Am 31. Mai 1830 gab der Fürst von Orléans, Bruder des französischen Königs Karls X, im Pariser Palais Royal ein Fest mit rund 4000 geladenen Gästen anlässlich des Besuchs des Königs und der Königin von Neapel. Trotz zunehmender Unzufriedenheit in der Pariser Bevölkerung mit den repressiven Aktionen des Königs schien nichts das ausgelassene Schlemmen, Tanzen und Feiern der Adelsgesellschaft trüben zu können. Doch der Graf de Salvandy, der als Diplomat und Publizist ein feines Gespür für den heraufziehenden Umsturz hatte, sprach den Satz aus, der seither unter Historikern metaphorisch für die Blindheit der Herrschenden gegenüber den Bedürfnissen der Beherrschten steht.
Unter Anspielung auf den Vesuv bei Neapel sagte er zum Fürsten von Orléans: „Exzellenz, dies ist ein wahrhaft neapolitanisches Fest: Wir tanzen auf einem Vulkan!“ Nur 8 Wochen später wurde die Bourbonen-Monarchie vom Volksaufstand hinweggefegt und die Juli-Revolution veränderte den Lauf der französischen und europäischen Geschichte. Der Maler Eugène Delacroix verewigte dieses Ereignis in seinem kulturikonischen Gemälde „Die Freiheit führt das Volk“. Es ist – neben der Mona Lisa – das bekannteste Gemälde Frankreichs und hängt heute ebenfalls im Pariser Louvre, nachdem es zuvor von den jeweils Mächtigen aufgrund seiner aufrührerischen Wirkung immer wieder vor der Öffentlichkeit versteckt worden war.
Der unaufhaltsame Abstieg des woken Ampel-Deutschland
Warum diese Einleitung? Geschichte wiederholt sich ja bekanntlich nicht. Aber die historischen Parallelen zum Ampel-Deutschland sind unübersehbar. Denn die Ampel leistet ganze Arbeit: Deutschland steigt ab. Unaufhaltsam und immer schneller. Illegale Massenmigration in Kombination mit Klimahysterie, Energiedesaster, Deindustrialisierung und wokem Wahnsinn haben das Land scheinbar unumkehrbar in Richtung Abstieg programmiert. Das unerträgliche Bahnchaos, das von ausländischen Gästen während der Fußball-Europameisterschaft ungläubig registriert wurde, ist nur eines der unzähligen Symptome des Abstiegs eines einstigen Vorzeigelandes.
Noch zehrt Deutschland vom Reichtum, den die von woken Nichtskönnern so verachteten Vorgänger-Generationen geschaffen haben. Doch schon jetzt werden die Ausweichoptionen für die einheimische Unterschicht immer geringer. Längst haben migrantische Banden nicht nur die Herrschaft des Terrors im Drogengeschäft etabliert. Sie haben inzwischen auch die deutschen Rentner von den Abfalleimern der Republik verdrängt. Das Flaschensammeln als lukratives Zubrot zum Bürgergeld werden sie sich nicht mehr aus der Hand nehmen lassen.
Illegale Massenmigration blockiert die Gesundheitsversorgung
Gerade auch im Gesundheitswesen ist der Abstieg an allen Ecken und Enden sichtbar. Vor allem in den Krankenhäusern. Deren Ambulanzen sind deutschlandweit fest in migrantischer Hand. Für beitragszahlende Einheimische ist da kaum noch Platz. Nur Privatpatienten können noch in die Chefarzt-Ambulanz fliehen.
Das gleiche Bild im Rettungsdienst: Die 112 für den ebenso kostenlosen wie sofortigen Haubesuch ist in Migrantenkreisen längst kein Geheimtipp mehr. Kein Wunder, dass die Hilfsfristen, also die Vorgaben für die Zeit bis zum Eintreffen der Rettungskräfte, immer seltener eingehalten werden. Bei massenhaftem Missbrauch durch integrationsunwillige Migranten, denen Deutschland als unterwürfiges Schlaraffenland versprochen wurde, das unerbittliche Strenge nur gegenüber Einheimischen anwendet, kann selbst der beste Rettungsdienst seiner eigentlichen Aufgabe nicht mehr nachkommen.
