Tichys Einblick
Zahlen und Perspektiven

Bevölkerungsentwicklung in Deutschland

In den wohlhabenden Staaten West- und Nordeuropas (UK, Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich, Dänemark, Schweden und Norwegen) sind heute 5%-10% der Einwohner Muslime. Unterschiedliche Szenarien bis 2100.

Reichstag Innenhof

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Das westliche Europa hat im letzten halben Jahrhundert eine zahlenmäßig relevante islamische Einwanderung erfahren. In den wohlhabenden Staaten West- und Nordeuropas (UK, Frankreich, Belgien, Niederlande, Deutschland, Schweiz, Österreich, Dänemark, Schweden und Norwegen) sind heute bereits 5%-10% der Einwohner Muslime. Von einer Islamisierung zu sprechen, ist derzeit sicherlich übertrieben. Dennoch ist es bemerkenswert, dass der Islam in diesen Ländern heute einen höheren Bevölkerungsanteil innehat, als es das Judentum je hatte. Die muslimische Einwanderung unterscheidet sich von früheren Einwanderungswellen (z.B. Hugenotten, Polen) und der Einwanderung italienischer oder jugoslawischer Gastarbeiter dahingehend, dass eine Assimilierung nicht stattfindet. Der mächtigste Assimilationsmechanismus, die Eheschließung außerhalb der eigenen Community, entfällt bei Muslimen weitgehend. So heiraten z.B. die in Deutschland lebenden Türkischstämmigen zu über 90% Türken oder andere Türkischstämmige.

Aktuelle Situation zur muslimischen Einwanderung

In Deutschland lebten im Jahre 2014 ca. 4,3 Mio. Muslime. Das entsprach etwa 5% der Bevölkerung. Nun genügen die Geburtenraten der Nichtmuslime mittlerweile nicht mehr, die Bevölkerungszahl konstant zu halten. Innerhalb einer Generation (ca. 30 Jahre) würde die Zahl der Nichtmuslime ohne Zuwanderung um ein Drittel zurückgehen. Sie würde um ca. 1,3% im Jahr sinken. Gleichzeitig erleben wir in den muslimischen Staaten des nahen und mittleren Ostens, in Nord- und Westafrika eine Bevölkerungsexplosion, die letztendlich zu wirtschaftlicher Stagnation, Kriegen- und Bürgerkriegen führt. Die Menschen fliehen vor Gewalt und wirtschaftlicher Hoffnungslosigkeit nach West- und Nordeuropa. Die Migrationswelle 2015/2016 hat uns dies bis zur Schließung der makedonisch-griechischen Grenze Anfang 2016 deutlich vor Augen geführt.

2015 haben 441.899 Menschen einen Erstantrag auf Asyl in Deutschland gestellt. 2016 waren es 722.370 (Aktuelle Zahlen zu Asyl – Dezember 2016 – BAMF). Das ergibt insgesamt ungefähr 1,16 Mio. Zuwanderer. Die Migranten stammen zu über 80% aus islamischen Ländern in die derzeit keine Abschiebung erfolgt. Es steht zu erwarten, dass diese Menschen dauerhaft in Deutschland bleiben. Aufgrund des überproportionalen Anteils an jungen Männern stehen ein signifikanter Familiennachzug, bzw. zahlreiche Familiengründungen noch aus.

(2) Extrapolation der Zahlen von 03/2016 bis 02/2017

Die Deutschen reagieren auf die Ausbreitung des Islams in ihrem Land tief gespalten. Die Reaktionen reichen von der uneingeschränkte Aufnahmebereitschaft bis zur Forderung eines Einwanderungsverbotes für Muslime. Etwa die Hälfte der Deutschen befürchtet, dass der Islam einen zu großen Einfluss in Deutschland erhält, 60% meinen, dass er nicht zu Deutschland gehört und ca. 40% möchten die weitere Zuwanderung von Muslimen gänzlich stoppen (ARD Deutschland Trend – Oktober 2016, Infratest DIMAP Mai 2016 im Auftrag des WDR, „Die enthemmte Mitte“ Uni Leipzig 2016).

Die islamfreundliche Position sieht in der Einwanderung von Muslimen und der Ausbreitung des Islams in Deutschland kein Problem. Die in Deutschland zuwandernden Muslime werden, soweit überhaupt nötig, ihr Wertesystem an die säkularen und demokratischen Vorstellungen in Deutschland anpassen und werden über gezielte Förderung in den deutschen Arbeitsmarkt integriert. Die neuen Deutschen haben perspektivisch eine andere Haar-, Haut- und Augenfarbe, glauben teilweise an einen anderen Gott und haben eine andere Küche, unterscheiden sich aber in ihren Werten und ihrer Leistungsfähigkeit nicht wesentlich von denen, die schon länger hier sind.

