ARD und ZDF sowie RTL greifen aktiv in den Wahlkampf ein. Sie planen mit einem Kanzlerduell zwischen Kanzler Olaf Scholz (SPD) und Unionschef Friedrich Merz. Für Alice Weidel (AfD) und Robert Habeck (Grüne) planen sie separate Formate. Damit suggerieren die Sender ein Bild, das nicht stimmt: Dass sich Scholz mit Merz auf Augenhöhe befinde, Weidel und Habeck aber nicht. Im Fall der AfD-Chefin ist das Gegenteil richtig: Ihre Partei liegt in allen Umfragen vor Scholz’ SPD.
Die öffentlich-rechtlichen Sender verteidigen die für sie unter Strafandrohung erpressten Zwangsgebühren gerne damit, dass sie „unsere Demokratie“ verteidigten. Dass sie die Nachrichten lieferten, die erst für Transparenz sorgten. Trotzdem schweigen sich ARD und ZDF nun aus, warum sie trotz Umfragen Weidel das TV-Duell verweigern. Zumal sie vor drei Jahren der Grünen Annalena Baerbock aus genau diesem Grund den Zugang zum „Triell“ genannten Duell ermöglicht haben. Die AfD fordert nun, dass sie in der gleichen Situation das gleiche Angebot erhält.
Die Verantwortlichen von ARD und ZDF sehen sich gerne als Hüter der Demokratie und Wahrheit. Doch in Sachen TV-Duell verhalten sie sich wie Komplizen der Macht. Zumal dann, wenn das stimmt, was Table.Media berichtet: nämlich, dass Scholz es zur Bedingung gemacht habe, nur gegen Merz anzutreten. Sonst würde er seine Teilnahme an einem Duell verweigern. In dem Fall wären ARD und ZDF sowie RTL Erfüllungsgehilfen des Kanzleramtes. Schon in ihren Talkshows setzen die Öffentlich-Rechtlichen Vorgaben der regierenden Parteien um. Die hinter der Brandmauer stehende AfD ist in der Zahl an Gästen massiv unterpräsentiert.
Die Öffentlich-Rechtlichen planen ihr Duell am 9. Februar, RTL am 16. Februar, wie das Medienportal DWDL berichtet. Der grüne Spitzenkandidat Robert Habeck hat seine Teilnahme für alternative Formate abgesagt. Sein Sprecher sagt, ARD und ZDF hätten mit ihrem Vorhaben in den Wahlkampf eingegriffen – und hätten grüne Vorgaben bewusst missachtet.
Die Duell-Debatte zeigt aber auch ein grundsätzliches Problem des Formats auf: Die deutschen Fernsehmacher haben es einfach aus den USA übernommen. Dort macht es auch Sinn. Die Wahlkämpfe sind personalisiert, zwei Kandidaten treten im direkten Vergleich auf, die Nebenbewerber haben keine realistischen Chancen. In Deutschland gilt das Verhältniswahlrecht. Das hat die Ampel in dieser Wahlperiode sogar gestärkt, indem SPD, Grüne und FDP die Bedeutung der direkt gewählten Wahlkreisabgeordneten massiv herabgesetzt haben. Das amerikanische Format ist daher nicht passend für Deutschland, allzumal für ein Parlament mit fünf Fraktionen, einer Landesgruppe und zwei Gruppen.
ARD, ZDF und RTL haben eins gemeinsam mit Olaf Scholz. Wenn sie noch überleben, dann wegen der Älteren. Sie sind die letzten, die Fernsehen schauen oder SPD wählen. So gesehen ist dem Kanzler mit dem TV-Duell ein PR-Coup gelungen. Oder vielmehr haben ARD und ZDF ihm den Triumph geschenkt. Es sei denn, alles war ganz anders gewesen. Doch die Hüter der Wahrheit haben an dieser Stelle entschieden, dass dem Bürger die ganze Wahrheit nicht zuzumuten wäre.