Tichys Einblick
Niederländische Drogenmafia in Köln aktiv

Explosionen in Köln – eine neue Qualität des organisierten Verbrechens in Deutschland?

Entführungen, Explosionen, Handgranaten: Eine Welle der Gewalt erschüttert NRW. In dieser Form und Intensität ein Novum für Kripo-Chef Michael Esser. Die mutmaßlich aus den Niederlanden importierte Gewalt verheißt nichts Gutes.

picture alliance/dpa | Henning Kaiser

Zwei Explosionen vor einem Nachtclub und einem Ladengeschäft, eine Handgranate unter einem brennenden Auto: Derzeit knallt es nicht nur im Nahen Osten regelmäßig, sondern auch im Rheinland. Der leitende Ermittler der Polizei Köln, Michael Esser, bezeichnet die Intensität und Komplexität der Vorgänge als ein „Novum“: „Wir stehen als Polizei Köln aktuell vor großen Herausforderungen durch beispiellose Fälle der Gewalt- und Schwerkriminalität, die es bis dato in Köln so nicht gegeben hat.“, so der Leitende Kriminaldirektor auf der Pressekonferenz im Kölner Polizeipräsidium, auf der am Donnerstag der Sachstand der Ereignisse vorgestellt wurde.

Obwohl derzeit noch nicht klar ist, ob alle Taten miteinander in Zusammenhang stehen oder verschiedene Tatkomplexe vorliegen, eines ist sicher: Eine derartige Verdichtung von schweren Gewalttaten stellt eine neue Dimension dar. Denn die Gewaltwelle begann nicht erst am Montag mit dem Anschlag auf den Nachtclub „Vanity“: Bereits seit Monaten halten Entführungen, Sprengungen und Schüsse auf Häuser die Polizei in Nordrhein-Westfalen in Atem – weit über Köln hinaus. Schlagzeilen machte etwa Anfang Juli eine vom SEK beendete Geiselnahme im Kölner Süden.

Guerillakampf mit der Justiz
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Spuren führen in die niederländische Drogenszene und ins Rockermilieu; man geht davon aus, dass ein Teil der Täter aus dem Ausland angereist ist. Ein möglicher Ausgangspunkt des Konflikts könnten 700 Kilogramm Cannabis sein, die in einer Lagerhalle bewacht wurden, und von denen 300 Kilogramm spurlos verschwunden sind: Michael Esser spricht von „offenen Rechnungen im Milieu“, die noch nicht beglichen seien.

Das Problem massiver organisierter Kriminalität zwischen Düsseldorf und Bergisch Gladbach ist also bereits länger virulent. Nachdem sich die Straftaten nun nicht mehr auf das Kölner Umland und die rechtsrheinischen Stadtgebiete konzentrieren, sondern die Kölner Innenstadt erschüttert haben, ist das Anliegen der Polizei, die Bevölkerung zu beruhigen, verständlicherweise groß: Über 60 Beamte seien eingebunden, man ermittle in enger Zusammenarbeit mit LKA, BKA und niederländischen Behörden. Es seien zahlreiche Ermittlungsverfahren eröffnet, ein Dutzend Beschuldigte befinden sich in Untersuchungshaft. Alles schön und gut – aber wahr ist auch: Nicht nur mutmaßliche Täter, auch die Opfer schweigen. Ganz offensichtlich ist die Einschüchterung effektiv, die Angst groß.

Dem Kripo-Chef ist dementsprechend anzusehen, wie ernst die Lage ist: Er hoffe, „den Deckel draufhalten“ zu können, so Esser über den Versuch, dieser für ihn neuen Form der Organisierten Kriminalität einen Riegel vorzuschieben, bevor sie in NRW fußfassen kann. Dies sei seine „persönliche Hoffnung“: Zu vollmundigeren Bekundungen lässt er sich nicht hinreißen.

