Tichys Einblick
Welt am Sonntag Nr. 15

Xi mal Daumen

Einer in der WamS-Redaktion sieht den Luftschlag als Warnung an Nordkorea, einer nennt Trump humanitärer Interventionist, ein dritter meint, der U.S.-Präsident habe das final nicht durchdacht. Sicher scheint, dass Trumps Enkelin gut chinesisch singen kann.

Nur 63 Stunden vergingen – zwischen dem Giftgasangriff und dem „US-Vergeltungsschlag“, schreibt Clemens Wergin: „Es waren Stunden, in denen aus einem isolationistischen Präsidenten plötzlich ein humanitärer Interventionist wurde.“ Werter Autor, das nehme ich Ihnen nicht ab. Aus humanitären Gründen wird in Washington so wenig gemacht wie in Berlin oder jeder anderen Hauptstadt. Würden die Regierungen die Interessen ihrer Länder wahrnehmen, dies offen aussprechen und nach Kompromissen suchen, die öffentlich diskutiert werden, ginge alles besser. Der Krieg um Worte schafft keinen Frieden.

„Humanitärer Interventionist“? Hoffentlich hat Trump keinen Bissen im Mund, wenn er davon hören sollte. Damit er sich nicht vor Lachen verschluckt. „US-Vergeltungsschlag“? Gut dass Wergins Kollege Torsten Krauel auf der selben Seite die realistische Rechnung aufmacht: „Xi mal Daumen“. Ich behauptete in meinem Stück „Berlin zuletzt“, die Strippenzieher in den U.S. hätten den Giftgasangriff als geeigneten Anlass genommen, um Putin mit ihren Tomahawks zu sagen: so weit und nicht weiter. Krauel sagt, die Militäraktion habe das Treffen Donald Trumps mit Xi Jinping in Florida untermalt als Botschaft an Diktator Kim Jong-un, bei Strafe einer Koalition von U.S. und VRC seine internationale Politik  nicht fortzusetzen. Nun, das eine schließt das andere nicht aus. Man kann Läus‘ und Flöh‘ haben, sagen die Schwaben. Jedenfalls hat die WamS an diesem Sonntag außenpolitisch Perspektiven im Blick, der SPIEGEL Dönekens.

US-Militärschlag gegen Assad
Berlin zuletzt
Ich finde es gut, dass Journalisten in ein und derselben Zeitung unterschiedliche Positionen vertreten. Aber reden miteinander könnten die Mitlieder einer Redaktion schon – oder? Dann müsste Sascha Lehnartz nicht kommentieren: „Das eigentlich Beunruhigende an dem Raketenangriff, den … Trump … befahl, ist die Tatsache, dass sich kein Experte findet, der wüsste, was diese Militäraktion zu bedeuten hat.“ Und etwas weiter: „Nun spricht nicht viel dafür, dass der politische Aktionskünstler Donald Trump die Folgen seines Einsatzbefehls für seine Handlungsoptionen in Syrien bereits final durchdacht hätte.“

Lehnartz geht also implizit davon aus, dass es den U.S. bei dem Raketenangriff um Syrien ging und nicht um Moskau und/oder Pjöngjang. Dass sich kein Experte fände, der diese Militäraktion deuten könne, ist nach einmal Googeln widerlegt. Ob diese „Experten“ recht haben, ist eine andere Frage. Dass „Aktionskünstler“ Trump die Folgen des Einsatzes nicht „final durchdacht hätte“, lässt mich Torsten Krauel fragen: Glauben Sie wirklich, dass Trump über solche Einsätze entscheidet? Ich nicht.

Aber kluge Leute um Trump herum muss es geben. Beweis, die Kurzgeschichte der WamS von krl – also wohl Krauel selbst: „Trumps Geheimwaffe heißt Arabella“. Trumps Enkelin dieses Namens hat Xi Jinping und seiner Frau Peng Liyuan, die selbst eine berühmte Schlagersängerin war, chinesisch vorgesungen, was Arabella sehr gut können soll. Was uns das über The Donald sagt, müssen wir selbst herausfinden.

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