Endlich auch mal wieder eine Runde mit Sahra von „Diese Lafontaines“. Hat sich gar nicht verändert seit dem letzten Mal. Ein noch seltenerer Gast, Peter Altmaier. An dieser Stelle muss ein kleiner Schlenker erlaubt sein: Hat Siggi Gabriel abgenommen, seit er unser Mann für Außen ist? Oder zeigt Bild nur vorteilhafte Fotos aus London? Zurück zu Peter, dem Resonanzkörper unserer Kanzlerin. Sein heller Frühlingsanzug verleiht dem ganzen Thema eine Leichtigkeit und lässt uns zugleich ahnen: Wenn es auch brennt – kein Grund zur Sorge.
Die anderen drei Gäste? Wir wollen nicht rüde sein, aber Nobodies. Konnte Ursula von der Leyen schon wieder nicht? Hoffentlich nichts Ernstes, denn ohne Uschi geht es eigentlich nicht. Da ist Elmar Theveßen wirklich kein Ersatz. „Geheimdienst“-„Experte“, und hat nicht mal das ausnahmsweise interessante Interview von Lanz mit dem Nahost-Experten Michael Lüders gesehen? Aber vielleicht musste Illner ihn einladen, immerhin ist Elmar ZDF-Vize-Chefredakteur und damit auch ihr Boss. Dann: Ein smarter Bursche von CNN, der irgendwie nach altem Journalismus klang. Frederik Pleitgen – ah, der Sohn vom alten Fritz. Und Ralph Freund, der Exil-Republikaner.
Bei der Besetzung war von Anfang an klar, man durfte nicht viel erwarten zum Thema „Trump und Putin. Treibt Syrien sie auseinander?“ Morgens die frisch angelaufene Bild-Kampagne gegen Assad und Putin – das deutete eher auf Unterstützungsfeuer im Propaganda-Krieg hin. Elmar von der Atlantik-Brücke gab sich auch alle Mühe.
Der Sachverhalt. Trump hatte immer gesagt, er wolle mit Putin den Syrienkonflikt lösen. Seit gestern ist das nicht mehr klar. Weil Assad Giftgas gegen Kinder eingesetzt habe. Das behauptet das Aleppo Media Center, eine obskure Organisation, die mit der Terrororganisation Al Nusra zusammenarbeitet, die erst vor kurzem ein Kind für ein Propaganda-Video geköpft hatte. Elmar jedenfalls ist felsenfest davon überzeugt, dass es Assad war. Hat er vergessen, dass das Giftgas-Verbrechen eine Kopie der Vorgänge von 2012/2013 ist? Obama hatte Giftgas als rote Linie bezeichnet. Monate später wurde diese rote Linie überschritten. Keine Reaktion von Obama, weil US-Dienste eher sicher waren, dass islamistische Terroristen in Kooperation mit dem türkischen Geheimdienst das Verbrechen verübt hatten.
Nun, vier Jahre, später die gleiche Geschichte. Warum sollte Assad Giftgas einsetzen? Seine Position ist durch russische Truppen in Syrien eher gesichert, selbst internationale Diplomaten hielten öffentlich eine Zukunft Syriens mit Assad für möglich. Wieder war es Sahra Wagenknecht, die die Schuldzuweisungen als „unseriös“ brandmarkte.
Wir können den Fall nicht abschließend beurteilen. Zu viele Geheimdienste. Zu viele undurchsichtige Interessen. Zu viele Lügen.
Eigentlich ging es ja auch um Putin, und wie er mit Agenten und diesem Internet, diesem „Neuland“, wie es die Kanzlerin nennt, unsere Demokratien zerstören will. Hat Putin die Wahl in den USA beeinflusst? Haben sich Trump-Leute mit Russen getroffen? Agenten-Elmar wusste zu berichten, dass „sich der Gründer von Blackwater (Paramilitär-Firma, die im Irak eingesetzt war) mit Russen auf den Seychellen getroffen hat“.
Pleitgen Junior vermutet, dass es schwierig für Donald wird, ein gutes Verhältnis zu Putin aufzubauen, weil er innenpolitisch Schwierigkeiten wegen zu großer Nähe zu Russen während des Wahlkampfs hatte. Ein Hinweis darauf, dass es hauptsächlich ganz bestimmte Medien sind, die diese Beziehungen kriminalisieren wollen – unter anderem sein Arbeitgeber CNN (Spötter in den USA sagen „Clinton News Network“) – , wurde nicht thematisiert. Ebenso wenig fiel in diesem Zusammenhang der Name Susan Rice, Sicherheitsberaterin von Obama, die gerade wegen Instrumentalisierung der US-Geheimdienste gegen Trump (inkl. Abhörungsvorwürfe) ein ebenso großes Thema in den USA ist.
Der alte Trick. Ein Thema wird mit eher unwissenden Munkelrüben durchgekaut, so dass beim Publikum hängenbleibt: Assad … Giftgas … Putin … Trump von Putin beeinflusst … gut, dass wir die Merkel haben. Früher hieß es mal: Journalisten fragen, Politiker antworten. Heute nur noch: Journalisten fragen nicht, andere Journalisten antworten trotzdem.
Also müssen wir mal wieder zwischen den Pixeln lesen. Peter Altmaier, der Unübersehbare, sprach immer über „die neue Administration“, wenn es um Trump ging. „Die neue Administration“ habe „sich besser entwickelt, als vermutet wurde“. Donald Trump hat „ganz vernünftige Leute besetzt“. Da scheint jemand einen neuen Freund gefunden zu haben. Nur „Menschenrechte“ und „Klimaschutz“ stehen noch zwischen Peter und der neuen Administration.
Bevor wir zur abschließenden Betrachtung „So will Putin Merkel zur Kanzlerin machen, oder vielleicht auch Schulz“ kommen, lauschen wir noch kurz Agenten-Elmar: Trump hatte Kontakte zur Russenmafia, als er klamm war. „Große Summen aus Russland“ seien damals geflossen. Oder: Der Chef einer russischen Großbank (früher Agent beim SFB) traf sich mit Trump-Vertrauten. Ist der jetzt Bankchef oder FSB-Agent? Mascolo, übernehmen Sie!
Dass allerdings Putin Trump zum Präsidenten machte, glaubt nicht einmal der Mann von CNN. Also, wenn die Russen in unseren Wahlkampf eingreifen, mit Bots und Verschwörungstheorien, also dann wird Peter Altmaier aber böse! Da wird er keine Sekunde zögern, irgendwas zu machen! Was soll Putin denn da groß beeinflussen können, fragte Sahra Wagenknecht, ganz die alte Spottbiene, die sie ist. Auch die anderen Mächte versuchten Einfluss auf Wahlen bei uns zu nehmen. Was war mit der NSA-Abhöraffäre? „Da haben wir auch geschimpft“, sagte Peter.
Wir sind nicht ganz sicher, aber wurde am Ende sogar der Syrienkonflikt am Tisch gelöst? Nur eines ist uns nicht entgangen. Die Farben von St. Petersburg (nach dem Terroranschlag) hat Peter Altmaier in Berlin vermisst.