Rainer Wendt, streitbarer Chef der Deutschen Polizeigewerkschaft, hat sich dumm angestellt – dümmer, als die Polizei erlaubt. Als Beamter hätte er sich seine Nebentätigkeiten als Aufsichtsrat von seinem Dienstherrn, dem Land Nordrhein-Westfalen, genehmigen lassen müssen. Dies nicht zu tun, deutet auf eine gewisse Hybris hin: Mir kann keiner.
Wendts Vergehen steht jedoch in keinem Verhältnis zu dem medialen „Shitstorm“, den das ausgelöst hat. Wer sich daran stört, dass Arbeitnehmervertreter vom Arbeitgeber freigestellt und dennoch bezahlt werden, müsste sich beispielsweise über alle freigestellten Betriebsräte empören. Das tut keiner, weil es sich hier überwiegend um DGB-Gewerkschafter handelt, von denen wiederum nicht wenige SPD- oder Die-Linke-Genossen sind. Wer sich über Gewerkschafter in Aufsichtsräten empört, müsste konsequenter Weise für die Abschaffung der Mitbestimmung eintreten. Was natürlich kein rot-rot-grüner Wendt-Kritiker tut.
Bei dieser Empörung über den „Raffke“ Wendt ist viel Verlogenheit im Spiel. Viele freigestellte Gewerkschafter stehen sich finanziell ungleich besser als Wendt. Aber der Polizeigewerkschaftler hat einen Riesenfehler gemacht. Wer auf Recht und Ordnung pocht, muss sich selbst auch penibel an das Gesetz halten. Diesen Fehler nutzen Wendts publizistische wie politische Gegner aus – mit Genuss. Wie sagte doch meine Oma immer? Die schlimmsten Fehler sind die, die man selbst macht.