Die aktuelle Lage bei Continental verdeutlicht das Ausmaß der europäischen Wirtschaftskrise, insbesondere in Bezug auf die Automobilindustrie. Der DAX-Konzern steht vor großen Herausforderungen, vornehmlich durch die Spannungen in seinen beiden Geschäftsbereichen. Während die Reifensparte solide Gewinne erzielt, belastet die schwächelnde Automotive-Sparte – welche vor allem als Zulieferer für BMW tätig – zunehmend das Unternehmenswachstum. Produktionsrückgänge und sinkende Nachfrage in der europäischen Automobilindustrie, vor allem bei Elektrofahrzeugen, setzen diesem Bereich erheblich zu. Bis zu 20.000 Arbeitsplätze stehen bei Continental aufgrund dieser Krise zur Disposition stehen. Außerdem plant der Konzern, um der Krise entgegenzuwirken, jährlich mindestens 500 Millionen Euro einzusparen.
Continental-Krise: Finanzchef rechnet mit Deutschland ab
Am Montag veröffentlichte Continental seine Zahlen für die ersten neun Monate des Jahres: Der Gesamtkonzernumsatz sank im Vergleich zum Vorjahr um 4,4 % auf 29,6 Milliarden Euro. Im dritten Quartal lag der Umsatz bei insgesamt 9,8 Milliarden Euro. Der Unternehmensbereich „Tires‟ (Reifensparte) entwickelte sich dabei positiv und verzeichnete einen Umsatzanstieg von 1,9 %. Die Automotive-Sparte hingegen musste, wie erwartet, einen Umsatzrückgang von 4,7 % hinnehmen.
Um die finanzielle Stabilität zurückzugewinnen, prüft das Unternehmen seit einiger Zeit eine Abspaltung der Automotive-Sparte und deren eigenständige Börsennotierung. Eine finale Entscheidung wird noch in diesem Quartal erwartet. Sollte der Vorstand zustimmen, könnte der Spin-off bis Ende 2025 abgeschlossen sein – ein radikaler Schritt, um Continental wieder in die Gewinnzone zu führen und die Last der kriselnden Sparte abzuschütteln.
Der neue Finanzchef des DAX-Konzerns, Olaf Schick, äußerte sich kürzlich im Gespräch mit dem Handelsblatt kritisch gegenüber der Bedingungen am Standort Deutschland und sprach die strukturellen Probleme der deutschen Wirtschaft offen an. „Die Liste mit Argumenten gegen Investitionen in Deutschland ist länger als die Liste mit Argumenten dafür“, betonte Schick und verwies damit auf die widrigen Rahmenbedingungen, die Investitionen zunehmend unattraktiv machen. Faktoren wie wirtschaftliche Unsicherheit, überbordende Bürokratie, komplexe EU-Vorgaben, hohe Steuern als auch die gigantischen Energiepreise, erschweren generelles Interesse,Planung und Umsetzung von Investitionen.
Schick hofft, dass sich bald eine „handlungsfähige“ Regierung bildet, die klare wirtschaftspolitische Ziele verfolgt. Klar müsste mittlerweile jedem sein, dass rot-grün, dass dem Land nicht bieten kann und die deutsche Wirtschaft nur noch tiefer in den Abgrund treibt.
Bayer: Unprofitables Übernahmegeschäft sorgt für Krisenstimmung
Die Liste der kriselnden deutschen Großkonzerne könnte man beliebig weiterführen. Zunächst wollen wir jedoch einen Blick auf Bayer werfen. Der traditionsreiche deutsche Pharma- und Agrarchemieriese steckt in einer ernsten finanziellen Krise, wie die jüngsten Quartalszahlen und die heftige Reaktion des Aktienmarkts deutlich machen. Im dritten Quartal 2024 meldete Bayer einen Rückgang des Umsatzes um 3,6 % auf 9,97 Milliarden Euro.
Neben den widrigen wirtschaftspolitischen Rahmenbedingungen unter der Ampelregierung trifft insbesondere die Schwäche der Agrarsparte das Unternehmen hart. Der Bereich Crop Science, in den der 2018 übernommene US-Konzern Monsanto integriert wurde, steht im Zentrum der Probleme. Das Geschäft mit glyphosathaltigen Herbiziden, die wegen ihrer gesundheitsschädlichen Wirkung stark umstritten sind, schrumpft seit Jahren.
Mit der Monsanto-Übernahme hat Bayer eine Lawine an Glyphosat-Klagen geerbt, die das Unternehmen inzwischen Milliarden kosten. Seit dieser Fehlinvestition ist der Börsenwert von Bayer von einst knapp 92 Milliarden Euro auf rund 21 Milliarden Euro abgestürzt. Allein die Abschreibungen auf den Firmenwert der Agrarsparte summieren sich seit der Übernahme auf insgesamt 12,9 Milliarden Euro.
