Charlie Hebdo war eine Zäsur. Sicher, täglich werden Menschen ermordet im Namen des Islam, und immer missbräuchlich. Sicher, in Deutschland lässt die Regierung solche Äußerungen wie des Charlie Hebdo via Facebook sperren oder Gerichte lassen die Urheber gleich ins Gefängnis werfen – außer die Richter gewähren das mysteriöse »Satire«-Etikett. (Was rätselhafterweise vorwiegend den Regierungstreuen gewährt wird.) Aber Religionskritiker mit Maschinengewehren erschießen? Das ist doch immer noch zu degoutant. Wäre man frech, könnte man sagen: »In der Sache sind sich Merkelmaas und die Charlie-Hebdo-Attentäter einig – was sie unterscheidet, sind lediglich die Mittel.« Ich sage so etwas nicht. Ich habe keinen 8-Milliarden-Apparat hinter mir, der meinen »Satire«-Status verteidigt.
Keine Distanzierung, erster Akt
Nach den Charlie-Hebdo-Anschlägen wurde, wie früher häufig, von Muslimen gefordert, sich zu »distanzieren«. Angesichts dieser besonders unappetitlichen Durchsetzung des deutschen §166StGB (»Blasphemieparagraph«) auf französischem Boden, schien selbst die Bundesregierung vom Wunsch erfasst, »die Muslime« mögen sich distanzieren.
Und dann passierte etwas sehr Merkeliges. Die Kanzlerin der offenen Grenzen, Norbert »Montblanc« Lammert und andere Wichtige zogen schwarze Wetterjacken an und posierten vorm Brandenburger Tor, dem neuen halboffiziellen deutschen Mahnmal für Terror, aber nur Terror in tagesaktuell befreundeten Staaten.
Die »Mahnwache Pariser Platz am 13.01.2015« war als »Mahnwache der muslimischen Verbände« angekündigt. Sie war weniger gut besucht als eine Pegida-Demo bei Regen, zumindest zu Pegidas großen Zeiten. Es waren Mitglieder von Kirchen da, und von Parteien. Ganz besonders von Parteien. Wer weitgehend fehlte waren »die Muslime«. Die Veranstaltung wurde initiiert, inszeniert, besucht und größtenteils bezahlt von politischen Parteien, nicht von Moscheeverbänden oder »den Muslimen«.
Es ist ja nicht so, dass in jener Zeit keine muslimische Demonstrationen stattgefunden hätten! In Pakistan, Jordanien oder Niger etwa gingen Tausende auf die Straße und trugen Schilder wie »Ich bin Mohammed, nicht Charlie«. Ja, es gab (weitere) Tote. Nein, das was nicht die gewünschte Distanzierung.
Und so blieb nach dem Charlie-Hebdo-Massaker ein Makel. Nicht nur geifernde Rechtspopulistennazis fragen sich, ob die islamische Welt wirklich so universal friedlich ist, wie das staatliche, pardon: »Öffentlich Rechtliche« Fernsehen uns versichert.
Keine Distanzierung, zweiter Akt
Warum wünschen »wir«, auch die Bundesregierung, dass sich »die Muslime« vom Terror distanzieren? Es hat mehrere Gründe, zwei davon will ich hier erwähnen.
Erstens: Muslime erscheinen von außen als Gruppe, die sich oft und deutlich von Nichtmuslimen abgrenzt.
Zweitens: Terroristen begründen ihre Taten regelmäßig mit Glaubenssätzen, die dieser Gruppe inhärent sind.
Reden wir nun aber von einem anderen »Anschlag«.
Es ist Wahlkampf in NRW. Am 2. Mai 2017 veröffentlicht »Correctiv Ruhr«, also »Correctiv« einen Artikel mit der Headline: »EXKLUSIV: Spitzenfrau der AfD in Nordrhein-Westfalen arbeitete als Prostituierte«
Der Inhalt ist genau das, was man erwartet. Nichts Politisches. Verwackelte Screenshots. Der Versuch, eine AfD-Kandidatin in den Schmutz zu ziehen. Im Amerikanischen nennt man das »Character-Assassination«.