Die islamskeptische Position verweist auf die verminderte Leistungsfähigkeit und kulturelle Segregation der bereits in Deutschland und Europa lebenden Muslime. Es wird vermutet, dass die Integration der Zuwanderer aufgrund ihrer großen Zahl, ihres kulturellen Hintergrundes und fehlender Qualifikation scheitert und dass sich muslimische Parallelgesellschaften mit erhöhter Kriminalität, einem anderen Wertesystem und einer geringen wirtschaftlichen Leistungsfähigkeit bilden, vorhandene Parallelstrukturen weiter wachsen. Die weitere muslimische Zuwanderung möchte man auf Leistungsträger begrenzen.

Bei den politischen Parteien überwiegt die islamfreundliche Haltung. SPD, Grüne, PdL, FDP und weite Teile der CDU sehen in der Ausbreitung des Islams in Deutschland kein Problem. Die CSU und eine Minderheit in der CDU möchten den Zuzug von Asylbewerbern begrenzen. Die AfD und Teile der Union haben generell Bedenken bezüglich der ungesteuerten Einwanderung von Migranten und schlagen Maßnahmen vor, die die muslimische Zuwanderung weitgehend zum Erliegen brächten.

Bei den Medien ergibt sich ein ähnliches Bild wie bei den politischen Parteien. Der öffentlich-rechtliche Rundfunk und weite Teilen der schreibenden Zunft (SZ, Zeit, Stern, Spiegel) verbreiten ganz überwiegend die bereits skizzierte islamfreundliche Position. Bei Welt und FAZ ist die Haltung zur muslimischen Einwanderung etwas skeptischer und es kommen mittlerweile häufig auch Gegenpositionen zu Wort. Die islamskeptische Haltung findet sich vor allem in Internetblogs wieder.

In weiten Teilen von Politik und Medien gelten Islamfreundlichkeit und Islamskepsis nicht als gleichwertige Positionen. Die Islamskepsis wird als moralisch und intellektuell inadäquat angesehen.

Unter den derzeitigen Gegebenheiten erscheint es extrem unwahrscheinlich, dass kurz- oder mittelfristig Islamskepsis Regierungspolitik in Deutschland wird. Ganz im Gegenteil. Solange sich die Migrantenzahlen im Rahmen halten (Obergrenze) und es nicht zu größeren ökonomischen Verwerfungen kommt, wird die islamskeptische Haltung eher Anhänger verlieren als solche zu gewinnen.

Projektion der muslimischen Einwanderung bis 2025

Für eine Projektion der muslimischen Zuwanderung nach Deutschland bis Ende 2024 gehen wir einmal davon aus, dass jährlich ca. 200.000 außereuropäische Migranten in Deutschland einwandern. Das entspricht in etwa der aktuellen monatlichen Zuwanderung auf ein Jahr hochgerechnet. Wir nehmen an, dass 80% der Einwanderer Muslime sind und aus Ländern stammen, in die nicht abgeschoben wird. Diese Migranten also dauerhaft in Deutschland verbleiben. Wir nehmen weiterhin an, dass alle 10 Jahre durch äußere Ereignisse (Bürgerkriege, Kriege, Hungersnot) eine Situation vergleichbar mit der Flüchtlingskrise 2015/16 und einem ähnlichem Migrantenstrom entsteht.

Die Aufteilung der Migranten in Männer, Frauen und Kinder soll im gleichen Verhältnis wie  2016 auch künftig bleiben. Für den Familiennachzug gehen wir davon aus, dass er über die eingewanderten Männer induziert wird. Die männlichen Einwanderer haben ihre Ehefrauen mitgebracht, wählen einen Ehepartner aus den Reihen allein reisender Frauen oder bringen ihn aus der alten Heimat nach Deutschland. Der Prozess der Eheschließung sei nach 5 Jahren abgeschlossen. Die durchschnittliche Geburtenrate je Frau betrage 2,5. Kinder. Die Migrantenkinder ziehen innerhalb von 9 Jahren nach oder werden in diesem Zeitraum in Deutschland geboren. Es ergibt sich das Szenario aus Tabelle 2.

Der Anteil der muslimischen Bevölkerung würde 2025 rund 10 Prozent der Gesamtbevölkerung betragen. Von einer  Islamisierung kann noch keine Rede sein. Allerdings wäre die Zahl der Muslime schon so groß, dass sie relevante Auswirkungen auf Politik und Gesellschaft hätte. Die gesellschaftliche Veränderungen entstehen sukzessive und werden aller Wahrscheinlichkeit nach nicht zu einem Erstarken der Islamskepsis oder gar einem Einwanderungsstop führen. Für politische Entscheidungen ist die Entwicklung der laufenden Kosten natürlich essentiell, da steigende Steuern und Abgaben das Wahlverhalten massiv beeinflussen. Wir wollen eine grobe Abschätzung dieser Kosten mit einem eher etwas optimistischen und mit einem sehr pessimistischen Szenario durchführen.

