Wenn es neben den zahlreichen, inflationär aus dem Boden schießenden Gender-, Diversity-, Inclusion- und Postcolonial-Studies-Professuren eine Professur für Besserwisserei gäbe: Der „Ökonomie“-Professor Marcel Fratzscher wäre konkurrenzlos der erste Anwärter. Seit 2013 ist der in ARD/ZDF omnipräsente „Politikberater“ Präsident des sehr SPD-nahen Deutschen Instituts für Wirtschaftsforschung (DIW Berlin).
Die öffentlichen Zuwendungen, die das DIW zu gleichen Teilen vom Land Berlin (Senatsverwaltung für Wissenschaft, Forschung und Kultur) und vom Bund (Bundesministerien für Wirtschaft und Arbeit) erhält, machen 61 Prozent des Jahresetats von rund 38 Millionen (hier Jahr 2022) aus. 38 Prozent entfallen auf Projektaufträge – zumeist öffentliche. 1 Prozent kommt über Spenden zustande. Klar doch: Wess‘ Brot ich ess‘ …
DIW-Ökonom Fratzscher lag schon sehr früh in seiner Zeit als DIW-Präsident daneben. Im März 2016, wenige Wochen nach Merkels willkürlicher Grenzöffnung, meinte er: „Flüchtlinge werden Renten der Babyboomer zahlen.“ Dass mittlerweile mehr als die Hälfte der Empfänger von Bürgergeld einen Migrationshintergrund hat, stört Fratzscher nicht: Kritik daran wischt er mit dem wohlfeilen Vorwurf des „Populismus“ beiseite und meint im August 2024: „Bürgergeld war ein Schritt in die richtige Richtung“
Nun belehrt Fratzscher die Bundesbank: Im Jahr 2023 flossen nach deren Schätzungen etwa 6,8 Milliarden Euro als Rücküberweisungen ins Ausland. Im Vergleich zum Vorjahr betrug die Summe 7,1 Milliarden und ging minimal zurück. Das war der Mini-Effekt der Einführung der Bezahlkarte.
Überhaupt schmeckt Herrn Professor Fratzscher die Bezahlkarte nicht. Magnet Deutschland? Er selbst würde wegen der Bezahlkarte nicht nach Deutschland einwandern. „Deutschland hat keine gute Willkommenskultur“, sagt Fratzscher im Interview mit BuzzFeed News Deutschland, einem Portal von Ippen Media.
DIW: Überweisungen von Flüchtlingen ins Ausland sind „Entwicklungshilfe“
Nun also legt das DIW nach und behauptet: Die Zahl der Geldüberweisungen ins Ausland hat in den vergangenen Jahren weltweit zwar zugenommen – auch in Deutschland. Aber angeblich nur sieben Prozent der Geflüchteten und zwölf Prozent der „Migrant*innen“ ohne Fluchthintergrund sandten im Jahr 2021 Geld ins Ausland. Warum hat das DIW keine neueren Zahlen?
Dazu das DIW: Die Rolle von Auslandsüberweisungen sollte in politischer und medialer Debatte neu bewertet werden, zumal sie einen wichtigen Beitrag zur Entwicklung in Heimatländern leisten.
DIW-Frau Sabine Zinn meint denn auch: „Die Vorstellung, dass Geflüchtete, die auf Grundsicherung angewiesen sind, in großem Umfang Geld ins Ausland schicken könnten, entbehrt jeder empirischen Grundlage. Mehr in den Fokus genommen werden sollte die Tatsache, dass Auslandsüberweisungen ein wichtiges Mittel informeller Entwicklungshilfe sind.“
Informelle Entwicklungshilfe? Reichen die offiziellen 33 Milliarden nicht? Und ist es nicht so, dass von den Auslandsüberweisungen drei- und vierstellige Beträge gar nicht erfasst werden?
Selbst die Verfasser der Studie, auf die sich Fratzscher beruft, räumen ein, dass solche Untersuchungen oft ungenaue und verzerrte Ergebnisse hervorbringen. Die Überweisungsbeträge, die von den Befragten angegeben werden, seien häufig lückenhaft oder fehlerhaft, da die Teilnehmer selbst entscheiden können, ob sie wahrheitsgemäße Angaben machen. Eine Überprüfung der gemeldeten Beträge ist oftmals weder vorgesehen noch möglich, was die Aussagekraft der Daten massiv einschränkt.
Zudem entschieden sich die Forscher gegen die Verwendung von Bankdaten, da kleinere Überweisungen unter 12.500 Euro in der Datenerhebung oft unberücksichtigt bleiben und dadurch ebenfalls Verfälschungen entstehen. Die Herausforderung, eine Methode zu entwickeln, die verlässliche und aussagekräftige Ergebnisse liefert, bleibt groß – vor allem, wenn die Daten eine präzise Interpretation ermöglichen sollen.
Experte Daniel Haake stellt richtigerweise fest:
Ein qua Zuwendungen oder Auftragsforschung jährlich mit fast 40 Steuer-Millionen alimentiertes „Forschungsinstitut“, das solche politische Schlagseite hat und so viele Fragen offen lässt, braucht niemand.
In Zeiten knapper Kassen darf hier der Rotstift angesetzt werden, ohne dass die Republik daran Schaden nähme. Schade, dass noch kein Bundesfinanzminister, kein Berliner Finanzsenator und kein Bundesrechnungshof die Redundanz von DIW-Studien und deren Kosten aufgespießt hat.