In Deutschland hat der Strompreis am Spotmarkt diese Woche einen neuen Rekord erreicht. Eine Megawattstunde (MWh) kostete kurzzeitig 936 Euro, womit das Hoch von 871 Euro von Ende August 2022 deutlich überboten wurde. Damals waren die Strom- und Gasmärkte wegen des russischen Überfalls auf die Ukraine sehr angespannt. Heute sind es hausgemachte Probleme, die für die hohen Preise verantwortlich sind. Deutschland kämpft mit den Folgen von Dunkelflauten. Die Nachbarländer sind zunehmend aufgebracht, weil sie durch die innerhalb des europäischen Stromverbunds ausgelösten Lieferungen nach Deutschland nun selbst in die Bredouille geraten.
Die Sorgen der Notenbanker über die schwache Konjunktur werden offensichtlich ernster. Da die Inflationsrate nach gut drei Jahren halbwegs in den Zielbereich der Europäischen Zentralbank (EZB) zurückgekehrt ist, senkte die EZB am Donnerstag die Zinsen zum vierten Mal in diesem Jahr um 0,25 Prozentpunkte. Der maßgebliche Einlagesatz liegt nun bei drei Prozent. Die Inflation sei auf dem Weg, das Ziel der Notenbank zu erreichen, sagte die Präsidentin Christine Lagarde auf der Pressekonferenz nach der Ratssitzung. Die Binneninflation im Euro-Raum sei leicht gesunken, bleibe aber hoch. Dies sei vor allem darauf zurückzuführen, dass sich Löhne und Preise in bestimmten Sektoren noch mit deutlicher Verzögerung an den früheren starken Inflationsanstieg anpassten. Im November ist die Inflationsrate in der Euro-Zone nach einer ersten Schätzung des europäischen Statistikamtes Eurostat wieder von 2,0 auf 2,3 Prozent gestiegen, in Deutschland beträgt sie 2,4 Prozent. Die Teuerung dürfte auch im Dezember nochmals zulegen.
Zerlegt man die Inflationsrate in ihre vier Hauptbestandteile, fällt auf, dass nur die Energiepreise (–1,9 Prozent) im November gesunken sind, wogegen der Preisanstieg bei den Dienstleistungen (3,9 Prozent) und für Lebensmittel, Alkohol und Tabak (2,8 Prozent) weiterhin hoch war. Lediglich in der Industrie (ohne Energie, 0,7 Prozent) zogen die Preise nur moderat an.
Ruhiger sei Donald Trump geworden, beständiger und zuversichtlicher, zitierte die „New York Times“ Amazon-Gründer Jeff Bezos anlässlich einer Konferenz Anfang Dezember. „Abgebrüht“ habe er auf den Mordanschlag reagiert, fand Mark Zuckerberg, der Chef von Meta, schon im Sommer. Und Sundar Pichai, der CEO von Google-Mutter Alphabet, gratulierte ihm zum Wahlsieg und sagte, wie die „Neue Zürcher Zeitung“ schrieb, er freue sich, zusammen mit Trump die Vorteile des „goldenen Zeitalters der amerikanischen Innovation“ an alle zu verteilen. Die Freundlichkeiten gegenüber Trump geht offensichtlich über warme Worte hinaus. Amazon und Meta sollen je eine Million Dollar für die bevorstehenden Inaugurationsfeierlichkeiten am 20. Januar gespendet haben, und alle suchen das Gespräch mit dem designierten Präsidenten. Es sind neue Töne der Tech-Bosse, die sich deutlich von denen in Trumps erster Amtszeit unterscheiden.
Ob die Firmenchefs ihre Meinung zu Trump tatsächlich geändert haben, wissen am Ende bloß sie selbst. Aber ihre Schmeicheleien zeigen, dass Amerikas Elite heute andere Schlüsse aus Trumps Wahlsieg zieht als 2016. Er hat diesmal deutlich gewonnen, bereitet seine Präsidentschaft gewissenhafter vor und hat die meisten seiner Schlüsselpositionen bereits besetzt. Dazu gehören auch die Wettbewerbsbehörden, die hart gegenüber den Big Techs bleiben werden – so hat Trump das jedenfalls angekündigt. Die Chefs der Big Techs versuchen sich mit der neuen Situation zu arrangieren.
An der Börse gibt es bislang indes kaum Gegenwind. Eher ist das Gegenteil der Fall: Das Halbleiter-Unternehmen Broadcom ließ am Freitag beim Börsenwert erstmals die Marke von einer Billion Dollar hintersich. Der von Techwerten dominierte Nasdaq 100 gewann am Ende des Tages 0,8 Prozent auf 21.780 Punkte, nachdem er im frühen Handel mit 21.886 Punkten so hoch geklettert war wie nie zuvor.
Das Wochenplus für den Nasdaq 100 beläuft sich auf 0,7 Prozent. Er hatte sich in dieser Woche anfangs schwächer entwickelt, ab der Wochenmitte dann aber von der Aussicht auf weiter niedrige Zinsen vergleichsweise deutlich profitiert. In der Woche davor hatte er bereits einen Gewinn von 3,3 Prozent verbucht.
Der Dow Jones Industrial fand hingegen auch am Freitag nicht in die Spur und verlor 0,2 Prozent auf 43.828 Punkte. Auf Wochensicht bedeutet dies ein Minus von 1,8 Prozent für den New Yorker Leitindex. Der marktbreite S&P 500 schloss am Freitag unverändert bei 6.051 Punkten.