Für das optimistische Szenario gehen wir davon aus, dass die Zuwanderer nach einer im Mittel fünfjährigen Integrationsphase die eigene Lebenshaltung und die ihrer Kinder durch eigene Arbeit finanzieren. Für die Integrationsphase nehmen wir an, dass Lebenshaltungs- und Weiterbildungskosten im Mittel 10.000€ jährlich je erwachsenem Migranten betragen. Für die Schulbildung der Kinder setzen wir Kosten von 6.000€ pro Jahr und Kind für einen Zeitraum von 10 Jahren an. Die Lebenshaltungskosten der Kinder für die Integrationsphase der Erwachsenen vernachlässigen wir, bringen aber die Kosten des staatlichen Kindergeldes von ca. 2.500€ jährlich in die Rechnung ein.

In der Rentenversicherung sollten die laufenden Einnahmen durch die Einwanderung steigen. Im Gegenzug ist aufgrund der niedrigeren Migrantenlöhne und der höheren Arbeitslosigkeit für Kranken-, Pflege- und Arbeitslosenversicherung eine Unterdeckung zu erwarten. Wir gehen für unsere Kalkulation davon aus, dass die Sozialversicherungsbeiträge sich aufgrund der Einwanderung nicht wesentlich verändern und für politische Entscheidungen daher irrelevant sind. Wir berücksichtigen die Sozialversicherungskosten daher nicht in unserer Rechnung.

Muslimische Zuwanderung 2025 – 2040 und Kosten

Unserem optimistischen Szenario liegt die Annahme zugrunde, dass die Zuwanderer ganz überwiegend in den Arbeitsmarkt integriert werden können. Nun ist es aber denkbar, dass nicht annähernd genug einfache Tätigkeiten für die Einwanderer zur Verfügung stehen und die Migranten nicht in der Lage sind, einen nennenswerten Beitrag zu ihrem Lebensunterhalt, zur Finanzierung der Schulen und zur Kranken- und Pflegeversicherung zu leisten. Für dieses „Katastrophenszenario“ bringen wir 8.000,- € als jährliche Kosten je Migrant in unsere Rechnung ein.

2015 betrug das deutsche Bruttoinlandsprodukt (BIP) ca. 3.000 Mrd. €. Bei einem realen Wachstum von 1% jährlich ergäbe sich für 2030 ein BIP von ca. 3.500 Mrd. € und für 2040 ein BIP von ca. 3.900 Mrd. €.

Die jährlichen Gesamtkosten im optimistischen Szenario liegen unter 1% des jährlichen BIP und können leicht durch etwas erhöhte Steuern und Abgaben sowie durch eine etwas größere Staatsverschuldung getragen werden. Diese Kosten taugen also nicht für eine alleinige Begründung eines Einwanderungsstopps.

Selbst im „Katastrophenszenario“ betragen die Kosten in den 2030er Jahren weniger als 2% des BIP. Es ist anzunehmen, dass auch dies nicht für eine Änderung der Einwanderungspolitik ausreicht.

Wir haben bisher nur die kurzfristig entstehenden Kosten betrachtet. Durch die Zuwanderung wird Infrastruktur benötigt, die ohne Zuwanderung obsolet wäre und die Migranten müssen natürlich auch im Alter versorgt werden. Bernd Raffelhüschen und Stefan Moog haben die fiskalische Dividende der aktuellen Zuwanderungswelle dahingehend abgeschätzt, dass sich in der Generationenbilanz ein Fehlbetrag von ca. 450.000€ je Zuwanderer ergibt. Es wurde die optimistische Annahme getroffen, dass die künftigen außereuropäischen Zuwanderer wirtschaftlich genauso leistungsfähig sind wie die heute in Deutschland lebenden Ausländer und dass die Kinder der Zuwanderer das wirtschaftliche Niveau der heute in Deutschland lebenden Bevölkerung erreichen. Im Ergebnis zeigt sich, dass das Vorzeichen einer ungesteuerten Zuwanderung eindeutig negativ ist und die Kosten pro eine Million Zuwanderern im Minimum bei etwa 450Mrd. Euro, d.h. 15% des BIP, liegen dürften (Zur fiskalischen Dividende der Flüchtlingskrise: Eine Generationenbilanz).