Ist »Correctiv« also einfach nur eine weitere SPD-Wahlkampfpostille?
Merkwürdiges passierte. Zunächst hatte der Tagesspiegel das »Recherche«-Stück wortgleich übernommen. Schaut man allerdings heute, etwas später, auf der URL nach findet sich bloß eine lauwarme Entschuldigung. Der Text sei »aufgrund eines redaktionellen Fehlers« veröffentlicht worden. Jetzt ist er wieder weg.
Zunächst hatte selbst ein Matthias Meisner den Text begeistert geteilt, als dann wohl
der Shitstorm auch ihn erwischte, drehte er 180 Grad und mäkelte am Text.
Der Tagesspiegel ist wohlgemerkt jene Publikation, in der Jungredakteure antidemokratischen Schlägern huldigen dürfen: »Danke, liebe Antifa!«
Es ist Correctiv gelungen, ihren stramm linken Anti-AfD-Wahlkampf so zu überdrehen, dass sie selbst vom weit nach links reichenden Rand des gesellschaftlich Akzeptablen bei Tagesspiegel und Meisner fallen. Das ist eine Leistung, aber keine ruhmreiche.
Doch wer ist dieses »Correctiv«?
Sie nennen sich »Recherchezentrum«. (Das klingt zunächst mal wie ein Fantasiebegriff. Ist nicht jede Schülerzeitung ein »Recherchezentrum«?)
Sie sind gut vernetzt. Es finden sich unter anderem Verbindungen zur SPD, zu ZDF und NDR (welcher AfD-Politikerinnen schon einmal als »Nazi-Schlampe« bezeichnet, »satirisch« natürlich), und – ähnlich wie bei der Amadeu Antonio Stiftung – wieder einige Verbindungen zu »Die Zeit«.
Sie setzen viel Geld um. Richtig viel Geld. Laut ihrem eigenen Bericht bekamen sie 2016 zuerst Geld von der Brost-Stiftung (925.000 Euro), dann aber auch, unter anderem von der Rudolf Augstein Stiftung (35.000 Euro) oder der Bundeszentrale für politische Bildung (19.350 Euro Steuergeld). Unter Kleinvieh laufen wohl Beträge wie von der Konrad Adenauer Stiftung (4.000 Euro) oder die 5.000 Euro vom ZDF. (Alle Zahlen)
Eine Einnahmequelle wird Beobachtern internationaler Politik auffallen. 2016 bekam Correctiv noch bescheidene 26.884 Euro von Open Society Foundations, sprich: George Soros. Derselbe Herr hat, unter anderem, den Wahlkampf Hillary Clintons unterstützt (Zitat via WikiLeaks: »make Soros happy« hier und hier und Dutzenden der gegen Trump protestierenden Gruppen via »Open Society« finanziell geholfen.
Im Jahr 2017 wurde bekannt, dass Geld von George Soros nach Correctiv fließt, um den Kampf gegen »Fake News« auf Facebook zu finanzieren, nun bereits ca. 100.000 Euro.
Correctiv gibt das Gefühl, aus irgendwelchen höheren Gründen näher an »der Wahrheit« zu sein als andere Journalisten. Ansgar Neuhof hat in der Achse des Guten einige Fälle von »Corrective News« gelistet. Ob es nun zurückgezogene »Berichte« zu angeblich unhygienischen Krankenhäusern oder die vorzeitige Gratulation des Herrn Schraven ob der US-Präsidentin Hillary Clinton ist – Correctiv scheint nicht weniger fehlbar als Sie, ich oder Ihr Kumpel an der Theke. Die eine Konstante in ihrer Arbeit ist die Obsession mit der AfD, etwa wenn sie das AfD-Programm »entschlüsseln« und »übersetzen«, was eher Wahlkampf-Pamphlet auf Schüler-Niveau als eine (notwendige!) Inhaltliche Auseinandersetzung ist.
