Bei aller Euphorie hinsichtlich der Austragung der olympischen Spiele im Ruhrgebiet, sollte man neben den, zugegebenermaßen positiven Effekten, auch immer die Kosten im Auge behalten.
Die Austragung der olympischen Spiele in London 2012 hat unterm Strich mindestens 15,6 Mrd. Euro gekostet. Der Sender Sky Sport geht in seinen Berechnungen sogar von Kosten bis zu ca. 28,8 Mrd. Euro aus. Welche der beiden Zahlen nun stimmen mag oder ob die Wahrheit wie üblich zwischen diesen beiden Schätzungen zu finden ist, geschenkt.
Das Problem ist, dass die Kosten zu einem großen Teil direkt oder indirekt durch den Steuerzahler übernommen werden „dürfen“, also, wie mittlerweile üblich, sozialisiert werden. Die Gewinne dagegen streichen das IOC und die angebundenen Unterstrukturen und partizipierende Unternehmen ein, die klassische Privatisierung der Einnahmen. Wer glaubt, dass die Einnahmen die Kosten decken oder gar überschreiten, der glaubt auch, dass der IS eine muslimische Vereinigung junger Männer zur Förderung von Demokratie und Schutz von Minderheiten ist. Selbst in Brasilien haben die Spiele nicht die offiziell genannten 4,1 Mrd. Euro gekostet. Tatsächlich reden wir hier über ca. 11 Mrd. Euro.
Wenn sich private Unternehmen an den Kosten beteiligen, so darf man davon ausgehen, dass sie sich einen entsprechenden Vorteil (=Gewinn) erhoffen. Auch bei einer optimistischen Schätzung von ca. 60% der Kostenübernahme verbleiben 40% + X für den Steuerzahler. Das X steht hier für Vergünstigungen, mit denen Investoren gelockt werden sollen oder von diesen forsch eingefordert werden. Dass die Investoren hier am längeren Hebel sitzen, sollte jedem bewusst sein. Verantwortlich für die Austragung sind Stadt und/oder Land, nicht die Unternehmen. Wenn also der Zuschlag vom IOC erteilt wurde, heißt es Gelder einzutreiben, koste es, was es wolle, denn sonst bleibt die öffentliche Hand – sprich der Steuerzahler – auf den Kosten allein sitzen.
Wenn wir uns jetzt Gedanken darüber machen, wie es um das Ruhrgebiet und NRW finanziell bestellt ist, also einen Blick aufs Girokonto werfen, werden wir wohl feststellen müssen, dass der Dispo ziemlich aufgebraucht ist. Dass die austragende Stadt oder das Land gegebenenfalls sogar Jahrzehnte die Schulden abtragen dürfen, ist auch ein Teil der Wahrheit. Vielleicht wäre eben jenes Geld, das man nicht hat, aber gerne nochmals ausgeben möchte, besser direkt in die Infrastruktur, die Bildungseinrichtungen oder die Exekutive investiert. Dann ist das nicht vorhandene Geld aber wenigstens nachhaltig und sinnvoll angelegt.
Olympische Spiele im Pott? Gerne. Unter einer Voraussetzung: IOC & Co. übernehmen die Kosten. Dann haben die Bürgerinnen und Bürger wirklich mal etwas davon.
Frank Mußhoff nennt sich ein Kind des Ruhrgebiets, ist selbständiger Unternehmer und Geschäftsführer im IT-Bereich, ehrenamtlich in der Kommunalpolitik tätig.