Heute war keine Sternstunde in Maybrits Plattitüden-Stadl, was uns aber durchaus freute, denn wir haben nur knapp zwei Seiten unseres Notizblocks gefüllt – sonst sind es vier. Als regelmäßige Chronisten wissen wir eh, dass Donald Trump quasi schon erledigt ist, nur alte Deppen für den Brexit stimmten und Europa auf rein gar nichts eine Antwort hat, ganz gleich, wie die Frage der Zeit auch lauten mag.
So wollen wir uns zunächst mit Gabor Steingart beschäftigen, den ein erstaunlicher Berufslebensweg schließlich zum Fast-schon-Eigentümer der Handelsblattgruppe werden ließ. Warum? Vielleicht wegen dieses herrlichen Ich-weiß-was-was-du-nicht-weißt-Gesichtsausdrucks, der verunsicherte Verleger Hoffnung für die Zukunft schöpfen lässt. Entsprechend gespannt lauschten wir dem im Vergleich zu uns doch Gebenedeiten des Schreibergewerbes.
Nun, mit der Geschichte jedenfalls hat er es nicht so. Die Auswanderer, die seinerzeit von England nach Amerika zogen, hätten weder einen König, noch eine Art Ersatzkönig (Trump!) gewollt, als sie der Tyrannei entflohen, meint der Karrierejournalist. Meinte er die von Jamestown? Oder die Pilgrim Fathers? Egal, beides falsch. Die Auswanderer wollten ungestört vor sich hin beten können, aber definitiv nicht den König abschaffen. Das kam erst 150 Jahre später. Müssen wir nun Steingarts Aussagen „Trumps bester Tag war der seiner Amtseinführung“ oder dass die Russen in den US-Wahlkampf eingegriffen hätten, ähnlich beurteilen wie seine Geschichtskenntnisse?
Sönke Neitzel, Militär-Historiker aus Potsdam, korrigierte nicht, bemerkte allerdings, dass bei Trump alles von der weiteren Unterstützung der Republikaner abhinge, was wir auch schon oft gehört und gelesen haben.
Eine ruckelfreie Liveschalte nach England führte zum zweiten Teil der Sendung. Die Wahl in Groß-Britannien. Ein gewisser Matt Frei von Channel 4 stand vor dem Wahllokal in der Heimatstadt Theresa Mays, „links eine Bingo-Halle, rechts eine Moschee“. Matt wies darauf hin, dass May als Innenministerin 6 Jahre lang Polizeistellen abgebaut habe und ihre Ankündigung eines harten Kurses nach den britischen Terrortagen ein wenig unglaubwürdig sei. (Als würde der treue Thomas als harter Kanzler de Misere antreten wollen.) Bei dem Thema manövrierte sich dann auch unser Historiker aufs Abstellgleis. Politiker müssten ja irgendetwas tun nach solchen Terrorangriffen, sagte er zu Mays Ankündigungen. Entweder Harte Hand, oder, wie im Irland-Konflikt mit der IRA ‘Sich nicht provozieren lassen‘. Wir empfehlen dem Militär-Historiker die „Antiterrorgesetze“ der Briten zu googeln, oder, was nicht so mühsam ist, den Film „Im Namen des Vaters“ anzuschauen, dann sieht er, wie geduldig die Briten mit der IRA umgingen (der Film wäre auch was für unsere Misere, sonst allerdings nichts für schwache Nerven).
Der dritte Stargast des Abends, unser aller Euro-Elmar, Brexit-Beauftragter des EU-Parlaments Brok. Neben dem Erwartbaren – „Gefährder wegsperren bringt‘s nicht, weil die keine Flüchtlinge seien, sondern homegrown“ (den Zusammenhang Flüchtlinge-Gefährder stellte niemand her), „Russland versucht, Einfluss zu nehmen“ (fast jedes Land, außer uns, versucht woanders Einfluss zu nehmen) und „Grundrechte und Menschenrechte bewahren, sonst haben Terroristen gewonnen“ (warum die gewinnen, wenn wir uns nicht schutzlos zusammenbomben lassen, bleibt Elmars Geheimnis).
Nein, nebenbei entschlüpfen unserem Elmar immer wieder kleine Überraschungseier. Wussten Sie, dass die Overheadkosten bei seiner Parteifreundin Ursula von der Leyen und ihrer Laientruppe 47% betragen? (Und da ist noch keine Kita dabei!) Oder dass Europa mit 110 Milliarden Euro doppelt soviel fürs Militärische ausgibt wie Russland? Nur leider größtenteils sinnlos! Denn, das wusste sogar Gabor Steingart, die Euro-Armeen sind „kaum einsatzbereit“, man versteht untereinander wegen des babylonischen Sprachgewirrs kaum ein Wort und die Ausrüstung ist großenteils Schrott.
Und so ganz am Rande versteht man auch, warum Groß-Britannien ausgestiegen ist aus der EU. Sie haben ihr Ziel erreicht. Nämlich, dass der United States of Europe Nonsense nicht funktioniert. Historiker Neitzel bemerkte, dass nun, nach dem Brexit, die Briten nicht mehr „alles blockieren“ können. Und selbst dem Euro-Fanatiker Elmar Brok ist aufgefallen, dass „wir in den letzten 10 Monaten mehr erreicht haben als in 10 Jahren zuvor“. Elmar hat nur noch nicht bemerkt, dass das nichts mehr nützt. Sein EU-Modell ist längst im Keller der Geschichte abgelegt. (* Zum Spass haben wir einen Sketch aus der unnachahmlichen Comedy-Sendung „Yes, Minister“ angehängt.)
Darf man Julia Ebner und Sylke Tempel als Damenprogramm der Sendung bezeichnen? Erstere tat kund, dass „Terroristen harte Politik-Reaktionen provozieren wollten“. Wir würden der „Islamismus-Forscherin“ empfehlen, auch diesen Gedanken nicht zu vernachlässigen: Die wollen töten und verletzen. Und wir sollten sie daran hindern, und nicht zu therapieren versuchen. Sylke Tempel ist Chefredakteurin einer Zeitschrift, von der wir noch nie gehört haben. Und als sie forderte, die Sachsen sollten gegen Rechtsextremismus auf die Straße gehen, was „die Sachsen“ mit Roland Kaiser und anderen Geistesgrößen immer wieder getan haben, haben wir ihr nicht weiter zugehört.
* »Britain has had the same Foreign Policy objective for at least the last 500 years. To create a disunited Europe. In that course we have fought the Dutch against the Spanish, with the Germans against the French, with the French and Italians against the Germans and with the French against the Germans and Italians. Divide and Rule, you see. Why should we change now when it worked so well? Ancient history, surely. Yes, and current Policy. We had to break the whole thing up, so we had to get inside. We tried to break it up from the outside, but that wouldn´t work. Now that we´re inside, we can make a complete pig´s breakfast of the whole thing. Set the Germans against the French, the French against the Italians, the Italians against the Dutch. The Foreign Office is terribly pleased! It´s just like old times.«