Sie habe in London studiert. Das ließ Annalena Baerbock jeden wissen. Damals. 2021, als sie die erste Kanzlerkandidatin der Grünen war. Ob und wie viel die heutige Außenministerin in London wirklich gelernt hat, wird erst klar sein, wenn ihr Lebenslauf endgültig ausgewertet wurde. In einer historischen Arbeit. Oder in einer Gedichtinterpretation. Eins hat Baerbock jedenfalls aus England mitgenommen: wie man Elfmeter schießt. Daneben. An die Latte. Oder in die Hände des Torwarts.
Zumindest, wenn es nach Robert Habeck geht. Der heutige „Wirtschaftsminister“ hat in einem Interview mit dem Magazin Politico seine Parteifreundin ziemlich übel gefoult. Das ist im Übrigen die letzte Fußballmetapher dieses Autors. Versprochen. Denn Habeck hat in besagtem Interview schon so ziemlich alle Fußballmetaphern totgeritten. Demnach sei Baerbock die Frau gewesen, die 2021 die große Chance vergeben hätte: „Da ist ein Feld bereitet, bitte lass mich den Elfmeter schießen, ich muss ihn nur reinbringen“, ist laut Habeck Baerbocks Anspruch gewesen – um dann den Elfmeter im London-Style zu versemmeln.
Doch keine Fußball-Analogie ohne einen Helden. Und für den Kinderbuchautoren kann es nur einen geben. Robert Habecks größter Held ist Robert Habeck selbst: „Du wirst eingewechselt und es steht 4:0 gegen dich.“ So sieht der „Wirtschaftsminister“ sich selbst. Denn er will nun Kanzlerkandidat der Partei werden, die in Umfragen bei zehn Prozent steht und bei der bundesweiten Europawahl zwölf Prozent geholt hat. Oder wie es Habeck ausdrückt: Er will das 0:4 noch drehen. So wie damals bei … Da endet die Fußball-Analogie nun wirklich. Denn es gibt kaum bedeutende Spiele, in denen ein 0:4 noch in einen Sieg umgemünzt wurde. Der 1. FC Kaiserslautern hat mal ein 1:4 in ein 7:4 gegen Bayern München verwandelt. Das ist 50 Jahre her und die Pfalz redet immer noch drüber. Die haben da aber auch nichts anderes.
Außer der Attacke gegen die Parteifreundin, die vom Völkerrecht kommt, hat Habecks Interview eigentlich nur Pathos zu bieten. Sätze voller Selbstüberschätzung wie: „Ich möchte mich gerne in die Verantwortung nehmen lassen – für Deutschland, für meine Partei …“ Hätte Björn Höcke den Satz gesagt, hätten ihn die Journalisten persönlich beim Staatsanwalt angezeigt. Kommen die Worte von der gold-grünen Zunge des „Wirtschaftsministers“, hängen sie indes an seinen Lippen. Aber wir hatten uns ja vorgenommen, das Totreiten von Metaphern Habeck überlassen zu wollen.