Ein Anstieg der Haushaltsausgaben in Form des milliardenschweren Schuldenpakets, das die Bundesregierung voraussichtlich auf den Weg bringen wird, könnte Prognosen zufolge die Rendite von Bundesanleihen ansteigen lassen. Daraus könnte sich eine gefährliche Kettenreaktion entwickeln, die die Baukonjunktur beeinträchtigen könnte. Droht Deutschland nun eine umfassende Finanzkrise?
Anleihen-Turbulenzen: Renditen explodieren
Das geplante Mega-Finanzpaket für Rüstung und Infrastruktur, das von Union und SPD geschnürt wird, sorgt bereits für Chaos. Die geplanten zusätzlichen Schulden in Höhe von 500 Milliarden Euro treiben die Renditen deutscher Staatsanleihen in beispiellose Höhen.
Die Verzinsung für zehnjährige Bundesanleihen kletterte vergangene Woche zeitweise auf 2,93 Prozent. Zum Vergleich: Vor der Ankündigung dieses gigantischen Finanzpakets lag die Rendite noch unter 2,50 Prozent. Besonders auffällig war der Anstieg am Mittwoch, der so heftig ausfiel wie seit der Wiedervereinigung Deutschlands im Jahr 1990 nicht mehr.
Experten warnen: Der Aufwärtstrend der Anleiherenditen könnte weiter anhalten. Analysten der Großbank BNP Paribas gehen davon aus, dass der massive Anstieg der deutschen Haushaltsausgaben die Rendite für zehnjährige Bundesanleihen auf ein Niveau heben könnte, das zuletzt während der globalen Finanzkrise zu beobachten war. Bis 2028 könnte die Rendite auf 4 Prozent steigen.
Sollte die Regierung zusätzlich weitere Sondervermögen, etwa für die Rüstung oder die Klimatransformation beschließen, könnte dieser Wert sogar noch übertroffen werden. Vornehmlich für den Immobilienmarkt ist das eine äußerst düstere Prognose.
Bausektor droht unter steigenden Renditen zu kollabieren
Was auf den ersten Blick nach attraktiven Konditionen für Anleger aussieht, birgt in Wahrheit eine Gefahr für den Bausektor. Die sprunghaft ansteigenden Renditen bei Bundesanleihen könnten eine fatale Kettenreaktion auslösen, die die Bauindustrie an den Rand des Kollapses bringen könnte.
Die Ursache dafür liegt in der direkten Verbindung zwischen den Renditen von Bundesanleihen und den Bauzinsen. Wohin sich die Renditen der Staatsanleihen entwickeln, werden die Zinsen für Immobilienfinanzierungen mit hoher Wahrscheinlichkeit folgen. Zwischen beiden besteht eine starke Korrelation.
Die Bauwirtschaft kämpft schon jetzt mit Problemen. Hypotheken sind für den Mittelstand längst unbezahlbar geworden, und auch die Ampelregierung hat ihre ambitionierten Wohnungsbauziele kläglich verfehlt. Von den versprochenen 400.000 neuen Wohnungen jährlich ist man meilenweit entfernt.
Im Gegenteil: Die Zahl der Baugenehmigungen ist weiter rückläufig. Im Jahr 2022 wurden lediglich 295.300 neue Wohnungen fertiggestellt, ein Jahr später verschlimmerte sich die Lage noch weiter – 2023 sank diese Zahl sogar auf 294.400. Hohe Materialkosten spielen hierbei eine Rolle, aber der eigentliche Faktor sind die explodierenden Bauzinsen.
Zinspolitik der EZB: Korrelation von Leitzins und Bauzins
Auch wenn der Leitzins der Europäischen Zentralbank (EZB) die Bauzinsen nicht direkt bestimmt, beeinflusst er sie doch indirekt. Vor allem die Ankündigungen der EZB zu möglichen Leitzinsveränderungen haben Einfluss auf die Erwartungen am Kapitalmarkt. Da die Ereignisse auf dem Markt eingepreist werden, schlagen sich diese Prognosen häufig schon vor tatsächlichen Änderungen auf die Bauzinsen nieder.