IFO-Erhebung: Auftragsmängel und Leerstände sind äußerst besorgniserregend
Eine weitere ernstzunehmende Herausforderung für den Wirtschaftsstandort Deutschland ist der alarmierende Auftragsmangel und Produktionsleerstand, der immer mehr Unternehmen in der Bundesrepublik trifft. Das renommierte Ifo-Institut warnt davor, dass diese Entwicklung die Konjunktur des Landes erheblich bremst. Die neuesten Erhebungen des Instituts zeichnen ein düsteres Bild: Der Auftragsmangel hat ein derart hohes Niveau erreicht, das seit der globalen Finanzkrise 2009 nicht mehr verzeichnet wurde. Im Oktober 2024 berichteten 41,5 % der befragten Unternehmen von fehlenden Aufträgen – ein Wert, der sogar den höchsten Stand während der Corona-Krise übertrifft und die Schwere der aktuellen Lage unterstreicht.
Die Auftragskrise erfasst nahezu alle Wirtschaftsbereiche, besonders betroffen sind jedoch die Industrie, der Handel und der Dienstleistungssektor. Die wirtschaftliche Lage zwingt deutsche Unternehmen zunehmend dazu, ihre gestiegenen Kosten an die Kunden weiterzugeben, was die Nachfrage weiter schwächt und die Wettbewerbsfähigkeit stark beeinträchtigt. Ohne wirksame Maßnahmen droht mittelfristig eine schleichende Deindustrialisierung des Standorts Deutschland, da langfristig sonst nicht mehr rentabel produziert und gehandelt werden kann.
E-Mobilität: China ist uns immer einen Schritt voraus
Abgesehen davon, wird die deutsche Wirtschaft zunehmend durch die starke Konkurrenz aus China unter Druck gesetzt, die insbesondere den europäischen Automobilmarkt aufmischt. Volkswagen, Mercedes, BMW und andere deutsche Hersteller können mit dem Preis-Leistungs-Verhältnis der chinesischen Konkurrenten kaum noch mithalten – ein Problem, das die einseitige Ausrichtung der europäischen Automobilindustrie auf die Elektromobilität als strategischen Fehler offenbart.
Ein aktuelles Beispiel liefert Ford, das wegen der schlechten Marktbedingungen und der Krise in der Automobilbranche in Köln nun harte Maßnahmen ergreift: Das Unternehmen hat just angekündigt, alle Mitarbeiter in der kommenden Woche in Kurzarbeit zu schicken. Die Kurzarbeit soll voraussichtlich bis zu den Weihnachtsferien andauern, wobei im wöchentlichen Wechsel gearbeitet wird – eine Woche Produktion, eine Woche Pause. Auch im ersten Quartal 2025 sind weitere produktionsfreie Tage geplant.
Aktuell produziert Ford in Köln rund 630 Fahrzeuge pro Tag, plant jedoch ab 2025, die tägliche Produktion auf etwa 400 Fahrzeuge zu senken. Bereits in den letzten Jahren hat das Unternehmen Tausende Stellen am Standort Köln abgebaut; die Belegschaft schrumpfte von fast 20.000 Mitarbeitern im Jahr 2018 auf etwa 13.000 im Sommer 2024. Weitere Stellenstreichungen sind derzeit nicht ausgeschlossen – ein deutliches Zeichen für die schwierige Lage, in der sich die deutsche Automobilindustrie befindet.
Abhängigkeiten von China – was bedeutet das für den deutschen Standort?
Ein weiterer schwerwiegender Belastungsfaktor für die deutsche Wirtschaft ist die direkte, tiefgehende Abhängigkeit von China. Deutschland bezieht in nahezu allen Technologiebereichen chinesische Produkte, die für zentrale Funktionen unverzichtbar geworden sind. Diese Abhängigkeit reicht weit über die Automobilindustrie hinaus und betrifft ebenso die Halbleiterindustrie, seltene Rohstoffe, erneuerbare Energien und viele weitere Sektoren.
Halbleiter-Drama: Mangelnde Infrastruktur im Land sorgt für Bedenken
Da es in Deutschland an einer eigenständigen Chip-Infrastruktur mangelt, werden jährlich bis zu 13 % der Halbleiter aus China importiert. Bei einfacheren Chips wie Dioden, Transistoren und LEDs ist der Marktanteil Chinas besonders hoch und liegt sogar im Vergleich bei etwa 39 %. Zusätzlich beziehen viele deutsche Unternehmen komplette elektronische Baugruppen und bestückte Module direkt aus China – eine Abhängigkeit, die die Verwundbarkeit der deutschen Wirtschaft in globalen Krisenzeiten noch verstärkt.
Zudem müsste, das Debakel um die geplatzte Intel-Fabrik in Magdeburg mittlerweile jedem bekannt sein. Eines der Prestigeprojekte von Robert Habeck war der Versuch, den US-Konzern Intel mit enormen Subventionen nach Magdeburg zu holen, um dort ein Chipwerk aufzubauen. Für dieses Vorhaben plante die Ampelregierung satte 30 Milliarden Euro: Intel-CEO Pat Gelsinger kündigte jedoch kürzlich an, dass der Bau nun vorerst ausgesetzt werden würde. Ob Intel das Werk überhaupt noch errichten will, bleibt fraglich, da das Unternehmen aktuell massive wirtschaftliche Schwierigkeiten hat.
