Tichys Einblick
und das Faeser-Problem

Bei Markus Lanz: 
Standgericht für Lars K.

Jemand muss Lars K. hereingelegt haben, denn ohne, dass er etwas Böses getan hätte, wurde er gestern Nacht im TV auseinandergenommen. Denn normal ist das schließlich nicht, dass ein SPD-Parteivorsitzender im Staatsfunk scharfe Nachfragen oder gar Anklagen vernehmen muss.

Screenprint: ZDF / Markus Lanz

Zunächst fing es ganz langsam an. Da durfte sich Lars Klingbeil über den frisch gekürten Kanzlerkandidaten Merz freuen, weil nun die SPD die einzig wahre Partei der Mitte sei, nachdem die Merz-CDU nach rechts rücke. Da mischte der Leiter des Tagesspiegel-Hauptstadtbüros, ein gewisser Sturm, Wasser in den Wein mit dem Hinweis, dass CDU-Linnemann noch gesagt hatte, es gebe drei Probleme („Migration, Migration, Migration“) und auf Merzens Agenda stünde die Migration (wie wir geahnt haben) schon jetzt nicht mehr an erster Stelle. Außerdem sei bei dem Thema die „Glaubwürdigkeit der SPD“ auch begrenzt.

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Wo die Kapitänsfrage bei der Union nun gelöst ist, wollte Lanz wissen, wer das angeschlagene Sozialistenschiff in bessere Zeiten führen solle. Scholz? Natürlich, so Klingbeil schon etwas maulig. Ob er denn die Kanzler- und Eskenfrage in der SPD nicht wahrnehmen könne – in Brandenburg wurden Scholz und Genossin Saskia von den Parteifreunden ausgeladen, wegen Geschäftsschädigung. Klingbeil: „Ich bin ja nicht blind.“

Was wirtschaftliche Zusammenhänge anbelangt, ist Klingbeil so blind wie der blindgrüne Habeck. Nachdem er unaufgefordert über das große Ziel der SPD sprach, Industriearbeitsplätze erhalten zu wollen, obwohl die Regierung alles tut, Arbeitsplätze in Deutschland zu vernichten, zückte Lanz die Gedankenstütz-Karte, auf der VW geschrieben stand. Und hier zeigte Klingbeil, der in seinem Leben noch nie außerhalb der Partei wertstiftend tätig war, sein ganzes Know-how über die Welt der Arbeit.

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Bei VW – der Konzern wurde in die Grütze gefahren und muss Werke schließen – hocken die Sozis im Aufsichtsrat und sind zudem mit den Gewerkschaften verheiratet. Die Lösung der SPD: „Erstmal abwarten.“ Dann eine neue „Förderung von E-Mobilität“ und der „Ausbau der Lade-Infrastruktur“. Auf keinen Fall „ein Wackeln beim Verbrenner-Aus“. Das stelle „in der SPD-Führung niemand in Frage“.

Was habe man denn die letzten drei Jahre gemacht, fragte Lanz nach, und Daniel Friedrich Sturm konnte sich nur wundern, woher Klingbeil, nachdem nun nach Wohnungen auch noch die Jobs weg sind, die Zuversicht nehme.

Nun, das „Rentenpaket“ werde kommen, versprach Klingbeil, mit der 48-Prozent-Grenze, das heißt deutsche Arbeitnehmer erhalten garantiert 48 Prozent der letzten Bezüge (gucken Sie bloß nicht auf den EU-Vergleich, verehrte Leser!), außerdem habe die SPD „bei der Migration viel gemacht“.

„Doppelte Staatsbürgerschaft, geordnete Zuwanderung und es werde mehr abgeschoben.“ Stimmt. Nach den 28 Afghanen vor den Wahlen in Sachsen und Thüringen wurden nun, fünf Tage vor Brandenburg 36 Serben und Mazedonier ausgeschafft. „Sie glauben doch nicht allen Ernstes, dass Faeser wegen der Wahlen …“, entrüstete sich der Parteichef der SPD. Aber hundertprozentig.

Das Faeser-Problem

Tagesspiegel-Sturm analysierte messerscharf, dass SPD-Nancy Faeser überhaupt kein Interesse an ihrem Amt zeige, in das sie gegen ihren Willen geraten sei. (Wie übrigens damals de Mazière, CDU). Die Arbeitsgruppe Migration habe nämlich bei der Regierungsbildung ein gewisser Pistorius geleitet, aber dessen Profilierung über den Job habe Scholz erfolgreich verhindert. Weil dem Kanzler die Frauen ausgingen, durfte der Boris dann beim Militär ran, und nun hat der Olaf den Salat, wenn er auf die Beliebtheitswerte guckt.

Inzwischen habe Faeser gesagt, „Ich bin zu allem bereit“, was rein gar nichts heißt, aber Klingbeil sagte nur: „Ich nicht.“ Und er erzählte ein paar der üblichen Anekdoten von bedrohten, fleißigen Migranten, wie sie auf der SPD-Schule gelehrt werden, dass aber natürlich Leute, die unser System missbrauchen, raus müssten. Nachfrage Lanz: „Wie lange haben Sie für diese Erkenntnis gebraucht?“

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Die Betriebsblindheit des Lars Klingbeil wurde dann noch mal beim Bürgergeld bestätigt, das inzwischen vier Millionen Erwerbsfähige beziehen. Da sei man als Partei „in die Defensive geraten“, obwohl doch nur 16.000 (der vier Millionen) Totalverweigerer seien. 

Auch wenn Lars K. sich in keinem der angesprochenen Punkte irgendeiner Schuld bewusst ist, gilt hier der Grundsatz: Dummheit schützt vor Strafe nicht (Ignorantia legis non excusat) – der Wähler möge sich zur Beratung zurückziehen.

Ein gewisser Ulf Röller, zugeschaltet vom ZDF-Büro Brüssel, lebt in seiner eigenen Welt unter Seinesgleichen und will bei allen, „die nicht rechtsradikal sind“, in Brüssel eine große Besorgnis über deutsche Alleingänge an den Grenzen festgestellt haben, dabei herrscht an den Grenzen dieselbe Ruhe wie gehabt, bis auf ein paar für die Presse inszenierte Polizeiauftritte. Auch von einem „deutschen Alleigang“ kann keine Rede sein, wenn man nach Dänemark, Schweden, Ungarn und die Niederlande schaut, aber somit hat sich der Ulf selbst ins Aus geschossen.

Die nette Politologin Jana Puglierin, die bei einem Think-Tank schafft und einst bei CDU-Wüterich Kiesewetter assistierte, durfte dann noch, ganz im Sinne ihres einstigen Dienstherrn, für die Ukraine trommeln, und damit waren auch wir mit unseren Nerven wieder mal am Ende.


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