Doch selbst hier spielen Anleihen eine entscheidende Rolle im Hintergrund. Es ist ein komplexes Spiel: Bei Leitzinssenkungen werden Sparanlagen wie etwa Tagesgeldkonten unattraktiv, was viele Anleger dazu bewegt, in den Kapitalmarkt zu wechseln. Das treibt wiederum die Nachfrage nach Staatsanleihen in die Höhe und senkt ihre Renditen. Dies wirkt sich positiv auf die Bauzinsen aus, die ebenfalls sinken.
Das Gegenteil passiert bei Zinserhöhungen: Höhere Leitzinsen machen Sparanlagen wieder attraktiv, während das Interesse an Anleihen schwindet. Die sinkende Nachfrage treibt deren Renditen nach oben, was letztlich auch die Bauzinsen steigen lässt.
Nachdem die EZB im Juni 2024 die Zinswende eingeleitet hatte und die Leitzinsen im letzten Jahr um 100 Basispunkte gesenkt hatte, kam es zu einem vorübergehenden Rückgang der Renditen für 10-jährige Bundesanleihen auf rund 2 Prozent. Doch dieser Effekt wurde rasch überschattet. Die Ankündigung massiver Schuldenaufnahmen der Bundesregierung sowie Gerüchte um eine bevorstehende Aushebelung der Schuldenbremse am Ende der Amtszeit der Ampelregierung trieben die Renditen wieder nach oben.
Selbst die bislang umgesetzten Zinssenkungen der EZB – insgesamt 150 Basispunkte seit Juni 2024 –, die eigentlich die Rendite von Staatsanleihen und somit auch den Bauzins senken, zeigten kaum Wirkung. Denn während die EZB lediglich kurzfristige Zinsen beeinflussen kann, werden langfristige Renditen, wie die der 10-jährigen Bundesanleihen, weitaus stärker von fiskalpolitischen Maßnahmen wie gigantischen Schuldenpaketen bestimmt. In dieser Gemengelage entpuppt sich die lockere Zinspolitik der EZB als zahnloser Tiger, der den deutschen Immobilienmarkt nicht stabilisieren kann.
Mögliche Zinserhöhungen: Ein drohendes Desaster für den Bausektor
Die Problematik findet kein Ende. Die Neuverschuldung, die die Bundesregierung plant, könnte die Europäische Zentralbank schon bald zu einer Kehrtwende in der Fiskalpolitik zwingen. – Zinserhöhungen könnten in naher Zukunft folgen.
Ursache ist die Inflationsgefahr, die durch diese ungehemmte Schuldenaufnahme angefacht wird. Die EZB wird früher oder später gezwungen sein, zu handeln. Hinzu kommen die immer weiter steigenden Energiekosten, unter anderem durch ideologisch motivierte Maßnahmen wie der CO2-Steuer, die ebenfalls die Inflation antreiben.
Doch während die Bundesregierung scheinbar im politischen Blindflug agiert, werden die katastrophalen Folgen für den ohnehin schon angeschlagenen Bausektor ignoriert. Ein Paradebeispiel für die Verantwortungslosigkeit der Politik.
Szenario: Deutschlands drohende Immobilienkrise
Ein düsteres Szenario zeichnet sich am Horizont ab: Sollte der Bauzins weiter ansteigen, könnte der Neubau in Deutschland nahezu vollständig zum Erliegen kommen. Viele mittelständische Projektentwickler und Bauunternehmen würden in finanzielle Turbulenzen geraten. Besonders betroffen wären auch Banken, die solche Bauprojekte finanziert haben – ihnen drohen Kreditausfälle, die ihre Bilanzen belasten könnten.
Eine solche Krise im Bausektor könnte das Vertrauen in die gesamte Volkswirtschaft erschüttern. Es ist ein Szenario, das an die globale Finanzkrise von 2008 erinnert, die ihren Ursprung im US-amerikanischen Immobiliensektor fand. Die Parallelen sind unverkennbar: überbewertete Immobilien, gefährdete Kreditinstitute und eine Regierung, die durch Schuldenpolitik das Problem noch verschärft.
Steuert Deutschland also auf eine gewaltige Wirtschaftskrise zu, die im Immobiliensektor ihren Ausgang nimmt? Die Frage wird zumindest immer dringlicher.