Wenn Lügen zur Wahrheit verbogen werden, wird aus Frieden schnell Krieg. Diese altbekannte Weisheit ist in Israel Realität geworden. Zuletzt standen am 1. Oktober – kurz vor dem jüdischen Neujahrsfest – die zehn Millionen Einwohner des kleinen Landes unter Beschuss: 180 Raketen hatte das Mullah-Regime des Iran auf die Bevölkerung herabregnen lassen. Zu Tode kam ein Palästinenser im Westjordanland, der von den Trümmern einer abgewehrten Rakete erschlagen wurde: Die herausragende Infrastruktur an Schutzräumen und die eingespielte Warnlogistik konnte die Folgen des massiven Angriffs minimieren. Deutlich mehr Tote forderte ein am selben Tag durchgeführter Terroranschlag in Tel Aviv-Jaffa, wo zwei Terroristen sieben Menschen ermordeten, bevor sie von einem Wachmann und einem bewaffneten Zivilisten erschossen werden konnten.
Doch schon vor dieser Eskalation befanden sich große Teile Israels in einer Art fortdauerndem Ausnahmezustand: Insbesondere durch den Beschuss aus dem Libanon konnten rund zehn Prozent der Bevölkerung ihrem Alltag nicht mehr nachgehen. Davon waren Kindergärten und Schulen ebenso betroffen wie Altenheime und Arbeitsplätze. Ein Vergleich zum besseren Verständnis: Zahlenmäßig ist das so, als würden 75 Prozent der bayerischen Bevölkerung von Salzburg, St. Gallen oder Pilsen aus willkürlich mit Raketen beschossen.
Der israelische Albtraum ist Realität geworden. Das Land muss sich an sieben Fronten gleichzeitig verteidigen: In Gaza gegen die Hamas, im Libanon gegen die Hisbollah; an der Grenze zu Syrien ist Israel ebenfalls mit der Hisbollah sowie dem Islamischen Staat (ISIS) konfrontiert. Die Hamas und der Islamische Djihad wiederum werden im Westjordanland von der PLO unterstützt, während die Houthi nicht nur den israelischen Hafen Eilat, sondern auch den Warenverkehr der westlichen Welt im Roten Meer bedrohen. Der eigentliche Patron der Terrororganisationen ist indes der Iran, der diese als „Proxys“ installiert, um Gewalt gegen seinen Feind Israel zu entfesseln – wenn er nicht, wie nun Anfang Oktober, unmittelbar aktiv wird. Und auch auf der globalen Ebene muss sich Israel trotz aller gegen seine Bürger begangenen Greuel behaupten: Ob große Teile der Medien oder Universitäten, ob politische Akteure wie die Vereinten Nationen oder die EU – sie alle wenden sich gegen Israel.
Die erste Frage lautet: warum? Die Gegner Israels im Nahen und Mittleren Osten haben nur ein Ziel: die Vernichtung des jüdischen Staates. Das nehmen inzwischen auch Medien, Universitäten, die UN und die EU bewusst oder unbewusst in Kauf. Die letzte UN-Abstimmung legt davon Zeugnis ab: 124 Länder verweigern Israel das Recht auf Selbstverteidigung. Darunter auch EU-Länder wie Frankreich, Belgien und Spanien. Ein klarer Verstoß gegen die UN- und die EU-Charta. Deutschland hat sich der Stimme enthalten. Keine allzu große Überraschung.
Judenhass hat eine lange Geschichte
Dass die Weltöffentlichkeit das Leiden in Gaza oder im Libanon beklagt, aber desinteressiert hinnimmt, wenn israelische Kinder willkürlich ermordet werden, ist das vorerst letzte unrühmliche Kapitel einer langen Geschichte der Diffamierung und Ausgrenzung: Der erste dokumentierte Pogrom fand im Jahr 38 im ägyptischen Alexandria statt. Der schwelende Konflikt zwischen der großen jüdischen Diasporagemeinde und den heidnischen Griechen entlud sich in einem Massaker: Juden wurden zusammengetrieben, gequält, verbrannt und gesteinigt.
Bereits damals wurden Greuelmärchen etabliert, die jahrtausendelang immer wieder Gewalt gegen Juden auslösen sollten: Juden würden nichtjüdische Kinder entführen, deren Blut verwenden, um Matzen zu backen. Schon hier findet sich der Versuch, Juden eine „Mitschuld“ am Hass, der sich gegen sie richtet, unterzuschieben, sie als die eigentlichen Übeltäter darzustellen. Auch heute, zweitausend Jahre später, hat sich an dieser Strategie nichts geändert: Juden werden seit 2000 Jahren ausgegrenzt, verfolgt und ermordet – das muss doch einen Grund haben, heißt es, wohlfeilen antisemitischen Reflexen folgend, nicht mehr nur hinter vorgehaltener Hand.
