Tichys Einblick
Massiver Markteinsturz

Verstrahlte Visionen: Der Untergang der deutschen Solar-Ära

Die Solarkrise in Deutschland verschärft sich weiter, wie der jüngste Fall SMA Solar zeigt. Während die chinesische Konkurrenz den deutschen Markt unaufhaltsam dominiert, offenbart sich zunehmend die Unzuverlässigkeit der vermeintlich zukunftsweisenden Energiequelle. Von Hannes Märtin

Blick über eine Photovoltaikanlage auf das Firmenschild des Solartechnikherstellers SMA

picture-alliance/ dpa | Uwe Zucchi

SMA Solar, einst führender Hersteller von Wechselrichtern für Photovoltaikanlagen, reagiert auf die Krise mit einem massiven Stellenabbau. Bereits im September hatte das Unternehmen ein umfassendes Sparprogramm angekündigt, das Einsparungen von 150 bis 200 Millionen Euro vorsieht. Konkrete Details zu Stellenstreichungen wurden damals jedoch noch nicht genannt.

„Wir haben schon länger einen Einstellungsstopp und mussten auch Mitarbeitern in der Probezeit kündigen,“ erklärte Jürgen Reinert, Vorstandsvorsitzender von SMA, gegenüber dem Hessischen Rundfunk. „Wir werden befristete Anstellungen beenden müssen und darüber hinaus auch einen Personalabbau vornehmen.“

Das Unternehmen plant den Abbau von rund 1.100 Stellen, was etwa einem Viertel der gesamten Belegschaft entspricht. Am Hauptsitz in Niestetal werden rund 700 Mitarbeiter betroffen sein.
Die Börse reagierte prompt auf die Ankündigung: Die Aktie von SMA verlor am Donnerstag zeitweise über 20 Prozent.

Dieser Fall ist symptomatisch für die Krise der gesamten deutschen Solarindustrie. Auch der größte deutsche Solarhersteller Meyer Burger steht unter Druck und plant die Schließung seines Werks in Freiberg, was 500 Arbeitsplätze gefährdet. Das österreichische Unternehmen Fronius, das auch in Deutschland aktiv ist, wird ebenfalls 1.000 Stellen streichen, davon 200 in Deutschland. Andere Unternehmen wie Heckert und Solarwatt melden ebenfalls ernsthafte Schwierigkeiten und kämpfen mit den Herausforderungen einer zunehmend angespannten Marktlage.

Doch was treibt die deutsche Solarbranche dermaßen in die Krise? Welche Mechanismen wirken im Hintergrund, die einst florierende Unternehmen an den Abgrund führen? Ein Blick hinter die Kulissen offenbart die Zusammenhänge.

Chinesische Konkurrenz flutet den Markt

Die deutsche Solarindustrie bröckelt auseinander. Chinesische Hersteller überschwemmen den Markt geradezu mit günstigen Solarprodukten. Wie das Fraunhofer-Institut ISE berichtet, stammen 85 Prozent der in Deutschland genutzten Solarmodule und sogar 91 Prozent der verbauten Solarzellen aus China.

Aufgrund der gigantischen Produktionskapazitäten und kostengünstigen Herstellungskosten in Fernost sind die übergeordneten Preise für Solarmodule rapide gefallen – ein Wettbewerbsvorteil, dem deutsche Hersteller oft nichts entgegensetzen können. Doch diese vermeintlich günstigen Importe haben ihren Preis: Die Bundesrepublik begibt sich in eine gefährliche Abhängigkeit von chinesischen Technologien, die das Land langfristig teuer zu stehen kommen könnte.

Teure Energiewende: Der Solar-Hype kostet dreistellige Milliardenbeträge

Abgesehen von der chinesischen Dominanz auf dem Markt, zeigt sich nach dem anfänglichen Solarboom nun eine deutliche Verlangsamung des Marktwachstums. Solarkraft erweist sich zunehmend als ineffizient und finanziell schwer tragbar. Dennoch verfolgt die Bundesregierung das ambitionierte Ziel, bis 2030 rund 80 Prozent des Stroms aus erneuerbaren Energien zu beziehen, insbesondere aus Solar- und Windkraft.