Dass der Konzern dem Standort fernbleibt, ist vielleicht sogar besser, denn Intel verpasste in den letzten Jahren wichtige Entwicklungen in der Halbleiterbranche – vom KI-Boom bis zu zentralen Fortschritten in der Chipproduktion. Während Konkurrenten wie NVIDIA, TSMC und AMD vorbeizogen, verlor Intel durch seine Innovationsschwäche erhebliche Marktanteile.
Dennoch wählte die Bundesregierung ausgerechnet Intel als Partner für die deutsche Halbleiterindustrie – eine Entscheidung, die angesichts der schwachen Zukunftsaussichten des Unternehmens fragwürdig erscheint. Zu allem Überfluss steht Intel kurz vor einer potenziellen Übernahme durch den Konkurrenten Qualcomm, bei welchem das Geschäft durchaus flüssiger läuft. Sollte dies geschehen, könnten die Pläne für Magdeburg endgültig begraben werden.
Auch die Rohstoff-Souveränität Deutschlands lässt zu Wünschen übrig
Ein weiteres Problem stellt Deutschlands Abhängigkeit von China bei seltenen Rohstoffen dar. Eine Eigenproduktion dieser Rohstoffe ist kaum vorhanden, da bislang nur wenige Bemühungen unternommen wurden, die Förderung seltener Erden in Deutschland oder der EU auszubauen. So wurden etwaige Erkundungsbohrungen in Sachsen nicht weiterverfolgt. Bemerkenswert ist: China beherrscht nicht nur den Abbau, sondern auch einen Großteil der Verarbeitung seltener Erden – selbst wenn Rohstoffe an anderen Standorten gewonnen würden, werden sie oft auf eine Verarbeitung in China angewiesen.
Diese Abhängigkeit erstreckt sich vor allem auf das wichtige Lithium, das Deutschland zu 100 % importiert und neben Australien und Chile auch in großem Umfang aus China bezieht.
Erneuerbare Energien – Marktführer China lässt deutschen Unternehmen keine Luft
Zu guter letzt, zeigt sich Deutschlands Abhängigkeit von China auch im Bereich der erneuerbaren Energien deutlich. Insbesondere bei der Solar- und Windkraft. China dominiert die weltweite Produktion von Solarmodulen mit über 80 % der Kapazitäten. Von den zehn größten Herstellern stammen acht aus China, was die Abhängigkeit weiter verstärkt. Rund 94 % der in Deutschland installierten Photovoltaik-Module werden aus der Asien-Pazifik-Region importiert – mit einem klaren Schwerpunkt auf chinesische Produkte. Europa hingegen produziert nur etwa 3 % der weltweit genutzten Solarmodule.
Des Weiteren ist China der größte Produzent von Silizium, dem essenziellen Material für Solarzellen, und verfügt über bedeutende Vorkommen seltener Metalle, die für die Solarproduktion unverzichtbar sind. Chinesische Solarmodule sind auch preislich konkurrenzlos: Im Dezember 2023 kosteten sie etwa 0,15 US-Dollar pro Watt, während europäische Module bei 0,30 US-Dollar und amerikanische sogar bei 0,40 US-Dollar lagen.
Ähnlich sieht es bei der Windkraft aus. Viele Komponenten, wie elektronische Bauteile und Rohstoffe, stammen ebenfalls aus China. Diese starke Abhängigkeit von einem einzigen Lieferland birgt erhebliche Risiken für den Ausbau und die Stabilität der deutschen
Energiesicherheit. Es droht ein totaler Souveränitätsverlust! Eine kostengünstige, nachhaltige, unabhängige und effiziente Lösung für die deutsche Energiegewinnung könnte darum die Rückkehr zur Atomkraft sein.
Fazit: Hochmut kommt vor dem Fall
Es wird immer deutlicher: Die wirtschaftliche Lage in Deutschland ist besorgniserregend und verlangt dringend nach strukturellen Reformen. Die hohen Standortkosten und die Abhängigkeit von China in essenziellen Bereichen schaden der Wettbewerbsfähigkeit und schwächen die heimische Industrie.
Gleichzeitig zeigt sich die Dringlichkeit, dass die Bundesregierung die Energie- und Rohstoff-Souveränität zurückerlangen sowie einen entschlossenen Kurswechsel bei erneuerbaren Energien und dem Verbrennerverbot einleiten muss. Es gilt, gezielte Anreize für die heimische Produktion zu schaffen und unabhängige Lieferketten aufzubauen. Ein strategischer Kurswechsel ist unumgänglich, um die Industrie langfristig zu stabilisieren und die Abhängigkeit von ausländischen Ressourcen zu verringern.