Bei Broadcom waren für die Rekordrally mit einem Kursgewinn von letztlich fast einem Viertel gute Geschäftszahlen und ein starker Ausblick ausschlaggebend. Der Chipkonzern profitierte im vergangenen Geschäftsjahr deutlich vom Boom-Thema Künstliche Intelligenz (KI). Im laufenden Quartal soll das Wachstum noch beschleunigt werden. Seit Jahresanfang haben sich die Broadcom-Papiere nun mehr als verdoppelt. Innerhalb nur eines Tages hat das Unternehmen die Marktkapitalisierung um rund 206 Milliarden Dollar gesteigert.
Die Freude über die Broadcom-Zahlen erfasste auch andere Branchenwerte – insbesondere Marvell Technology , die ebenfalls ein Rekordhoch erreichten, zum Börsenschluss 10,8 Prozent gewannen und sich im Jahr 2024 nun ebenfalls verdoppelt haben. Die Anteile des KI-Überfliegers Nvidia hingegen profitierten am Freitag von Broadcom nicht; sie büßten 2,3 Prozent ein, bleiben aber mit einem Plus von 171 Prozent seit Jahresbeginn im Nasdaq 100 der unangefochtene Spitzenreiter.
Abseits von Broadcom fielen vor dem Wochenende die Aktien von Restoration Hardware (RH) mit einem Kurssprung von 17 Prozent auf. Der auf hochwertige Möbel spezialisierte Einzelhändler hatte starke Zahlen für das dritte Geschäftsquartal vorgelegt und mit der Prognose für das restliche Geschäftsjahr überzeugt. Das Unternehmen berief sich auf ein beschleunigtes Nachfrage-Wachstum.
Der Euro legte etwas zu. Für die europäische Gemeinschaftswährung wurden nach dem US-Börsenschuss 1,0497 US-Dollar bezahlt. US-Rentenmarkt stieg die Rendite für Zehnjährige auf 4,4 Prozent.
Zuvor hatte der Dax trotz eines zwischenzeitlichen erneuten Rekords zum Ende leicht verloren. Nach einem Anstieg bis auf 20.522 Punkte bekamen die Anleger kalte Füße, sodass die Gewinne abbröckelten. Zum Handelsende zeigten die Kurstafeln für den deutschen Leitindex ein Minus von 0,1 Prozent auf 20.406 Punkte an. Auf Wochensicht schaffte er damit nur ein mickriges Plus in derselben Größenordnung.
Seit Jahresbeginn steht allerdings ein imposanter Kursanstieg um fast 22 Prozent zu Buche. Trotz der Sorgen um die heimische Wirtschaft und die vorgezogenen Bundestagswahlen im Februar können nur wenige Indizes noch deutlichere Gewinne vorweisen – so etwa der marktbreite US-Index S&P 500 und der technologielastige Auswahlindex Nasdaq 100.
„Bei 20.500 Punkten bleibt der Deckel drauf“, kommentierte Analyst Konstantin Oldenburger vom Broker CMC Markets den Dax-Wochenausklang. Für Uwe Streich von der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW) „lässt die fulminante Jahresendrally befürchten, dass die Märkte über das Ziel hinausgeschossen sind“. Er monierte eine deutliche Diskrepanz zwischen der starken Kurs- und der schwachen Gewinnentwicklung.
Auch anderswo schwächelten am Freitag die Kurse. Der MDax der mittelgroßen deutschen Börsenunternehmen büßte knapp 1,1 Prozent auf 26.528 Punkte ein.
Am deutschen Markt stand vor dem Wochenende Munich Re mit einem ersten Ausblick auf das neue Jahr im Fokus. Der weltgrößte Rückversicherer plant mit einem Nettogewinn von sechs Milliarden Euro, was am Markt positiv aufgenommen wurde. Die Kapitalanlagerendite dürfte sich 2025 auf über drei Prozent verbessern und alle Geschäftssegmente sich weiter gut entwickeln, hieß es zudem. Die Aktie sprang auf ein Rekordhoch knapp unter 520 Euro und behauptete am Ende als Dax-Spitzenreiter ein Plus von 5,6 Prozent.
Bei Mercedes-Benz reichte es für einen Kursanstieg von 0,5 Prozent. Der schwächelnde Autobauer konkretisierte seine Sparpläne. Bis 2027 sollen nach einem Bericht des „Manager Magazin“ rund fünf Milliarden Euro eingespart werden, die Hälfte davon bereits bis Ende 2025. Ein Sprecher des Unternehmens wollte die Zahlen nicht kommentieren, sondern verwies auf frühere Aussagen, wonach die Schwaben in den kommenden Jahren die Kosten um mehrere Milliarden Euro jährlich senken wollen. Die Aktien der ebenfalls krisengeplagten Konkurrenten Volkswagen und BMW verteuerten sich um 1,4 beziehungsweise 0,2 Prozent.
Ansonsten bewegten Analystenkommentare. Teamviewer büßten als MDax-Schlusslicht 9,5 Prozent ein. Die Privatbank Berenberg strich ihr Kaufvotum und verwies auf die geplante Übernahme des Software-Unternehmens 1E. Diese sei zwar strategisch sinnvoll, doch sei nicht auszuschließen, dass dafür zu viel Geld in die Hand genommen werde, schrieb Analyst Gustav Froberg. Er verlangt mehr Klarheit, auch im Hinblick auf Synergien.
Für Cewe aus dem Nebenwerte-Index SDax ging es dagegen um 1,4 Prozent auf 102,40 Euro nach oben. Die Privatbank Oddo BHF nahm die Beobachtung der Aktie mit „Outperform“ und einem Kursziel von 145 Euro auf aufgenommen. Sie lobte die hochwertigen Produkte des Fotodienstleisters.
Am Rentenmarkt stieg die Umlaufrendite von 2,11 Prozent am Vortag auf 2,17 Prozent.