Der Chef von Correctiv heißt David Schraven. Sein Jahresgehalt ist sechsstellig. Wofür auch immer er bezahlt wird, es scheint sich zu lohnen. Man könnte nun lang über ihn berichten, seine Grammatik- und Recherchefähigkeiten bewerten. Hier und heute geht es aber um den aktuellen Fall des Dreckwerfens gegen eine AfD-Politikerin, pars pro toto.
Herr Schraven schreibt auf Facebook: «Jeder Kandidat der AfD steht mit einer Teilzeitprostituierten auf einer Liste. Jede Stimme für die AfD ist eine Stimme für eine Teil-Prostituierte, die über die Rechtspopulisten ins Parlament strebt. Was für eine
Bigotterie.«
Mit Verlaub, das ist kein Journalismus. Das ist Aktivismus, und politisches Dreckwerfen. Das ist übelste Gosse, die wir in Deutschland hofften, überwunden zu haben.
Distanziert euch!
Medien leiden, in Deutschland und anderswo: Einnahmen und Image liefern sich eine eigene Art von »race to the bottom«, einem Rennen nach ganz unten.
Correctiv hat hier eine Marktlücke entdeckt. Sie zertifizieren sich selbst eine durch wenig gerechtfertigte moralische Erhabenheit. Sie bekommen Journalistenpreise, fast so viele wie Generäle in Drittweltländern glitzernde Orden verliehen bekommen. (Aber auch nicht ganz so viele wie Dunja Hayali, die mit der »Haltung«.) Sie
produzieren »skandalöse« Inhalte und die stellen sie dann Zeitungen »gratis« zur Verfügung.
Die abdruckenden Journalisten aber vergessen die eine kölsche Wahrheit: »Nix es ömesöns«. Nichts ist umsonst, es gibt immer einen zu zahlenden Preis.
Correctiv verhält sich zum Journalismus wie Terroristen zum Islam. Correctiv missbraucht alte Begriffe wie »Journalismus« und »Recherche« und schleudert Dreck gegen missliebige Politiker. Correctiv hat nun mit Praktiken begonnen, die früher die Aufgabe »besonderer Mitarbeiter« in Wahlkampf-Teams war. Sie sind SPD-nah und es fällt mir schwer, irgendeinen Anstand oder gar »journalistische Ehre« zu entdecken.
Die Regierung hat von »den Muslimen« gefordert, dass sie ein Zeichen gegen den Terror setzen. Ich fordere von deutschen Medien, dass sie sich von Correctiv distanzieren.
Den Medien wurde viel vorgeworfen, zu lügen, immer an der Seite der Mächtigen zu stehen und so gewissenlos wie schmutzig gegen Andersdenkende vorzugehen. Wenn Journalisten sich nicht von Correctiv distanzieren, müssen sie sich fragen, ob einige dieser Vorwürfe nicht gerechtfertigt sind.
Die Einzelnen bei Correctiv mögen eigene Motivationen haben. In der Summe ist ihre Arbeit aber eine Schande nicht nur für den »Journalismus«. Dass so etwas in einem angeblich aufgeklärten Land wie Deutschland passieren kann, muss
Grund zur Sorge sein.
Sie müssen die Distanzierung ja nicht im Kollektiv vornehmen. Auch anständige Medien sind Konkurrenten untereinander, besonders die anständigen Medien sind es.
Eingangs berichteten wir von der öffentlichen Distanzierung der muslimischen Verbände nach dem Charlie-Hebdo-Massaker. Die einzelnen Vereinigungen wollten es nicht im Kollektiv unter der Kanzlerin und Aiman Mazyek tun. Jede für sich verurteilte aber den Terror und distanzierte sich. Das war wichtig und richtig. Der einzelne Anständige darf nicht für den Fanatismus einiger Weniger haftbar gemacht werden. Aber er muss bei Gelegenheit klar machen, wo er steht.
Journalisten, nehmen Sie sich ein Beispiel! Sie sollten sich nicht mit jenen gemein machen, die den Begriff »Journalismus« so missbrauchen.
Setzen Sie ein Zeichen! Wenn Ihnen am Ruf der Presse in Deutschland noch das Geringste gelegen ist, distanzieren Sie sich deutlich, öffentlich und unmissverständlich von Correctiv.