Obwohl der Ausbau der Solarkraft und die Energiewende zunächst objektiv betrachtet zügig voranschreiten, offenbaren sich bei näherer Betrachtung tiefgreifende Herausforderungen: Anstelle von Nachhaltigkeit und Wirtschaftlichkeit wird das System durch gewaltige Mehrkosten belastet. Allein der Zubau von 15 Gigawatt (GW), entsprechend rund einer Million neuer Photovoltaikanlagen, im letzten Jahr verursachte Kosten von rund 22 Milliarden Euro.

Diese Ausgaben sind jedoch nur ein kleiner Teil einer weitaus größeren Gesamtbelastung. Um die übermütigen Dekarbonisierungsziele zu erreichen, steht Deutschland vor der Mammutaufgabe, bis 2030 hohe dreistellige Milliardenbeträge in die Energiewende zu investieren. Laut der McKinsey-Studie „Zukunftspfad Stromversorgung“ sind zwischen 700 und 850 Milliarden Euro bis 2035 für die Umgestaltung des Energiesystems erforderlich. Diese enorme finanzielle Belastung setzt den Bundeshaushalt stark unter Druck, sodass notwendige Investitionen in andere Bereiche zunehmend ins Hintertreffen geraten.

Ist die Solarwende noch zukunftsfähig?

Angesichts der enormen Kosten und begrenzten Rentabilität stellt sich die berechtigte Frage, ob Solarkraft tatsächlich der richtige Weg zu einer stabilen und bezahlbaren Energieversorgung für Deutschland ist. Immer lauter werden die Bedenken hinsichtlich der Wetterabhängigkeit dieser Energiequelle, die ihre Zuverlässigkeit erheblich infrage stellt. Ein genauer Blick auf die tatsächlichen Sonnenstunden im Land offenbart die Herausforderungen deutlich: Deutschland verzeichnet durchschnittlich nur 1.600 bis 2.000 Sonnenstunden im Jahr – das entspricht etwa 4,4 bis 5,5 Sonnenstunden pro Tag.

Die saisonalen Schwankungen sind jedoch extrem. Während im Sommer bis zu acht Sonnenstunden pro Tag möglich sind, fällt die Energiegewinnung im Winter oft fast vollständig aus, mit weniger als einer Stunde Sonne pro Tag. Besonders problematisch sind sogenannte „Dunkelflauten“ oder Hochdruckwetterlagen, bei denen die Sonneneinstrahlung über Tage oder sogar Wochen nahezu komplett ausbleibt.

An sonnenreichen Tagen hingegen wird eine übermäßige Menge Strom ins Netz eingespeist, was ein erhebliches Ungleichgewicht erzeugt – sowohl technisch als auch finanziell. Besonders problematisch ist hierbei der sogenannte „Kannibalisierungseffekt“. Während sonniger Stunden übersteigt die Stromproduktion zunehmend die Nachfrage, was zu drastisch sinkenden Strompreisen führt, die mitunter sogar ins Negative fallen.

Dieser Effekt stellt nicht nur eine massive Belastung für das Stromnetz dar, sondern wirft auch grundlegende Fragen zur Wirtschaftlichkeit vieler Photovoltaikanlagen auf. Denn während in Zeiten hoher Sonneneinstrahlung ein Überangebot dominiert, bleibt die Stromproduktion bei Dunkelheit oder trübem Wetter deutlich hinter den Anforderungen zurück.

Die bestehenden Speicherkapazitäten sind zudem unzureichend, um überschüssige Energie langfristig zu sichern. Besonders in ineffizienten Phasen, in denen über längere Zeit kaum Sonneneinstrahlung vorhanden ist, reichen die Speichermöglichkeiten nicht aus, um den Energiebedarf zu decken. Dieses Defizit stellt eine erhebliche Herausforderung für die Stabilität und Zuverlässigkeit der Stromversorgung dar.

Fazit: Solarkraft – Keine Langzeitlösung

Abschließend stellt sich die berechtigte Frage, wie eine Energiequelle, die derart abhängig vom Wetter ist und in der Praxis oft nicht die nötige Energie liefert, ein hochindustrialisiertes Land wie Deutschland zuverlässig mit Energie versorgen soll?

Die Voraussetzungen für eine stabile Solarproduktion in Deutschland sind denkbar schlecht. Gerade in Zeiten eines steigenden Energiebedarfs überwiegen die gravierenden Nachteile dieser Technologie die potenziellen Vorteile bei Weitem. Für eine tragfähige, langfristige Versorgung ist die Solarkraft mehr als ungeeignet.

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