Wegen zu viel Gewalt
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Dass die Bevölkerung informiert werden muss, liegt auf der Hand: Zwischenzeitlich sind Nachrichten über die eskalierende Drogengewalt selbst bis nach Japan gedrungen: Dort gab man bereits im Sommer eine Reisewarnung für Nordrhein-Westfalen heraus. Nun wirkt dies angesichts der Vorgänge etwas übertrieben: Die Anschläge wurden in den frühen Morgenstunden verübt, so dass zumindest ausgeschlossen werden kann, dass sie zum Ziel hatten, Unbeteiligte zu treffen; auch die Entführungen trafen nicht wahllos unbescholtene Menschen, sondern sind als gezielte Maßnahmen zu verstehen.

Dennoch kennen wir aus anderen Ländern, insbesondere aus Süd- und Mittelamerika, wie zerstörerisch eskalierende Drogenkriminalität sein kann, wie schnell eine Spirale der Gewalt entsteht, wenn rivalisierende Kartelle einander bekriegen. Und auch die Niederlande, deren Drogenmafia mutmaßlich in die Kölner Explosionen verwickelt ist, bietet ein beunruhigendes Beispiel: Mit der Liberalisierung der Drogenpolitik seit den 70er Jahren tat sich dort für den organisierten Drogenhandel ein weites Geschäftsfeld auf. Dadurch, dass Cannabis an sich zwar verboten blieb, Besitz und Verkauf in kleinen Mengen aber erlaubt wurden, mussten sich Inhaber von Coffeeshops auf dem illegalen Drogenmarkt mit Ware eindecken – eine Grauzone, wie geschaffen für kriminelle Aktivitäten. Der Absatzmarkt wurde größer, wie alle Unternehmer setzten auch die Drogenbosse auf Expansion: Auf Cannabis folgte Kokain, und damit immer skrupellosere Gewalt, die regelmäßig Unschuldige in Mitleidenschaft zieht.

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Kiffen: Weiter verbieten oder legalisieren?
Mittlerweile haben vor allem von marokkanischen Einwanderern getragene Drogenbanden, zusammengefasst unter dem Namen „Mocro-Mafia“, die Niederlande fest im Griff: Die Ermordung von Kronzeugen in Prozessen gegen Drogenbosse, die Erschießung des Reporters Peter de Vries auf offener Straße 2021 oder die 2023 bekannt gewordenen Pläne, denen zufolge u.a. die niederländische Kronprinzessin entführt werden sollte. Eine Blaupause für Deutschland? Nordrhein-Westfalens Innenminister Herbert Reul hatte jedenfalls vor solchen Zuständen eindringlich gewarnt. Offenbar mit Recht, deutet man die jetzige Anschlagsserie als Teil eines „Imports“ niederländischer Drogenkriminalität ins Nachbarland, und als den Versuch, den hiesigen Markt zu übernehmen.

Ob die Legalisierung durch Vermeidung einer breiten Grauzone wie in den Niederlanden solchen Zustände vorbeugen kann, ist fraglich: Insgesamt wird der Markt für Drogen größer, Cannabis als Einstiegsdroge macht viele Menschen zu potenziellen Konsumenten auch anderer, weiterhin illegaler Substanzen. Die Folgen der vielfach kritisierten Cannabis-Legalisierung sind schlicht noch nicht absehbar: Wie so viele Projekte der Ampel eine nicht durchdachte Maßnahme, wie so oft wurden Warnungen und Einwände aus ideologischen Gründen in den Wind geschlagen. Die Vision vom friedlich vor sich hinkiffenden Freigeist, der seine Drogen womöglich gar nachhaltig und CO2-neutral selbst anbaut, ist jedenfalls nicht geeignet, um reale Politik zu betreiben: Die Niederlande haben sich innerhalb weniger Jahrzehnte vom Butter-und-Tulpen-Idyll in ein Drogenparadies für marokkanische Kriminelle verwandelt. Der Kölner Kripo-Chef „hofft“ nun also, den Deckel wieder auf diese Büchse der Pandora zu bekommen, die die Politik ihm in die Hand gedrückt hat. Man kann ihm nur wünschen, dass es gelingen möge.

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