Tichys Einblick
Wie gewonnen, so zerronnen

Boris Becker pleite? Er wäre nicht der einzige Star

Reich bleiben ist oft schwerer, als reich zu werden. Oft verfügen Menschen, die durch Sport oder im Showbusiness Millionen verdienen, nicht über die mentalen Voraussetzungen, die notwendig sind, ihr Vermögen zu vermehren oder auch nur zu erhalten.

© Boris Streubel/Getty Images for Laureus

Ein Gericht in London hat den früheren Tennisprofi Boris Becker für zahlungsunfähig erklärt, wie die britische Nachrichtenagentur PA berichtete. Die zuständige Justizbeamtin sei „mit Bedauern“ zu dem Schluss gekommen, dass es an glaubwürdigen Nachweisen dafür fehle, dass Becker seine „erheblichen“ Schulden bald zurückzahlen könne. Einen weiteren Aufschub um 28 Tage lehnte sie demnach ab. Boris Becker dementierte die Berichte – er sei nicht pleite. Gerüchte darüber, dass er erhebliche finanzielle Probleme hat, gibt es jedoch seit Jahren. Und er wäre nicht der einzige Spitzensportler, dem es so ergeht.

Viele Ex-Spitzensportler mit finanziellen Problemen

Viele Profisportler, die – so wie Boris Becker – in ihrer Karriere oft Millionen verdienten, mussten einige Jahre nach dem Ende ihrer Karriere Insolvenz anmelden: Claudia Kohde-Kilsch war neben Steffi Graf der deutsche Tennisstar der 80er Jahre bei den Frauen und gewann 1987 in Wimbledon im Doppel. Sie verdiente rund 2 Mio. Euro an Preisgeldern, die ihr Stiefvater verwaltete. Als ihre Karriere zu Ende ging, musste sie 1999 erkennen, dass nichts mehr davon übrig war. Sie prozessierte jahrelang gegen ihren Stiefvater, der jedoch 2004 verstarb. Danach scheiterte sie geschäftlich mit einem Musikverlag, und 2011 meldete sie Privatinsolvenz an. In einem Zeitungsinterview sagte sie: „Ich bekomme Kindergeld und Unterhalt und arbeite seit einigen Monaten für eine Immobilienfirma. Für die Miete reicht es, und ich hoffe, dass ich so wieder auf die Beine komme, langsam.“ Heute engagiert sie sich übrigens für die Partei „Die Linke“, kandidierte für den Bundestag und wurde für die Linkspartei in den Stadtrat von Saarbrücken gewählt. Dort kann sie dann gegen Reiche und Millionäre wettern, zu denen sie inzwischen ja nicht mehr gehören muss.
Der Fall des Tennisstars ist keine Ausnahme. Drei von fünf Profis der NBA (National Basketball League der USA) sind fünf Jahre nach ihrem Karriereende pleite. Und das trotz eines Durchschnittsverdienstes von 5 Mio. Dollar jährlich! Mike Tyson, einst einer der erfolgreichsten Profiboxer der Welt, hatte sich durch einen exzessiven Lebensstil und Drogenkonsum ruiniert. Seine Schulden wurden im Jahr 2012 auf rund 30 Mio. Dollar geschätzt.

