Ein Witzbold meinte kürzlich: Zu ausgewogen berichterstattenden Medien gehört Meinungsvielfalt wie ein abwechslungsreicher Speiseplan zu unserem Alltag. Aber was bekommen wir vorgesetzt: Jeden Tag grüne Erbsensuppe. Und die wird bis zum Erbrechen gegessen. Und gehen wir zur nächsten Wirtschaft und schauen auf den Speiseplan, was sehen wir? Erbsensuppe. Nichts als Erbsensuppe.
Neutral waren die Medien wohl nie, aber in den 70er Jahren gab es immerhin zwei Lager. Las man FAZ, WELT und ZEIT konnte man sich auf der konservativen Seite informieren, Spiegel, Stern und Süddeutsche hielten „links“ dagegen. So hatte man zwei unterschiedliche Sichtweisen und konnte sich seine Meinung bilden, ganz im Sinne der Dialektik: aus These und Antithese eine eigene Synthese entwickeln.
Und heute: Gleichförmige Medien-Meinungen beherrschen alles. Nicht so recht klar ist, ob die Medien die Politik bestimmen oder umgekehrt. Einiges spricht dafür, dass die uniformen Medien mehr die uniforme Politik erzeugen. Andererseits verkommen die Medien zu einem uniformen Merkel-Jubel-Verein. Jeder will den Anderen in seiner Gefolgschaft zu Merkel übertreffen. Und wer Merkel zu Gott macht, der braucht einen Teufel. Nur wenn der so richtig schwarz ist, strahlt die Helligkeit der Heiligen.
Dazu hat das Shorenstein Center der Harvard Kennedy School die internationale Berichterstattung über Trump untersucht. Hier sticht die ARD unrühmlich hervor, „Nirgends kommt Trump schlechter weg als in der ARD“.
Eine komplett negative und eine komplett fehlende positive Berichterstattung entspricht etwa den Berichten der DDR über die BRD – und immer sind alle stolz auf ihre „richtige“ Gesinnung. Fragt man heute jemand, warum er gegen Trump sei, dann antwortet er sinngemäß: Wenn das in allen Medien so steht, und dann wird es schon stimmen. Betreutes Denken ist heute modern. „Denk selbst“, ein alter Slogan der Piraten ist vollkommen aus der Mode gekommen, old school, baby.
Und nun in Arte eine Sendung zu 100 Tagen Trump. Was ist zu erwarten? Die „Kulturlinke“ darf sich austoben? Trump Bashing von erlesenster Gemeinheit, von Zynismus und Vernichtungswillen beseelt?
Also in der Mediathek auf Play gedrückt, bereit nach 5 Minuten abzuschalten: Trump, mein neuer Präsident. Aber ich bin sprachlos. Statt der üblichen Antitrump-Kampagne kommen ernsthafte US-Bürger zu Wort, die Trump gewählt haben und weiter von ihm überzeugt sind. Und, oh Wunder, sie werden nicht verseckelt, nicht für Halbdackel gehalten, sie werden nicht zu minderbemittelten, abgehängten „Rassisten“ stilisiert. Mir verschlägt es die Sprache: SIE WERDEN ERNST GENOMMEN.
Arizona
Der Sheriff in Arizona zu dem hohen Zaun, der die USA gegen illegale Einwanderer aus Mexiko abschottet: „Manche Stellen sind bereits ausgebessert worden. All das hier ließ Obama bauen“, sagt er. „Trump will nur die Lücken zwischen den Mauern schließen, aber darüber regen sich die Leute auf. Ich kapier das nicht.“ Der Sheriff erzählt, wie Drogenkartelle harte Drogen mit kriminellen Mitteln von Mexiko in die USA schafften und dass Menschenhandel inzwischen zu den lukrativsten Geschäftszweigen gehört.