Eine neue Qualität erfuhr der Judenhass im 20. Jahrhundert mit dem modernen Antisemitismus im eigentlichen Sinne – ein Begriff, den der Linkspolitiker Wilhelm Marr im 19. Jahrhundert schuf, um damit nicht religiös, sondern „rassisch“ bedingte Judenfeindlichkeit zu kennzeichnen. Während dieser mit der Schoah zwischen 1933 und 1945 seinen Höhepunkt erreichte, kam nach der Gründung des Staates Israel eine antiisraelische Haltung auf, die von vielen Seiten gespeist wird, am stärksten von den arabischen Nachbarn und ihren Vorbetern in den Moscheen. Das reicht bis nach Bremen, wo dieser Tage ein Imam nach mehrjährigen Gerichtsprozessen endlich ausgewiesen wird. Abbes C. predigte in der Moschee an der Weser: „Oh Gott, steh‘ unseren Brüdern, den Dschihadisten und Mudschahedin überall bei, in Palästina, Gaza, Irak, Bosnien, Afghanistan, Oman – und besiege die Enkel der Affen und Schweine.“ Anti-Israelismus und Judenhass pur.
Die Quelle des Hasses: Neid
All das wird nicht zuletzt von einer der wirkmächtigsten menschlichen Schwächen unterfüttert: dem Neid. Israel entstand innerhalb weniger Dekaden auf einem Gebiet, das im Norden von malariaverseuchten Sümpfen, im Süden von Wüste geprägt war; von den zwei großen Binnengewässern ist eines „tot“: Doch trotz all der widrigen Bedingungen der Natur wurde hier in kürzester Zeit eine blühende Landschaft gestaltet, ein prosperierendes Land aus dem Boden gestampft. Die Wirtschaftszahlen beweisen es: Israel ist heute eine erfolgreiche Wirtschaftsmacht, gehört nach dem Pro-Kopf-Einkommen zu den reichsten Ländern der Erde. Und obendrauf ist das Land am östlichen Rand des Mittelmeeres auch noch eine freiheitsliebende Demokratie, die ihren Minderheiten Teilhabe am politischen Leben und Freiheitsrechte garantiert, wie es in der Region sonst schlicht unbekannt ist.
Israels Bruttosozialprodukt ist höher als das aller unmittelbaren Nachbarn gemeinsam. Dazu tragen auch über zwei Millionen Araber bei, die als Bürger im israelischen Kernland leben und im Traum nicht daran denken, nach „Palästina“ auszuwandern. Wo immer das viel gepriesene „Palästina“ auch liegen mag. Israel ist das einzige Land in der Region, das eine Sozialversicherung kennt, in die jeder Bürger einzahlen muss und so im Krankheitsfall oder im Alter in den Genuss einer Fürsorge kommt.
Diese Leistungen werden überwiegend von den fast 10 Millionen Bürgern erbracht. Die US-Finanzhilfe und die Spenden der nicht in Israel lebenden Juden machen zusammen nicht einmal fünf Prozent des Bruttosozialproduktes aus. Das ruft Neider aller Schattierungen auf den Plan, offen und versteckt.
Im Gegensatz zu den Vernichtungsphantasien in der arabischen Welt und seitens der Mullahs im Iran gibt es in Israel keine ernstzunehmende Kraft, die die Vernichtung eines angrenzenden Staates oder einer Nachbarregion propagiert oder gar unternimmt. Alle Kriegshandlungen Israels stehen unter der Maßgabe der Landesverteidigung zum Schutz der eigenen Bevölkerung, der Juden, Araber, Christen, Drusen, Beduinen, Tscherkessen und natürlich der lang- und kurzfristigen Besucher.
Es geht Israel einzig und allein darum, sämtliche Terror-Organisationen unschädlich zu machen, die immer noch ankündigen, es werde noch viele 7. Oktober geben. Die Tatsache, dass viele, zu viele Zivilisten getötet werden, ist dem Umstand geschuldet, dass die Terroristen die eigene Zivilbevölkerung als Schutzschilde missbrauchen. Israel warnt vor jedem Angriff die Zivilgesellschaft in Gaza und jetzt auch im Libanon, sich von den Terroristen fernzuhalten. Aber das gelingt nicht immer: Kindergärten, Schulen, Krankenhäuser, Medien-Zentralen wie der arabische TV-Sender Al Jazeera und Einrichtungen der UNRWA werden unverhohlen als Ausgangspunkte für terroristische Angriffe genutzt, um Gegenschläge der Israelischen Streitkräfte zu erschweren, oder möglichst hohe Opferzahlen und entsprechende Bilder zu generieren, die die angebliche Grausamkeit der Israelis fest in den Köpfen der Weltöffentlichkeit etablieren. Beweise dafür sind zuhauf in den Terror-Tunneln in Gaza gefunden worden.
Tanach und Koran: Zwei miteinander unvereinbare Menschenbilder
Die seit der Staatsgründung Israels gewachsene Feindschaft in der arabisch-muslimischen Welt hat viele Ursachen und spielt sich auf mehreren Ebenen ab. Entscheidend ist die ideologisch-religiöse Auseinandersetzung zwischen den Werten der Bibel, manifestiert in den 10 Geboten, und dem Koran. Die Bibel predigt Nächstenliebe und Toleranz, verehrt das menschliche Leben, weil es von Gott erschaffen wurde. Jeder gefallene Soldat wird in den israelischen Abendnachrichten in Bild und Ton betrauert, jedes Opfer ist „eines unserer Kinder“.
