Tichys Einblick
Anbiedern beim Feind

Friedrich Merz, die Kampagnen-Frauen und die Gefallsucht

Der Kanzlerkandidat der Union wird von Linksradikalen angefeindet. Statt das kühl zu ignorieren, springt er über das hingehaltene Stöckchen. Der CDU-Chef erweist sich immer mehr als wenig feuerfest und als Fähnchen im Wind.

picture alliance/dpa | Christoph Soeder

„Wer everybody’s darling sein möchte, ist schnell everybody’s Depp.“ So sprach einst der große Grantler Franz-Josef Strauß. Der langjährige bayerische Ministerpräsident von der CSU war ein ordentliches Mannsbild und musste zu seiner Zeit wesentlich schlimmere Anfeindungen über sich ergehen lassen als heute die Grünen-Mimose Robert Habeck.

Aber statt sich im Stile einer hochbezahlten Heulsuse zu beschweren und seinen Kritikern Polizei und Staatsanwalt auf den Hals zu hetzen, keilte er halt einfach verbal zurück, und gut war’s. Am Nasenring durch die politische Manege hätte sich „FJS“ nie ziehen lassen.

Womit wir bei Friedrich Merz wären. Der aktuelle CDU-Chef ist in vielerlei Hinsicht der komplette Gegenentwurf zu Strauß. Und das lässt sich, bei aller Liebe, noch nicht einmal in Randbereichen als Kompliment verstehen.

Am vergangenen Wochenende geisterten Videos durch die sogenannten sozialen Medien. Darin erklären junge Frauen, dass sie Angst vor dem Kanzlerkandidaten der Union hätten. Also, angeblich jedenfalls.

Das sogenannte Nachrichtenmagazin „Focus“ veröffentlichte sodann einen Artikel, in dem behauptet wurde, die Clips seien Teil einer SPD-Kampagne gegen Merz. Kurze Zeit später zog das Magazin den Text wieder zurück: Es handele sich gar nicht um eine SPD-Kampagne. Doch auch das war nur halb richtig.

Denn eine Kampagne ist es sehr wohl – nur nicht von der SPD.

Hinter „Frauen gegen Merz“ steht offenbar die Agentur „Aktivistmuss“. Das berichtete NIUS. Die sitzt, wie könnte es anders sein, in Berlin und hat sich in der Vergangenheit mit linksradikalen Positionen sowie mit ein paar lustigen Mordaufrufen gegen AfD-Politiker hervorgetan – zum Beispiel im Januar 2022 so:

„Im Namen der #Meinungsfreiheit Andersdenkender fordern wir #DenStrickfürStorch, #GaulandErschiessen, #BrandnerVierteilen, #TrixiTottreten, #ChrupallaVergasen, #WeidelHartFicken“.

Bei „Aktivistmuss“ stand danach allerdings nicht morgens um sechs die Polizei für eine Hausdurchsuchung vor der Tür. Sind ja auch Linke, deren Mordaufrufe sind per definitionem nur „Satire“.

„Aktivistmuss“ gehört Frauke Seeba und ihrem Mann Matthias Seeba-Gomille. Der ist Mitglied der Grünen. Seinen Parteieintritt hat er selbst, sichtbar stolz, auf LinkedIn bekanntgegeben. Darüber hatte zuerst Baha Jahmous auf X-früher-Twitter berichtet:

„Aktivistmuss“ vertritt schon lange extrem linke Positionen und vertreibt auch Merchandising-Produkte unter dem Label „Wir werden sie jagen – Antifaschistische T-Shirts“. Zusätzlich finanzieren sich die dubiosen Demokratie-„Freunde“, Überraschung, über Steuergelder. Dafür sondern sie dann solche Sätze ab:

„Wir glorifizieren den Antifaschismus.“

Und nun also „Frauen gegen Merz“.

So ärgerlich das alles auch ist: Ein souveräner Parteichef und Kanzlerkandidat im immer noch viertgrößten Industriestaat der Welt würde das an sich abperlen lassen wie weiland Franz-Josef Strauß. Aber Merz ist eben einfach kein Strauß.

Und so springt er über das Stöckchen, das die Berliner Antifa-Spinner mit grünem Parteibuch ihm hingehalten haben. Zur Erinnerung: Mit denselben Grünen will Merz nach der Wahl eine Regierung bilden und sich von ihnen zum Kanzler wählen lassen.

Statt die Attacke kühl zu ignorieren, trifft er sich wie zur Rechtfertigung mit Frauen vom Verband deutscher Unternehmerinnen (VdU).

Dagegen ist grundsätzlich ja nichts einzuwenden. Aber natürlich wirkt das – obendrein recht schräg fotografierte – Kaffeekränzchen im zeitlichen Zusammenhang mit der linksradikalen Kampagne gegen ihn jetzt wie eine Selbstrechtfertigung: Seht her, die Frauen mögen mich doch.

Wer so etwas nötig hat, macht sich klein.

Es ist unklar, wer Friedrich Merz so schlecht berät. Es ist unklar, weshalb Merz das nicht selber sieht. Und es ist unklar, weshalb der Kanzlerkandidat der Union öffentlich derart verzweifelt um Zustimmung – nein: um Zuneigung buhlt.

Die Vermutung liegt nahe, dass der CDU-Chef in seinem Innersten tatsächlich einfach nur gemocht werden möchte. Dann allerdings hat sich der Mann schlicht den falschen Beruf ausgesucht.

Es zeigt sich mit jedem Tag deutlicher: Wenn CDU und CSU bei der kommenden Wahl im Februar wirklich das Bundeskanzleramt zurückerobern, dann nicht wegen Friedrich Merz. Sondern allenfalls trotz Friedrich Merz.

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