Es geht nicht nur um Volkswagen. Und auch nicht nur um die Automobilindustrie in Deutschland. Es geht gegen das Auto als Verkehrsmittel für’s Volk, um einen Angriff auf individuelle Freiheit.
I.
Die Krise des Volkswagenkonzerns ist ein Lehrstück. Die offenkundigen Gründe sind unter anderem Konjunkturschwäche, Einbruch des chinesischen Marktes, überstürzter Ausstieg aus der Verbrennertechnologie, mangelnde Produktivität. Doch hinter den für das ganze Land symptomatischen und bedrohlichen Entwicklungen stecken tiefere Ursachen, die in der aktuellen Debatte zu kurz kommen. Die grundfalsche Ordnungspolitik folgt immer noch ideologischen Irrwegen und wächst aus einer verhängnisvollen Mentalität. Ihr folgen Staat und Management. Das Klagen über den Absturz des Volkswagenkonzerns, ob in Talkshows, diversen „Spitzentreffen“, in Parlamenten und Parteien, eiert um zentrale Fragen herum. Bert Brechts berühmter Satz über Bäume lässt sich mühelos paraphrasieren: Was sind das für Zeiten, wo ein Gespräch über Autos fast ein Verbrechen ist, weil es ein Schweigen über so viele Untaten einschließt!
II.
Vermieden wird meist die Tatsache, dass die Europäische Union, in dieser Frage radikalisiert von Angela Merkels Musterschülerin Ursula von der Leyen und ihrem „Green Deal“, zum Feind der deutschen Autoindustrie geworden ist. (Ausgerechnet sie! Ihr Vater Ernst Albrecht war als niedersächsischer Ministerpräsident noch ein wichtiger Schirmherr des Konzerns.) Es sind überwiegend EU-Regeln, die die heillose Hatz in die Elektrifizierung verursachen. Was immer die deutsche Politik und VW nun unternehmen – ohne Widerstand gegen Brüssel ist alles Streben sinnlos. Falls irgend eine deutsche Regierung dazu willens und in der Lage wäre – es hätte längst geschehen müssen. Die europäischen Musterschüler in Berlin standen aber immer an der Spitze der verheerenden Bewegung.
III.
Eine andere Hauptursache des Verhängnisses nicht nur im Volkswagen-Konzern ist die kaputte Elite in den Chefetagen der deutschen Industrie. Sie zeichnet sich durch ein gepflegtes Arschkriechertum gegenüber der Politik aus. Staatshörigkeit ist deutsche Mentalität. Wo aber an der Spitze einer Schlüsselindustrie Millionen verdient werden, besteht die Pflicht, sich gegen Planwirtschaft und selbstzerstörerische Zwangsmaßnahmen zur Wehr zu setzen. Das hat die Führungsriege von VW – und nicht nur die – nicht getan. Auch der Dieselskandal war letztlich ja nur die Folge dieses Charakterfehlers. Nach dem Motto: lieber in der Not betrügen als unerfüllbare Vorschriften verweigern. Es war der Anfang des Elends. Danach gab die Industrie das Erfolgsrezept Vorsprung durch Technik widerstandslos auf. Ex-Vorstandsvorsitzende wie Herbert Diess haben bis heute nichts kapiert und brüsten sich ihrer Sünden.
IV.
Die Gewerkschaften und ihre linken Vorsitzenden stecken mit unter der Decke. Sie lassen nicht ab von ihrem Ziel, das Volk zu missionieren, ob mittels Zwang oder Subventionen, für die mittlerweile das Geld fehlt. Auch sie sehen das Heil noch immer allein in der Elektrifizierung auf Teufel komm raus – aber natürlich auch weiterhin ohne Kernenergie. Die laufenden Tarifverhandlungen werden im Desaster enden, für die Beschäftigten und für den Konzern. Die grüne Transformation führt schnurstracks in die Deindustrialisierung. Die Gewerkschaften betreiben Verrat an ihren Mitgliedern.
V.
Volkswagen: Der Name war einmal Programm für ein ganzes Land. Der bezahlbare Wagen als Inbegriff von Unabhängigkeit. Ein Wagen fürs Volk. Es wird – ob mit oder ohne Batteriebetrieb – in wenigen Jahren keinen Wagen fürs Volk mehr geben. Nicht nur, weil sich nicht mehr fast alle ein Auto leisten werden können. Sondern, weil die immer noch herrschende Ideologie Abschied nimmt vom automobilen Verkehr als Voraussetzung individueller Freiheit. Abgesehen davon, dass die öffentlichen Verkehrsmittel Bahn und Flugzeug auch immer teurer und unattraktiver werden. Eine Zukunft in selbstfahrenden, KI-gesteuerten Kapseln hat mit Freude am Fahren ohnehin nichts mehr zu tun. Die Technik wird die Entmündigung eher noch beschleunigen. Immer mehr Vorschriften, immer weniger Handlungsspielraum – auf den Straßen genauso wie im ruhenden Verkehr. Dem Volk das Auto zu vermiesen ist erkennbare Absicht, ob im Zeichen von Sicherheit, von Klima, oder von angeblichem Komfort. Dem Bürger wird auf allen Ebenen systematisch Bewegungsfreiheit genommen. Die Gesellschaft ist auf dem Weg zur Massenmenschhaltung. Das ist dann der Fortschritt, den sich eingebildete Eliten einbilden. Es tut not, den Feinden der Freiheit nicht länger nur missvergnügt zuzuschauen.