Orwell lässt grüßen
Wie hoch ist der Spitzensteuersatz?
In den 1980er Jahren verhob sich die halbe Mannschaft von Eintracht Frankfurt mit Steuersparmodellen im Immobiliensegment. Dass sich Prominente mit Fehlinvestitionen in geschlossene Fonds oder in Steuersparmodelle verkalkulierten, ist keine Seltenheit. Der ehemalige Fußball-Bundesligatrainer Werner Lorant ging pleite, weil er Immobilien in Ostdeutschland kaufte, mit denen er zwar zunächst Steuern sparen konnte, die sich aber am Ende als Fehlinvestitionen erwiesen. Die „Augsburger Allgemeine“ berichtete am 25. November 2011: „Lorant, der in seiner Karriere als Profi (u.a. 1981 Uefa-Pokalsieger mit Eintracht Frankfurt) und hinterher als Trainier Millionen verdient haben muss, ist ruiniert. Sein luxuriöses Haus in Oberdorfen bei München wurde zwangsversteigert.“ Danach lebte er Zeitungsberichten zufolge abgeschieden auf einem Campingplatz am Waginger See in Oberbayern. „Der Inhaber, ein bekennender Löwen-Fan, hatte Lorant kostenlos Asyl gegeben.“ Seit einiger Zeit lebt Lorant auf Mallorca, in den Sommermonaten aber in Waging am See. Dort gibt er Trainingsstunden für Kinder.
Auch andere Stars haben Probleme mit Geld

40 Millionen verkaufte Schallplatten, mehrere Grammy-Auszeichnungen und weltweite Erfolge – Toni Braxton war eine der erfolgreichsten amerikanischen Sängerinnen. Doch 2010 musste sie bereits das zweite Mal Privatinsolvenz anmelden. Ihre Schulden beliefen sich auf bis zu 50 Mio. Dollar. Nur einen kleinen Teil der Schulden konnte sie zurückzahlen, der Rest wurde ihr von den Gläubigern erlassen. Mitte 2013 galt sie als schuldenfrei, und ihre Reality-Show „Braxton Familiy Values“ spülte wieder Geld in ihre Kassen. Offenbar fühlte sie sich wieder reich genug, um damit gleich ein luxuriöses Anwesen für 3 Mio. Dollar zu kaufen. Ob sie aus ihren Fehlern gelernt hat?

Der – bisher – glückliche Ausgang ist eher untypisch, aber die vorangegangene Insolvenz des Popstars ist kein Einzelfall. Zahlreiche Sänger und Popstars teilten und teilen dieses Schicksal. Michael Jackson, der „King of Pop“, stand am Ende seiner Karriere mit 400 Mio. Dollar in der Kreide, die legendäre Sängerin Dionne Warwick musste Insolvenz anmelden, und die weltberühmte Soul-Diva Whitney Houston hinterließ bei ihrem Tod im Jahr 2012 4 Mio. Dollar Schulden.

Ähnlich erging es dem Schlagerstar Matthias Reim (sein Hit „Verdammt ich lieb dich“ wurde 1,4 Mio. Mal verkauft). Reim hatte sich laut Presseberichten nicht um seine Finanzen gekümmert, sondern alle finanziellen Angelegenheiten in andere Hände gegeben. 2006 musste auch er Insolvenz anmelden. Insgesamt 15 Mio. Euro Schulden hatten sich bei ihm aufgebaut. Er hatte in Ostdeutschland in Immobilien, Beteiligungen und Geschäfte investiert. Doch auch er konnte sich schließlich aus den Schulden befreien, wie der „Stern“ im November 2014 berichtete: „Er besitzt ein Tonstudio und kletterte sogar musikalisch wieder an die Spitze.“

Reich bleiben ist schwerer als reich zu werden

Diese Geschichten sind keine Ausnahme; sie sind nur die Spitze des Eisberges. Bekannt wurden sie, weil die Betroffenen als Prominente im Blickfeld der Medien standen. Ihr Schicksal steht jedoch für Abertausende anderer Menschen, die beispielsweise durch Erbschaften, einen Lottogewinn oder vorübergehende berufliche Erfolge zu viel Geld kamen und es dann wieder verloren. Was viele Menschen nicht wissen: Reich bleiben ist oft schwerer, als reich zu werden. Oft verfügen Menschen, die durch Sport oder im Showbusiness Millionen verdienen, nicht über die mentalen Voraussetzungen, die notwendig sind, ihr Vermögen zu vermehren oder auch nur zu erhalten.


Die Beispiele stammen aus dem Buch von Dr.Dr. Rainer Zitelmann: Reich werden und bleiben. Leseproben und Pressestimmen finden Sie hier.

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