Nicht nur der Herbst bringt graue und kalte Stimmung nach Deutschland, auch die Gäste bei Maischberger lassen einem das Blut in den Adern erfrieren. Die ehemalige Parteivorsitzende der Grünen, Renate Künast, spiegelt die abstürzenden Wahlergebnisse ihrer Partei wider, während der Bundesvorsitzende der Jusos, Philipp Türmer, vor besserwisserischer Arroganz schäumt. Eine geradezu sommerliche Brise bringt da der ehemalige Innenpolitiker der CDU, Wolfgang Bosbach, mit seinem gesunden Menschenverstand in die Talkshow.
Die Welt schaut nach Israel und hält den Atem an. Am Montagabend werden mehr als 200 Raketen aus dem Iran auf Israel abgefeuert. Die USA hat sich bereits zu dieser schrecklichen Tat geäußert und auch der Kreml – in Deutschland wird gebangt, wie Annalen Baerbock sich diesmal äußert. Ob wieder eine Belehrung folgt, wie nach der Tötung des Hisbollah-Anführers Nasrallah? Wird sie wieder wissen, was „im Interesse der Sicherheit Israels“ ist? Das ist dann mal wieder „rhetorisch unglücklich ausgedrückt“, so der Sportjournalist Béla Réthy. Was dieser überhaupt in der Talkshow verloren hat, außer Ricarda Lang zu loben, weiß keiner so genau.
Auch im Gespräch zwischen Renate Künast und Sandra Maischberger kommt er wieder zur Sprache. Für Künast ist ganz klar, dass nach den letzten Wahlen eine Reaktion der Grünen-Parteiführung nötig war, aber „das ist auch eine Desinformationskampagne, die von Russland nach Deutschland reingeht, die sich übrigens auch gegen Grüne richtet.“ Sie sehen also: Die Grünen sind eigentlich gar nicht wirklich schuld an ihren schlechten Wahlergebnissen. Und dann ist da ja auch noch Söder. „Dann gibt es so Leute wie der benötigte, leidenswerte Herr Söder, der sich so an uns festkrallt und kein anderes Thema mehr anguckt.“ Worauf Maischberger nur erwidert: „Er ist auch kein russischer Troll, aber ja.“
Neben dem Grünen-Rücktritt, wird auch das Debakel des Thüringer Landtags aufgegriffen. Der Geschäftsführer der CDU-Fraktion Andreas Bühl wirft dem Alterspräsidenten des Parlaments, Jürgen Treutler und der AfD „Machtergreifung“ vor. Eine Welle der Empörung rauschte durch die Medien. Eine ähnliche Reaktion bekommt Jan Fleischhauer, der „eine Kolumne Anfang September geschrieben hat mit der schönen These: Lasst Höcke doch Ministerpräsident sein“. Ob das sein Ernst ist, will Maischberger wissen. Ja, denn die AfD wurde von der Mehrheit gewählt und „Herr Höcke hat erst mal zunächst eine Regierung zu bilden. Und jetzt kann er doch mal shoppen gehen. Zum Beispiel beim BSW anklopfen, die sind ja nicht so ganz weit auseinander.“ Warum Fleischhauer das so sieht? Er möchte verhindern, dass „die CDU zusammengehen muss mit dem Bündnis-Sahra-Wagenknecht. Das heißt eine Partei, die im Ernst noch antiamerikanischer, noch anti-israelischer und damit auch noch antisemitischer ist als die AfD. Und ich glaube, da sollte die CDU nicht tun.“
Das geht den anderen Kommentatoren dann doch zu weit. Das BSW sei ja noch eine „Blackbox“ im Verhältnis zur AfD – „Da wissen wir sehr genau, mit wem wir es zu tun haben.“
Ganz im Auftrag des ÖRR wird nun nochmal ein „Skandal“ eingespielt. Wieder wird ein Video gezeigt, diesmal von Friedrich Merz: „Aber diejenigen, die mit irgendwelchen komischen Autos da langfahren, mit irgendwelchen komischen Figuren drin, die werden eben auf die Seitenspur geholt und mal kontrolliert.“ Was soll das denn bedeuten? Energisch antwortet Bosbach: „Die Bundespolizei, die würde ich auch mal hier nicht als Deppen darstellen, auch nicht in der Sendung. Also die Bundespolizei arbeitet mit einem bestimmten Raster.“ Er erklärt, dass die Polizei Großraumfahrzeuge kontrolliert und auf das Aussehen oder das Nummernschild an dem Wagen achtet. Maischberger springt sofort ein: „Am Aussehen auch?“ Ironisch kontert Bosbach: „Der Isländer kommt selten nach Deutschland, ohne einen Asylantrag zu stellen.“ Darauf antwortet Maischberger nur trocken: „Schon klar.“
Fast enttäuscht scheint Maischberger zu sein, dass sie keine Beweise für ein rechtsradikales Verhalten bei ihrem konservativen Gast finden konnte. Aber es wird nicht bei diesem Versuch bleiben – am nächsten Abend dann wieder.