Wie anders dagegen die Videos von palästinensischen Müttern, die den „Märtyrertod“ ihrer Kinder preisen, die beim Versuch, Juden umzubringen, getötet werden! Das heilige Buch der Muslime kennt in der Praxis – das ist maßgeblich – keine Toleranz, erniedrigt Andersgläubige als Ungläubige, die sich bestenfalls Muslimen unterwerfen müssen. Kritik an Führungspersonen wird hart bestraft. In Teheran reichen die Straßenlaternen für die willkürliche Todesstrafe durch Hängen auch für Frauen nicht aus. Exil-Iraner haben die Zahl der Opfer mit 120.000 dokumentiert. Und so ist es kein Wunder, dass der Tod des Hisbollah-Anführers Nasrallah auch von Menschen in Syrien auf den Straßen gefeiert wurde: Ja, die Menschen in der muslimischen Welt leiden unter den Terror-Chefs, die auch auf ihrem Rücken den Hass auf Juden und auf die westliche Welt zelebrieren.
Wer in Gaza, im Libanon oder im Westjordanland gegen Hamas oder Hisbollah protestiert, hat eine geringe Lebenserwartung. Das Leben der eigenen Kinder in diesen Regionen ist weniger wert als muslimisches Land: Niemand hat die Befugnis, auch nur einen Quadratmeter islamisches Land an Ungläubige abzutreten oder zu verkaufen. Islamisches Land definiert sich übrigens unsinnigerweise als Boden, auf dem irgendwann einmal ein Moslem gelebt hat. Ägyptens Präsident Anwar El-Sadat musste deshalb seinerzeit den Friedensvertrag mit Israel mit seinem Leben bezahlen.
Extremistische Muslime kennen kein Pardon mit Israel und seinen Bewohnern. Hunderte von Terroranschlägen weltweit, bei denen rücksichtslos gemordet wird, sind ein blutiger Beleg dafür, dass Israel nur der Anfang sein soll, die Welt unter eine islamistische Knute zu zwingen. Der vorläufige Gipfel der Brutalität war das Massaker der Hamas im Süden Israels, das sich nun am 7. Oktober 2024 zum ersten Mal jährt. Die terroristischen Mörder machen keinen Unterschied zwischen Juden, Beduinen, Drusen und fragen auch nicht nach der Staatsbürgerschaft. Weder im Nahen Osten noch sonst irgendwo auf der Welt.
Die Zwei-Staaten-Lösung ist eine westliche Fata Morgana
Wo liegt die Lösung? Sicher nicht in einer Zwei-Staaten-Lösung, wie es Medien, Politik, UN und EU uns beharrlich weismachen wollen. Keine der handelnden Personen auf der muslimischen Seite, weder Hamas, noch Hisbollah noch der Terror-Patron in Teheran sprechen oder schreiben von einer Zwei-Staaten-Lösung als Bedingung für eine Beendigung der aktuellen Kampfhandlungen. Es handelt sich um eine Fata Morgana des Westens zur Beruhigung des eigenen Gewissens.
In Gaza zeigt indessen die Boden-Offensive inzwischen spürbar Wirkung. Die Anzahl der Raketen-Angriffe auf Israel hat abgenommen, die Führung der Hisbollah ist eliminiert: Schon am 11. September hatte Verteidigungsminister Gallant der Öffentlichkeit ein Schreiben des früheren Hamas-Kommandanten Rafa’a Salameh an seinen Terror-Chef Yahya Sinwar und dessen Bruder Muhammad vorgelegt. Darin schildert er die „schwierige Lage“ der Hamas. Darin heißt es: Wir haben 90 bis 95 Prozent unserer Raketen eingebüßt, 60 Prozent unserer Kämpfer sind tot, mindestens 65 bis 70 Prozent unserer Anti-Panzer-Abschuss-Rampen sind zerstört. Besonders wichtig: Der Briefschreiber beklagt, die letzten 25 Prozent der Kämpfer würden von der Bevölkerung in Gaza nicht mehr toleriert. Während die Weltgemeinschaft Israel anklagt, macht Israel diese Welt ein Stück sicherer – nicht nur für Juden, sondern für alle Menschen, die unter islamistischem Terror leiden.
Im Süden Israels gehen in allen Grenzdörfern und Kibbuzim Kinder wieder in die Schule, die am 7. Oktober zerstörten Häuser werden wieder aufgebaut. Im Norden ist das Land noch weit von Normalität entfernt. Doch Regierung und die IDF haben das Ziel, die Bevölkerung wieder nach Hause zu bringen, konkret vor Augen. „Am Jisrael chai – Das Volk Israel lebt“: eine Gewissheit, die auch am ersten Jahrestag des 7. Oktober 2023 nicht erschüttert werden kann, allen Anfeindungen, Lügen und Gewalttaten zum Trotz.