Am Kiosk ist meine erste Reaktion, am Datum zu prüfen, ob das auch wirklich die heutige Ausgabe der Frankfurter Allgemeinen Sonntagszeitung ist. Mit einer Design-Kur will sie seit heute neue Seiten aufziehen – optisch und inhaltlich, meldete MEEDIA vor einigen Tagen. Heute ist das nicht meine Wahrnehmung – die meines Mikrozensuses auch nicht.
Die Frontseite bildet das nicht ab. Wenn das Fraktur-F auf grauem Grund links oben die Verbindung zum Facebook-Auftritt sein soll, warum dann dort ohne grau? In der oberen Hälfte der neuen Titelseite kämpfen die großen Balken grafisch gegeneinander und lassen den vier Themen-Teasern keine Chance. Die untere Hälfte sieht aus wie eh und je. Durchs ganze Blatt zieht sich ein Stil-Gegensatz, der vor allem bei großen Texttiteln ästhetisch schmerzt.
…und das sind unsere Sonntags-Noten von 1 bis 6:
1 Sofort abonnieren;
2 Sofort zum Kiosk und kaufen,
3 reicht auch nächste Woche noch;
4 ignorieren;
5 Abo kündigen/kommt mir nicht ins Haus;
6 Lügenpresse
In sich stimmig ist der Sportteil, der mit „Geld & Mehr“ zusammen ein Buch bildet – eine versteckte Botschaft? Auf den Sport- und Geld-Seiten stimmt das Zusammenwirken von Bildern und Texten, mit ihnen wird einladend abwechslungsreich gespielt. Dieses Buch verzichtet auf solche Buchstaben-Hämmer wie in den Büchern Politik und Wirtschaft. Sehe ich von diesen und dem irritierenden Frontstart ab, erkenne ich kein neues Kleid. Nehmen die Ressortchefs ihre Designs vielleicht einzeln ab?
Eine schöne Geschichte zum Thema Kind, „Warum wir dich wollen“ im Buch Leben: zugleich visuell ansprechend, die Zeichenstory von Hauck & Bauer eingeschlossen. Auch schön, dass sich das Thema weiter durchs Blatt zieht. Die Seite über den Herzstillstand des Bruders und danach in „Leib & Seele“ wird viele interessieren und manchen nahegehen.
„So wohnt die Welt“: Da hätte ich gerade von einem neuen Buch mehr erwartet. „Zukunft ist heute“ im Buch Wissenschaft: Dieses Doppelblatt lege ich mir zur Seite. Da schau ich noch öfter rein. Die Spalte „Hintergrund“ über drei Seiten: sehr lohnend.
Auf Seite eins sagt die Redaktion selbst: „Insgesamt haben wir der Zeitung ein frischeres, luftigeres Aussehen gegeben. Etwas ordentlicher und übersichtlicher ist sie dabei auch geworden. Unsere große Freude an Illustration, Fotografie und Schriftgestaltung soll noch klarer als bisher zum Ausdruck kommen.“
Nichts für ungut, verehrte Frankfurter Allgemeine Sonntagszeitung, diesen Anspruch löst die erste Ausgabe nach meiner Wahrnehmung noch nicht ein.
Aber nicht des Designs, sondern des Inhalts wegen gibt es in unseren Sonntags-Noten die 3: reicht auch nächste Woche noch.