Tichys Einblick
Nach Amsterdam, vor Berlin?

Ausschreitungen vor Israel-Spiel in Paris: Eine Tendenz verstetigt sich

Nach Belgien und Amsterdam folgt aktuell Paris mit einem „heiklen“ Spiel für die jüdische Nationalmannschaft und ihre Fans. Der Innenminister hält mit einem Großaufgebot bis hin zu Anti-Terror-Kräften dagegen. Sportereignisse unter israelischer Beteiligung sind in Westeuropa derzeit fast undurchführbar.

IMAGO / NurPhoto

Eine Tendenz verstetigt sich, wird zu einer neuen Konstanten im Leben der Europäer. Der Angriff auf Israel ist über ein Jahr her. Und immer mehr zeigt sich, dass er nicht auf das Land im Nahen Osten beschränkt bleiben muss. Im September verlegte Belgien ein Spiel mit der israelischen Nationalmannschaft. Das Fußballspiel gegen die belgische Nationalelf wurde nach Ungarn verlegt – womit zugleich klar war, wo in Europa derzeit das geringste Risiko für Israelis besteht.

Wilders: "A Jew Hunt in Amsterdam"
Muslimischer Mob greift Israelis an: Hetzjagden und Gewalt in Amsterdam
Nun schreibt der Parisien von der „heiklen Lage der israelischen Spieler“ im Stadion vor dem bevorstehenden Spiel Frankreich – Israel. Das gilt umso mehr für die israelischen Fans in den Straßen von Paris. Die israelische Regierung riet den Staatsbürgern ausdrücklich davon ab, nach Frankreich zu reisen. Vor einer Woche zeigte sich in Amsterdam, wie solch eine Fan-Reise für Israelis heute enden kann: Hetzjagden, Passkontrollen, Gewaltdrohungen, erzwungene Parolen von „Free Palestine“ prägten die niederländische Hauptstadt in der Nacht auf Freitag vor einer Woche. Angeblich hatte es zuvor israelische „Provokationen“ gegeben: Von heruntergerissenen Palästina- Flaggen und anti-arabischen Parolen wird berichtet. Doch zugleich gibt es Hinweise darauf, dass die pogromartigen Hinterhalte der Muslime im Voraus geplant waren.

Das Stade de France befindet sich in dem für seinen hohen Ausländer- und Araberanteil bekannten Département Seine-Saint-Denis. Hier wurden britische Fans zum Opfer maghrebinischer Taschendiebe. Die Olympischen Spiele verliefen aber weitgehend ungestört, unter freilich hohem Polizeiaufgebot.

Frankreich zwischen Ordnung und Auflösung

Der französische Einsatz bleibt hoch: In diesen Tagen will Macron die wieder zu eröffnende Kathedrale Notre-Dame besuchen, um den Handwerkern zu danken; am 7. Dezember folgt die Neueinweihung mit einer Festrede des Präsidenten. Am 15. April 2019 war das Kirchenschiff ausgebrannt, der romantische Spitzturm eingebrochen. Am Mittwoch jährten sich zudem die Terroranschläge auf das Bataclan-Theater, das Stade de France und andere Orte zum neunten Mal. Am 13. November 2015 starben 131 Menschen durch die Hand von islamisch motivierten Terroristen. Aber die Regierung hat den Ehrgeiz, für die Sicherheit von Sportereignissen zu sorgen. Im Stade de France wird am heutigen Donnerstag auch die Antiterroreinheit RAID im Einsatz sein, quasi präventiv.

Daneben wurden im Vorhinein 4000 Polizisten mobilisiert, was allerdings angezeigt war. Es brauchte nur eine kleine Gala unter dem Motto „Israel is forever“, um die Gemüter von Linksradikalen, Gewerkschaftlern (!) und pro-palästinensischen Demonstranten zu erhitzen. Jene Gala war ihrerseits von frankophonen Zionisten organisiert worden, die vermeintlich rechten Parteien in Israel nahestehen. Das reichte aus für Straßenschlachten gegen die Polizei, die nun von internationalen Beobachtern bemerkt und kommentiert werden.

