Tichys Einblick
Die letzte Generation legt ihren Namen ab

Statt Klima: Demonstrationen für alle Gelegenheiten

Die letzte Generation legt ihren Namen ab. Die ganze Idee, Straftaten begehen zu können, weil sonst die Welt untergehe, räumt die Organisation als Fehler ein. Sie will aber weiter demonstrieren – für alles, was gerade so angesagt ist.

Carla Hinrichs mit Schild "Generation Fucked" und Raphael Thelen von der Letzten Generation bei Klimaprotesten vor dem Adlon

picture alliance / PIC ONE | Stefan Müller

Zu den großartigen Figuren, die Reinhard Mey erdacht hat, gehört der Fleischermeister Fred Kasulzke. Der betreibt im Song eine Agentur für mietbaren Protest. Die letzte Generation bekam Geld von ausländischen Stiftungen, die eigene Interessen vertreten haben. Ihre Vertreter meinten, sie wüssten allein um die Gefahr, die das Klima für die Welt bedeute. Deswegen seien ihnen Straftaten und Ordnungswidrigkeiten erlaubt. Politiker und Journalisten hofierten sie dafür, Richter ließen sie davonkommen, übernahmen dabei die Argumentation vom drohenden Weltuntergang.

Die erweist sich als das, was weniger ideologisch vergiftete Köpfe schon vorher vermutet haben: als eine Mischung aus Irrtum und beispielloser Selbstanmaßung. Dazu passt, wie ihre Vertreter ihren späten Erkenntnisgewinn verkaufen. Die Sprecherin Carla Hinrichs sagte dem Spiegel, die letzte Generation werde ihren Namen aufgeben: „Wir waren die letzte Generation vor den Kipp-Punkten. Heute können wir nicht mehr sicher sein, dass das stimmt.“ Lapidarer hat noch kein Unfehlbarer seine Fehlbarkeit zugegeben.

Die letzte Generation hat unzählige Autofahrer genötigt, im Stau zu stehen. Dabei haben die Extremisten auch Krankenwagen im Einsatz behindert. Sie haben unschätzbare Kunstwerke beschädigt, darunter das Brandenburger Tor. Auf Flughäfen haben sie Menschen in Lebensgefahr gebracht. Sie haben wie Kleinkinder Gebäude und Denkmäler besudelt. Alles mit der Rechtfertigung, das Klima drohe zu kippen. Stimmt jetzt nicht mehr. Auch wer unfehlbar ist, darf sich ja wohl mal irren.

Trotzdem wollen die Extremisten weitermachen. Wenn Klima nicht mehr läuft, wollen sie es halt mit etwas anderem versuchen: „Wir wollen in der Lage sein, in kritischen Momenten tausende Menschen auf die Straße zu bringen, die für ein friedliches, demokratisches System einstehen“, sagt Hinrichs dem Spiegel. Statt gegen „Klimaleugner“ wollen die Letzten also jetzt gegen Nazis kämpfen. Was praktisch ist. In Sachen Klimaschutz widerspricht einem schon ab und an ein Wissenschaftler, den man dann mühevoll diffamieren muss. Nazi ist für Linke einfach jeder mit einer anderen Meinung als sie selbst.

Es gibt zwei handfeste Gründe für den Strategiewechsel der letzten Generation. Zum einen zieht Klima einfach nicht mehr. Nachdem die Menschen sich jahrelange Panikmache anhören mussten, sind sie in der Mehrzahl nun immun gegen Panik. Und für manche Extremisten ist der Protest mittlerweile die einzige Einnahmequelle. Doch keine Panik, kein Geld. Zum anderen droht der letzten Generation die Erklärung zur kriminellen Vereinigung. Ohne ideologisch verbohrte Politiker, Journalisten und Richter hätte die letzte Generation diesen Status längst verdient. Der würde bedeuten, dass schon die bloße Zugehörigkeit eine Straftat bedeutet.

Einen neuen Namen hat die letzte Generation laut Hinrichs noch nicht. Da sind die Unfehlbaren so flexibel wie mit ihren Fehlern. Wäre auch blöd, wenn man sich zum Beispiel „Frieden für die Welt“ nennen würde und dann für Waffenlieferungen an die Ukraine demonstrieren müsste. Ein kleiner Tipp: Vielleicht mal an Reinhard Mey wenden, ob er nicht die Rechte an „250030 Fred Kasulzke protestiert“ freigibt. Wäre der einzig wirklich passende Namen – neben „Demonstrationen auf Bestellung“. Aber das gäbe ja auch einen schönen Werbeclaim her.

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