Tichys Einblick
Achtung, Glosse!

Deutsche Kirche trennt nach Rassen, englische Kirche streicht das Wort „Kirche“

Die Transformation westlicher Kirchen zu NGOs macht rasante Fortschritte. Während die evangelische Kirche in Hessen bei „rassismuskritischen“ Tagungen paradoxerweise nach Rassen trennt, gehen die Anglikaner in England einen Schritt weiter und streichen das Wort „Kirche“.

„Dear White Church“, also „Liebe weiße Kirche“, nennt sich eine bundesweite Tagung des „Zentrums Gesellschaftliche Verantwortung“ der evangelischen Kirche Hessen/Nassau in Anlehnung an die Netflix-Serie „Dear White People“. Die Tagung findet vom 19. bis 22. September zum mittlerweile fünften Mal statt und wagt es, die Frage, die dem gesamten Kirchenvolk in Zeiten von Wohlstandsverlust und totalitären Tendenzen auf den Lippen brennt, zu stellen: „Was bedeutet es, eine rassismuskritische und postmigrantische Kirche zu werden?“

Nun, zunächst einmal bedeutet es scheinbar, dass das eigentliche geistliche Element der Kirche aufgegeben wird, denn während das Mittagessen und die Workshops fest eingeplant sind, sind die Mittagsandachten „optional“. Dafür gibt es eine reiche Mischung aus Managersprech und den populärsten Schlagwörtern der woken Bewegung des Jahres 2014 – denn man wäre nicht Kirche, wenn man den gesellschaftlichen Entwicklungen nicht mindestens um ein Jahrzehnt hinterherläuft.

„Empowerment-, Awareness-, Strategie- und Vernetzungsangebote“ sollen bei der Tagung „unser rassismuskritisches Engagement vorantreiben“. Mit anderen Worten, das altbekannte Gejammer über Rassismus, Diskriminierung und weiße Schuldgefühle wird ad infinitum perpetuiert und man freut sich auf das Buffet. Weiters lege man Wert auf eine „machtkritische und diskriminierungssensible Veranstaltung“, womit vermutlich die imaginäre Macht des Patriarchats, sowie einer Oppositionspartei gemeint ist.

Nachdem allerdings die meisten Schlagwörter bereits in der Vorstellung verwendet wurden, drehen sich die angebotenen Veranstaltungen inhaltlich ein wenig im Sesselkreis. „Impulsvortrag: Welche Relevanz hat die postmigrantische Perspektive für die Kirche?“, so lautet der Titel einer Veranstaltung und wer glaubt, die Frage mit „keine“ beantworten zu können, der sollte sich wohl besser in die Ecke stellen und über sein weißes Privileg nachdenken.

Nichts überwindet Rassismus besser als Trennung nach Rassen

Und als wäre das Thema damit noch nicht zu Genüge behandelt, folgt am Nachmittag die „Vertiefung“ der Thematik in einer Gruppenarbeit: „Was bedeutet eine rassismuskritische und postmigrantische Perspektive für verschiedene kirchliche Arbeitsfelder?“ Wer keine Lust hat, sich wieder in die Ecke zu stellen, hat mittlerweile gelernt, dass zulässige Antworten auf diese Frage wohl beinhalten, dass man es „problematisieren“ müsse, wenn im Kirchenchor ein AfD-Wähler (ohne Genderstern) singe, man diesen aber nicht sofort ausschließen, sondern vielmehr in den Dialog mit ihm treten müsse, ohne ihm dabei aber ein Podium für sein Gedankengut zu bieten. Wenn alle Stricke reißen, kann man ihn ja noch immer raushauen.

Um die bei dieser Tagung erreichte Überwindung des Rassismus zu besiegeln, ließen es sich die Veranstalter daher nicht nehmen, die Eröffnungsveranstaltungen zu trennen. Und zwar nach Rassen. Denn während den rassismusgeschädigten BPocs (Schwarze und People of Color, also „Farbige“) ein „musikalischer Empowerment-Vormittag“ bevorsteht, findet gleichzeitig ein „Workshop für weiße Teilnehmer*innen“ statt, wobei dieser Workshop die einzige Veranstaltung ist, deren Inhalt in der Broschüre nicht einmal ansatzweise beschrieben wird.

Das regt natürlich die Phantasie an! Werden dort gar rassistische Überlegenheitsphantasien weißer Provenienz ausgelebt? Die Unterwerfung des schwarzen Mannes geübt? Man weiß es nicht. Viel wahrscheinlicher ist aber, dass der moderne Rassismus sich ins neokoloniale Gewand des weißen Schuldbewusstseins hüllt, sodass Ute und Hans-Dieter bei dem Workshop zur Einsicht gelangen, ihre rassistische Erbsünde nur dann überwinden zu können, wenn sie sich einen Mitbewohner aus Afrika einladen, der ansonsten in seinem Heimatland am Aufbau der eigenen Nation mitarbeiten könnte.

Church of England streicht die Kirche

Wie segensreich die Überwindung solcher Privilegien ist, zeigt sich in den letzten Wochen exemplarisch in Großbritannien. Kein Wunder, denn die anglikanische „Church of England“ ist der hessischen Landeskirche in Sachen Zeitgeist weit voraus. So kam es nun, wie es kommen musste und wohl auch bald hierzulande kommen wird.

Denn eine neue Studie zeigte, dass in elf Diözesen, in denen die Anglikaner in den letzten 10 Jahren neue Kirchen gründeten, keine einzige Neugründung noch das Wort „Kirche“ im Namen führte, sondern diese sich stattdessen als „community“ (Gemeinschaft) oder „congregation“ (Gemeinde) bezeichneten, in denen „worship“ (Anbetung) im Vordergrund stünde.

Für Kirchen, die mittlerweile kaum noch bereit sind, eine andere Rolle zu spielen als jene eines liberal-progressiven Wiederkäuers für ideologische Nachzügler, ist dieser Schritt schon längst überfällig. Hoffentlich nimmt man sich dieser Thematik schon bald auch in Deutschland an, vielleicht schon bei der nächsten „Dear White Church“-Tagung.

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