Aber ich hatte früher doch immer in den deutschen Medien gelernt, Grenzen seien dazu da, ein Land vor illegalen Einwanderern zu schützen. Heute lerne ich: Das Schützen einer Grenze ist erstens nicht machbar und zweitens höchst unmoralisch. Und ich lerne heute: Illegale Einwanderer bereichern die Gesellschaft. Aber womit genau? Das will mir lieber keiner sagen. Der „heilige“ Obama baute eine Mauer an der Grenze zu Mexiko, und gerade unter Obama wurden so viele illegale Einwanderer abgeschoben wie nie zuvor. Und trotzdem jubeln auf dem Kirchentag Katz und Maus dem „Heiligen“ zu. Obwohl er maßgeblich mitverantwortlich für das Entstehen des IS im Irak ist, wird Obama heute als schwarzer Messias gefeiert. Heilige sind Gott nah und Gott ist nah den Heiligen. Und die Verehrer der Heiligen erwischen einen Zipfel der Heiligkeit.
Aber zurück zum Trump-Film bei Arte: Am berührendsten ist eine Szene mit einer streng christlichen Abtreibungsgegnerin. Wir sind gewöhnt: So jemanden wird abgewatscht, für unmoralisch gehalten, als böse Antifeministin. Aber in dem Film wird sie ernst genommen. Mit ihren Tränen wird sie nicht verspottet. Ich bin sprachlos und das bei ARTE.
Oakland
Der engagierte Schul-Sozialarbeiter und Football-Trainer aus dem kalifornischen Oakland hat nicht gewählt. „Wozu auch? Meine Stimme zählt nicht“, sagt er. Obama habe „einen Shit für die Schwarzen getan„. Und „Von Trumps neuer Regierung weißer Unterdrücker bekommen wir wenigstens keine Lügen mehr zu hören.“ „Trump is our man!“ Trump ist besser als Obama, weil er die Wahrheit spricht? Hören meine Ohren richtig? Verstehen die Kirchentagswallfahrer ihren Obama falsch, und Trump ist gar nicht der Beelzebub?
Stolze amerikanische Farbrikarbeiterinnen erzählen, sie behielten ihren Job, weil Trump mit der Firmenleitung verhandelt habe und Firmen deshalb nicht nach Mexiko abgewandert sind. Wo hat man so schon etwas gehört? In den Anti-Trump Medien wahrscheinlich nicht.
Und immer wieder stolz ihre Flagge tragende Amerikaner. Stolz, Amerikaner zu sein. Das wird in Deutschland als zurückgebliebenes Denken leicht verblödeter Amis definiert. Dass da auch umgekehrt ein Schuh draus werden kann, hält niemand für möglich: Dass die in den Medien verbreitete intellektuelle Abneigung auf die deutsche Nation zurückgeblieben und verblödet sein könnte, das denkt niemand. Aber wer will auch schon ein abzulehnender Außenseiter sein.
Michigan
In Hamtrack/Michigan, der Stadt in den USA mit dem größten muslimischen Bevölkerungsanteil äußert ein Muslim: “Ich bin Amerikaner und muss stolz auf mein Land sein können. Ich unterstütze mein Land und bin ihm zu Dank verpflichtet. Wir Muslime sind doch am schlimmsten von den Terroristen und Diktatoren im Nahen Osten betroffen … Wir müssen zu Donald Trump stehen und seine Politik und Amerika unterstützen.“ Wow – solch klare Äußerungen würde man von deutschen Muslimen auch gerne hören: Wir sind stolz, Deutsche zu sein, und demonstrieren gegen die Terror-Islamisten!
Respekt für ARTE, Respekt für diese Sendung. Man möchte sich gar dem Traum hingeben, der da säuselt: Wir nehmen die Menschen ernst und nicht unsere Ideologie. Aber Träume sind Schäume und eine Schwalbe macht noch keinen Sommer.
Anmerkung der Redaktion: Wie sehr berechtigt Gadamers Schluss von der Schwalbe ist, die noch keinen Sommer macht, zeigt die Weigerung des Programmdirektors von Arte, Alain Le Diberder, den 90-Minuten Film „Auserwählt und ausgegrenzt – Der Hass auf Juden in Europa“ zu zeigen. Mehr als die intransparente Begründung „nicht ausgewogen“ verweigern ARTE und WDR.