Tichys Einblick
Verlogen, vorenthalten, unterdrückt

Die Tagesschau ersetzt die Kirche

Eine Nachricht ist ein Text, nach dem man sich richten kann. Tut man das bei der Tagesschau, kommt man in Teufels Küche. Sie steht dort, wo die Kirche vor hundert Jahren stand: sie unterscheidet unerbittlich zwischen Gut und Böse. Von Konrad Adam

picture alliance / epd-bild | Heike Lyding

Monatelang habe ich den Dialog mit dem Hessischen Rundfunk gesucht, monatelang vergebens. Alle meine Eingaben, versehen mit Beispielen für einseitige, parteiliche, fehlerhafte, dämliche oder überflüssige Nachrichten, sind mit Formbriefen beantwortet worden, in denen mir versichert wurde, dass alles in bester Ordnung sei. Das kann so allerdings nicht stimmen, denn warum sonst würde die Tagesschau jetzt plötzlich offensiv? Sie lädt zum Dialog, zu einem Nachrichtentag, und verspricht Antworten auf die Frage: Was ist eine Nachricht?

Eine Nachricht, so hatte ich gelernt, ist ein Text, nach dem man sich richten kann. Im Falle der Tagesschau sollte man das aber lieber nicht tun, denn sonst kommt man in Teufels Küche. Man müsste dann Biden für einen hellen Kopf und Trump für einen ausgebrannten Trottel halten, Habeck für einen Kanzlerkandidaten, Haldenwang für einen Verfassungsschützer und Pascal Siggelkow, den Mann von der Tagesschau, für einen Faktenfuchs. Man müsste glauben, dass die Wirtschaft blüht, die Renten sicher sind und ein Arbeitsloser jemand ist, der arbeiten will, aber nicht kann. Und wer glaubt das schon?

Neben der verlogenen gibt es die vorenthaltene, die unterdrückte Nachricht; und auch da setzt die Tagesschau immer wieder Maßstäbe. Die wüsten Szenen auf der Kölner Domplatte fanden buchstäblich unter den Augen der ARD statt, einen Steinwurf entfernt vom Hauptsitz des WDR. Es dauerte aber fast zwei Tage, bis die ersten Redakteure den Mut fanden, zaghaft zu berichten. Sie hielten sich an das Vorbild, das die Frau eines anglikanischen Bischofs gegeben hatte, als sie auf das Bekanntwerden von Darwins Deszendenztheorie mit den Worten reagierte: „Herr, gib, dass es nicht wahr ist. Und wenn es wahr ist, dass es nicht weiter bekannt wird!“

Heute steht die Tagesschau etwa da, wo vor hundert Jahren die Kirche gestanden hatte. Sie unterscheidet streng und unerbittlich zwischen Gut und Böse, Oben und Unten, Richtig und Falsch. Kriege heißen Attacken, wenn sie von den Richtigen, und Völkermord, wenn sie von den Falschen geführt werden. Wenn Bauern demonstrieren, werden sie zu Terroristen; wenn Terroristen die Straßen blockieren, heißen sie Aktivisten. Ein Organ, das sich Correctiv nennt, dient auch dann der Wahrheit, wenn es lügt, so wie Frau Faeser auch dann das Grundgesetz erfüllt, wenn sie es untergräbt.

Wo so gesprochen wird, dürfen die Öffentlich-Rechtlichen behaupten, den vier Anforderungen gerecht zu werden, zu denen sie sich im Rundfunkstaatsvertrag verpflichtet hatten: zur Objektivität und zur Unparteilichkeit, zur Ausgewogenheit und zur Meinungsvielfalt. Die ARD wird das herunterbeten, wenn sie demnächst ihren Nachrichtentag feiert. Glauben sollte man ihr aber nicht. Ihr ist es ja nicht um die Wahrheit zu tun, sondern ums Geld, um den Rundfunkbeitrag von 18,36 Euro, demnächst wohl etwas mehr. Sie braucht das viele Geld, um die millionenschweren Versorgungsansprüche zu erfüllen, mit denen sie Patricia Schlesinger, Tom Buhrow oder Karola Wille in den Altersruhestand entlassen hat.

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