass der Erfolg letztlich an Wahlaussagen hängt, die für das Lösungsversprechen in den jeweils anstehenden Politikfeldern größere Unannehmlichkeiten für die Wähler möglichst ausschließen. Man sollte erwarten, dass das auch Martin Schulz erkannt hat, wenn er darauf hinweist, dass die SPD immer dann richtig lag, wenn sie Arbeitnehmer, aufgeklärtes Bürgertum und linke Intellektuelle gleichermaßen ansprach. Weshalb er entgegen dieser Einsicht nun aber ausgerechnet dem „aufgeklärten Bürgertum“ als dem klassischen Lastesel der Nation mit seinem Gerechtigkeitsprojekt auf die Pelle rücken will, bleibt sein Geheimnis.
Daher erweist sich die Forderung, die angebliche soziale Schieflage unerträglicher Ungleichheit durch Höherbesteuerung der Reichen zu beseitigen, auch diesmal wieder als Illusion. Denn zum einen beruht unser hohes Steueraufkommen bereits heute auf der Anwendung der seit langen Zeiten in Gebrauch befindlichen Methode, die Einkommensschere zwischen Arm und Reich qua Steuerprogression am allzu starken Auseinanderklaffen zu hindern, wie die nach Einkommensklassen gegliederten Steuereinnahmen zeigen. Danach erbringen die 10 Prozent Bezieher der höchsten Einkommensklassen 60 Prozent des gesamten Steueraufkommens, die nachfolgenden 40 Prozent der nächsthöheren Einkommensstufen 30 Prozent, während die unteren 50 Prozent entsprechend dem Prinzip der sozialen Belastbarkeit insgesamt nur 10 Prozent zum Steueraufkommen beitragen.
Unterstellt, sie würden dann überhaupt noch im Lande bleiben, müssten zur Liquidation dieses Betrages Kapitalanlagen aufgelöst und in Konsumgeld umgewandelt werden, was volkswirtschaftlich betrachtet einer Vernichtung von Produktivkapital gleichkäme, die notwendigerweise mit einem Verlust an Arbeitsplätzen einhergehen würde.
Um dem Dilemma zu entgehen, dass eine Höherbesteuerung der kleinen Gruppe der Höchstverdiener wegen des geringen Multiplikatoreffekts zu wenig an Umverteilungsmasse erbringt, greifen die linken Steuerreformer zu einem Trick, der ganz und gar nichts mit der Schaffung von mehr Gerechtigkeit zu tun hat. Um die Zahl der stärker zu besteuernden Bürger so weit zu erhöhen, dass der Multiplikatoreffekt auch tatsächlich aufkommenswirksam zum Zuge kommen kann, werden, wie aktuell im Steuerprogramm der SPD zur Bundestagswahl vorgesehen, einfach Einkommensbezieher ab einem Jahreseinkommen von 76.000 Euro zu „Reichen“ erklärt und mit dem neuen Höchststeuersatz belegt.
Nicht nur die FAZ wundert sich darüber, dass für die SPD zu den Reichen auch der gehobene Mittelstand gehören soll, „dem es nicht unbedingt sozial gerecht vorkommen wird, wenn ihm der Kanzlerkandidat attestiert, privilegiert und Empfänger von Geschenken zu sein“. Mit einer derart fragwürdigen finanziellen Strafaktion gegen das gut verdienende, dafür aber auch hart arbeitende „aufgeklärte Bürgertum“ zu Felde zu ziehen und daran auch noch die Hoffnung zu knüpfen, von ihm für diese finanzpolitische Glanzleistung gewählt zu werden, ist nur schwer zu verstehen. Was sich die SPD-Spitze da als entscheidenden Durchbruch zu mehr sozialer Gerechtigkeit ausgedacht hat, entspricht vom intellektuellen Anspruch her dem Beschluss des SPD-geführten Gemeinderats in meinem Reiterdorf Tangstedt, die Wähler mit der Einführung einer Pferdesteuer zu vergraulen.
Wie ein Pferd kein Steuerfall ist, ist auch ein Bürger mit 76.000 Euro Jahreseinkommen kein so unverschämt Reicher, dass man ihm mit der Gleichheitskeule eines erhöhten Spitzensteuersatzes eine zusätzliche Steuerlast aufbürden muss. Was man der Tangstedter SPD in Sachen Pferdesteuer noch als Provinzposse durchgehen lassen mag, wird man der um den Sieg bei der Bundestagswahl kämpfenden Parteispitze in Sachen Strafsteuer für Besserverdienende indessen als schweren Stockfehler ankreiden müssen. Solange die SPD, weil das Schröpfen der Superreichen zu wenig Umverteilungsmasse erbringt, auf das Malträtieren der mittelständischen Leistungseliten ausweicht, um dem vermeintlichen Glück der Mehrheit zum Durchbruch zu verhelfen, dürfte sie aus ihrem 25-Prozent-Turm kaum herauskommen. Denn so wenig es zu den Aufgaben einer Volkspartei gehört, den überwiegend jüngeren weiblichen Hobbyreiterinnen den Pferdesport zu vergällen, so wenig sollte ihren Ideologen freie Hand gelassen werden, den Leuten im „Maschinenraum der Volkswirtschaft“, den Handwerksmeistern und Mittelständlern, die Freude am wirtschaftlichen Erfolg zu vermiesen.
Ist es beispielsweise gerecht, dem Bürger die mit der unverändert hohen und unrechtmäßigen Zuwanderung vorderasiatischer und afrikanischer Migranten verbundenen direkten und indirekten Lasten wie selbstverständlich und ohne Aussicht auf ein Ende aufzubürden? Hohe zweistellige Milliardenbeträge werden jedes Jahr angesichts des Versagens der politischen Klasse, den Migrantenzustrom zu regulieren, aus den Steuer- und Sozialkassen der Bürger an Fremde aus aller Welt ausgekehrt, sobald sie – und dies mit zum Teil kriminellen Mitteln der Verschleierung ihrer Identität – nur Anspruch darauf erheben. Auf diese Weise hat sich Deutschland den Ruf einer Zahlstelle für sozial Schwache aus aller Welt erworben und damit zugleich die fatale Antriebskraft dafür geschaffen, dass dies auch in Zukunft so bleiben könnte, wenn dem nicht endlich Einhalt geboten wird.
Wenn die politischen Parteien angesichts dieses offensichtlichen breiten Versagens auf einem der wichtigsten Politikfelder unserer Zeit für mehr Gerechtigkeit zugunsten der Bürger sorgen wollen, dann bietet die Bundestagswahl dieses Sommers die dafür beste Gelegenheit. Nicht die Menschheit zu retten wird den verantwortlichen Politikern abverlangt, sondern Schaden vom deutschen Volk abzuwenden. In diesem Sinne schulden sie dem Bürger mehr als sie ihm bisher haben zuteilwerden lassen, wenn es darum geht, ihn vor den anschwellenden Überforderungen des Migrationsdesasters zu schützen. Nicht zuletzt darum, weil durch passives Gewährenlassen des gegenwärtigen Zustandes immer neue Anreize für eine Eskalation der Zuwanderungsströme geschaffen werden, denen am Ende niemand mehr Einhalt gebieten kann.