Die Demonstranten marschierten dabei auf den Veranstaltungsort zu und leisteten Widerstand gegen polizeiliche Anweisungen zum Rückzug. Daneben verwüsteten die verbündeten Autonomen und Palästinafreunde Filialen der US-amerikanischen Imbisskette McDonald’s, der Kaffeekette Starbucks und der französischen Supermarktgruppe Carrefour, angeblich weil diese Unternehmen Israel unterstützen.

Neue Zusammenstöße in Amsterdam

Innenminister Bruno Retailleau hatte zuvor erklärt, dem Mob nicht nachgeben zu wollen: „Ich akzeptiere das nicht.“ Frankreich werde nicht zurückweichen, denn „das würde bedeuten, vor den Gewaltdrohungen und gegenüber dem Antisemitismus zu kapitulieren“, sagte er gegenüber dem Fernsehsender TF1. Retailleau ließ keine Fragen offen: „Wir dürfen nicht das Risiko eingehen, dass sich die dramatischen Ereignisse wiederholen und es zu einer Menschenjagd kommt, wie wir sie in Amsterdam beobachten konnten.“

Amsterdam macht auch weiterhin Schlagzeilen mit propalästinensischen Demonstrationen, die an sich – wie alle Demos – bis zum Donnerstag verboten sind. Meist arten sie daher in Zusammenstöße mit der Polizei aus. Geert Wilders (PVV) kritisierte die Amsterdamer Bürgermeisterin Femke Halsema (GroenLinks) scharf: „Es herrscht Anarchie in Amsterdam, der Abschaum hat das Sagen.“

Der Koalitionspartner NSC stimmt in Wilders’ Kritik an der Amsterdamer Bürgermeisterin ein. Die VVD-Vorsitzende Dilan Yesilgöz hielt sich auffallend bedeckt und wollte von der Sache „überhaupt nichts denken“. In Amsterdam unterstützen die Liberalen vom VVD weiterhin die grünlinke Bürgermeisterin Halsema, auch wenn sie nach den Worten des örtlichen Parteichefs „unter Kuratel“ steht. Wilders fordert auch weiter die Ablösung Halsemas, notfalls auch per Ministerentscheid. Der Innenministerin Judith Uitermark (NSC) machte Wilders einen entsprechenden Vorschlag.

Lagebild war zu harmlos – Berliner Echo der Geschehnisse

Teil einer neuen Terrorwelle?
Amsterdam: Angriffe auf Israelis waren geplant – auch Teheran ist verwickelt
Laut neuesten Einschätzungen ging die Amsterdamer Polizei in ihrem etwas zu harmlosen Lagebild rund um das Ajax-Maccabi-Spiel zunächst nur von einer „Gruppenkonfrontation“ aus. Dass es das Ziel der arabischen Täter war, einzelne Israelis zu misshandeln, wurde der Polizeiführung erst klar, als es geschah. Zeigt das nun die Unbefangenheit, ja Naivität der Polizei oder beleuchtet es doch die grundlegend neue Qualität an den Amsterdamer Vorgängen? Man kann es so oder so drehen. Israelische Dienste behaupten, die niederländischen Behörden vorab von den Gefahren informiert zu haben.

In Berlin kommt nun auch ein Basketballspiel des Vereins Maccabi Tel Aviv, das Ende November stattfinden soll, ins Visier der israelfeindlichen Szene. Es kommt die Zeit, in der jüdisches Leben überhaupt ins Visier geraten könnte. Wird diese Tendenz mit dem Krieg in Gaza und dem Libanon enden?

Geert Wilders fordert für die Niederlande die Ausbürgerung der Doppelstaatler unter den Tätern.

Der Sozialdemokrat Frans Timmermans erwiderte, Hass könne man nicht mit Hass bekämpfen. Aber eine rechtsstaatliche Antwort auf widergesetzliche Taten ist kaum „Hass“. Das ist nur die übliche links-grüne Logik von der unendlichen Toleranz.

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