Für einen Zeitraum von 25 Jahren lassen sich ausbleibende Infrastrukturinvestitionen noch ganz gut kaschieren. Danach wird das schwierig bis unmöglich. Ähnliches gilt für die Altersversorgung der Migranten. Diese dürften spätestens ab 2040 eine relevante Größenordnung annehmen. Bei ca. 7 Mio. Einwanderern der 1. Generation ergibt sich unter günstigen Annahmen im Jahr 2040 durch die muslimische Einwanderung ein Defizit der Generationenbilanz von ca. 80% des BIP.

Der deutsche Arbeitsmarkt dürfte in den 2030er Jahren ein zweigeteiltes Bild abgeben. Einerseits entsteht durch das Ausscheiden der geburtenstarken Jahrgänge aus dem Arbeitsprozess ein großer Fachkräftemangel. Andererseits gibt es durch die Zuwanderung ein stattliches Reservoir an wenig qualifizierten Arbeitskräften. Verstärkt wird dieser Effekt durch die fortschreitende Automatisierung. Für Geringqualifizierte führen diese Entwicklungen verstärkt zu Arbeitslosigkeit.

Es steht zu erwarten, dass unsere Nachfahren im Jahr 2040 deutlich mehr Steuern und Abgaben für deutlich weniger staatliche Leistungen zu entrichten haben als wir heute. Es sind tiefgreifende gesellschaftliche Verwerfungen zu erwarten. Deutschland wird im Jahre 2040 für Unternehmen und Hochqualifizierte ein ziemlich unattraktiver Standort sein.

Szenario zur demographischen Islamisierung

Um ein Szenario zur demographischen Islamisierung Deutschlands im 21. Jahrhundert zu erstellen, schätzen wir zunächst die Zahl der Nichtmuslime im Jahre 2040 ab. Das statistische Bundesamt hat Anfang 2015 zwei  Projektionen zur Bevölkerungsentwicklung in Deutschland erstellt. Angenommen wurde eine annähernd konstante jährlichen Geburtenhäufigkeit und ein Anstieg der Lebenserwartung um 7 (Männer) und 6 Jahre (Frauen), sowie eine Nettozuwanderung von 1,8 Mio. Personen bis Ende 2020 (13. koordinierte Bevölkerungsvorausberechnung – statistisches Bundesamt 2015).

Ab 2021 wählen wir die  Projektion mit einem Wanderungssaldo von 100.000 Personen pro Jahr. Unter diesen Annahmen würden 2040 ca. 76 Mio. Menschen in Deutschland leben (Die Bevölkerungsvorausberechnung berücksichtigt  u.a. die Flüchtlingswelle nicht). Um die Anzahl der Nichtmuslime zu bestimmen, gehen wir von 4,3 Mio. Muslimen im Jahr 2015 und einer Zuwanderung von 900.000 Nichtmuslimen zwischen 2015 und 2020 aus. Von 2021 bis 2040 soll der Wanderungsgewinn bei den Nichtmuslimen 100.000 Personen jährlich betragen. Im Jahr 2040 würden ca. 71 Mio. Nichtmuslime in Deutschland leben. Aus unseren bereits angestellten Betrachtungen zur Einwanderung ergibt sich eine Zahl von ca. 17 Mio. Muslimen für das Jahr 2040. Dies entspricht einem Bevölkerungsanteil von ca. 20%.

Für unser Szenario gehen wir davon aus, dass im Jahr 2040 eine politische und gesellschaftliche Zäsur stattfindet. Zum einen wird Einwanderung auf die Familienzusammenführung und die Einwanderung von gut qualifizierten Arbeitskräften beschränkt. Zum anderen setzt eine Abwanderungsbewegung von leistungsfähigen und wohlhabenden Bürgern in attraktivere Länder ein. In unserem Szenario nehmen wir die Reduktion des Bevölkerungswachstums der muslimischen Bevölkerung auf 250.000 Personen pro Jahr bis 2045 und ab 2046 auf 100.000 Personen jährlich an. Die Geburtenrate der Muslime nehmen wir bei 2 Kindern je Frau an. Für den Zeitraum bis 2045 berücksichtigen wir noch Geburten, die eine Folge der erhöhten Einwanderung der 2030er Jahre sind. Die nichtmuslimische Bevölkerung würde aufgrund der konstant niedrigen Geburtenrate von 1,4 Kindern je Frau jährlich um 1,3% und aufgrund von Wanderungsverlusten um 0,5% jährlich schrumpfen.

Im Jahre 2100 ergibt sich für unser Szenario eine muslimische Bevölkerungsmehrheit in Deutschland.

Axel Latka ist als Mathematiker (Dipl. Math.) in der Softwareindustrie tätig.

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