Tichys Einblick
DDR lässt grüßen

Deutscher Fernsehpreis: Die Fernsehmacher behängen sich gegenseitig mit Orden

Das Establishment lässt sich nicht beeindrucken: Erneut geht ein Preis an den ZDF-Denunzianten Jan Böhmermann. Selbstkritik sieht anders aus.

picture alliance/dpa | Rolf Vennenbernd

Da sage noch einer, im „besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“ (Frank-Walter Steinmeier am 3. Oktober 2020) gebe es keine Relikte des 1990 verblichenen Arbeiter- und Bauernstaates. Nein, die DDR lebt fort: in den Köpfen von Regierungsmitgliedern, Parteiführern, Gedönswissenschaftlern, Medienmachern, Kirchenfürsten usw. In der Deutschen Demokratischen Republik gab es für besondere „Verdienste“ solcher Leute rund 10.000 (!) verschiedene Auszeichnungen – Orden, Preise, Ehrentitel, Medaillen. Zum Beispiel die Auszeichnung „Held der Arbeit“. Man behängte sich – fein sortiert für die linke und für die rechte Brustseite – gegenseitig damit. Das begann schon bei den Erstklässlern mit dem begehrten blauen Halstuch und dem blauen Käppi der Jungpioniere, es setzte sich fort in der vierten Klasse bei den Thälmann-Pionieren mit einem roten (sic!) Halstuch als Erkennungszeichen.

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Im „besten Deutschland, das es jemals gegeben hat“ hat man so etwas auch, vor allem an der Spitze der Politikmachenden: Man behängt sich mit Verdienstkreuzen. Steinmeier verleiht Ex-Kanzlerin Merkel den allerhöchsten Orden, den bislang nur Adenauer und Kohl hatten. Ministerpräsidenten wie Söder (Bayern) und Wüst (NRW) überreichen der Ex-Kanzlerin den jeweils höchsten Orden ihrer Länder. Und auch sonst geht kaum einer der rund zweitausend Abgeordneten in Bund und Ländern, kaum ein Bürgermeister, Stadt- oder Gemeinderatsmitglied oder NGO-Aktivist ohne irgendeinen Orden von dannen.

Da kann der medial-woke Indoktrinationsbetrieb nicht nachstehen. Also gibt es seit 1999 den Deutschen Fernsehpreis. Der wurde am 25. September 2024 in Köln in 27 Kategorien an 107 mediale „Helden“ vergeben. 15 Juroren überwiegend aus dem „woken“ Lager mussten nicht lange brüten. Schwuppdiwupp gab es etwa in der Kategorie „Beste Information“ einen Preis für Louis Klamroths „Hart aber fair“ für eine Runde über die Reichweite von AfD-Politikern auf Social-Media-Plattformen. Quasselkollegin Sandra Maischberger bekam in dieser Kategorie einen Preis für ihre „brillante“ Gesprächsführung mit dem AfD-Co-Vorsitzenden Tino Chrupalla. Will sagen: Wenn solche Talkrunden inklusive Moderatorentantiemen und Produktionsfirmen pro Jahr mehrere Millionen Euro Zwangsgebühren schlucken, dann muss schon echte Demokratieerziehung dabei herumkommen. Tja, wenn wir die AfD nicht hätten! Was wäre Fernsehen dann langweilig und ohne volkspädagogischen Impetus!

Schon wieder Krawallo Böhmermann

Nicht ohne skandalöse Pikanterie ist, dass ZDF-Denunziant Jan Böhmermann auch wieder einen Preis bekam. Übrigens – wenn unsere Zählung stimmt – zum sechsten Mal. Wofür? Für die am 20. September 2023 ausgestrahlte Ausgabe seines „Magazin Royale“ mit dem Titel „Lass dich überwachen“. Die Jury begründet die Preisvergabe in der Kategorie „Beste Unterhaltung Show“ so: „Das Internet vergisst nichts – und genau das birgt enormes Unterhaltungspotenzial, (…). Ein ahnungsloses Publikum denkt, Gast in einer gewöhnlichen Ausgabe des ‚ZDF Magazin Royale‘ zu sein – und wird dann zum Protagonisten einer einzigartigen Show. Ob es sich um einen längst vergessenen Instagram-Post oder ein leichtsinniges YouTube-Video handelt: Jan Böhmermann und sein Team mahnen unterhaltsam zur Vorsicht im Umgang mit persönlichen Daten im Internet.“

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Wie bitte? „Ahnungsloses Publikum!“ „Vorsicht im Umgang mit persönlichen Daten!“: Böhmermann ist da schon viel weiter. Am 7. Oktober 2022 präsentierte er einem „ahnungslosen Publikum“ angeblich brisante persönlichen Verstrickungen des damaligen Präsidenten des Bundesamtes für Sicherheit in der Informationstechnik (BSI), Arne Schönbohm. Böhmermann unterstellte Schönbohm Kontakt zu russischen Geheimdiensten. Bundesinnenministerin Nancy Faeser (SPD) kamen diese Böhmermann-Fakes gerade recht, um den ungeliebten Schönbohm zu disziplinieren und auf eine rangniedrigere Position zu versetzen. So läuft polit-mediales Spiel über Bande im „besten Deutschland.“

Mittlerweile erwartet das ZDF eine gewaltige gerichtliche Klatsche. Schönbohm hat gegen das ZDF auf Rufschädigung und Schmerzengeld geklagt und wird vom Landgericht München I sehr wahrscheinlich Recht bekommen. TE berichtet seit zwei Jahren laufend über diesen politmedialen Sumpf. Siehe zuletzt hier.

Was aber tut die Jury des Deutschen Fernsehpreises? Sie ist sich nicht zu blöd, ausgerechnet einen „öffentlich-rechtlichen“ Denunzianten zu lobpreisen, der in der DDR zusammen mit Bundesinnenministerin Faeser mit Sicherheit einen Orden von Stasi-Chef Erich Mielke persönlich überreicht bekommen hätte: Für erfolgreiche Zersetzungsarbeit.

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