Am gravierendsten ist der absehbare Bankrott der ambulanten Medizin, die bislang das Rückgrat des Gesundheitswesens gebildet hat. Die Arzneimittel-Versorgung ist unter der Ägide eines ebenso egomanen wie unfähigen Gesundheitsministers in Teilen bereits zusammengebrochen.
Das sichtbarste Zeichen für den schleichenden Niedergang der Krankenversorgung ist die deprimierende Suche nach Haus- und Fachärzten. Während Hausärzte oft grundsätzlich keine neuen Patienten mehr aufnehmen, kommt es bei Fachärzten nicht selten zu Wartezeiten zwischen 6 und 12 Monaten. Noch vor wenigen Jahren wurden entsprechende Berichte aus Ländern mit staatlichen Gesundheitssystemen wie Großbritannien und Italien hierzulande amüsiert zur Kenntnis genommen. Doch inzwischen hat die vereinte links-grüne Inkompetenz ganze Arbeit geleistet und das im Grundsatz überlegene System der gesetzlichen Krankenversicherung auf Ramschniveau heruntergewirtschaftet.
Wie stets schmückt sich staatliche Mangelverwaltung auch im Gesundheitsbereich mit bombastischen Euphemismen. „Terminservicestellen“ versprechen unter der Rufnummer 116117 rasche Lösungen bei der Arztsuche. Doch erstens bedeutet dies die faktische Aushebelung des Patientenrechts auf freie Arztwahl. Und zweitens ist ein Terminangebot bei einem mehr als eine Fahrstunde entfernten Hausarzt keine wirkliche Lösung.
Berlin als Brennglas für Abstieg und Perversion
Es ist bezeichnend, dass der Mangel ausgerechnet dort am heftigsten zuschlägt, wo die Verursacher des staatlichen Versagens sitzen. In Berlin hat das unendliche Warten auf Arzttermine längst zu dramatischen Gesundheitsproblemen geführt und wirkt sich inzwischen auch auf die Lebenserwartung der Berliner aus.
Manchmal wird von mitfühlenden Ärzten angeboten, sich einfach in die volle Sprechstunde zu setzen, um einige Stunden lang auf eine Lücke zwischen oder nach den bestellten Patienten zu warten. Doch dies können sich zumeist nur Bürgergeldempfänger leisten. Beitragszahlende Arbeitnehmer, die um ihren Job bangen, bleiben auch bei solchen „Angeboten“ außen vor.
Doch Halt! Nicht alle Berliner sind betroffen. Für die kleine Schar von Parlamentariern, Regierungsmitarbeitern, Funktionären und Lobbyisten gibt es kein Problem mit Arztterminen. Als Beamte und Privatpatienten stehen ihnen die Privatsprechstunden und Chefarztambulanzen zu jedem gewünschten Zeitpunkt zur Verfügung. Sie haben in der Tat allen Grund, vom „besten Gesundheitssystem der Welt“ zu schwadronieren.
Und genau das feiern sie auch ausgiebig auf den inzwischen unzähligen Festen und Empfängen der hauptstädtischen Gesundheitslobby. Die „Szene“ trifft sich inzwischen nahezu täglich. Abgeordnete des Bundestags-Gesundheitsausschusses geben feixend zum Besten, sie bräuchten eigentlich gar keine Küche in ihren Wohnungen, da sie beinahe allabendlich auf den Festen der Gesundheitslobby bestens versorgt würden.
Feste der Gesundheitslobby: ganzjährig und flächendeckend
Anders als bei der Versorgung der Patienten, die zumeist nur die Richtung nach unten kennt, gibt es bei den Empfängen der Lobbyisten eine andere Richtung: nach oben. Denn je exquisiter die Location, je opulenter das Buffet und je aufwändiger das Beiprogramm, desto mehr Politiker und hochrangige Funktionäre lassen sich blicken und desto begehrter sind natürlich die Einladungskarten bei den sonstigen Lobbyisten.
Wer keine Einladung erhält, wurde im Funktionärs- und Lobbyisten-Tross offenbar als zu leicht befunden, was mindestens eine mittelgradige Depression hervorrufen kann. Doch anders als bei Patienten, gibt es für Lobbyisten eine einfache Lösung: Man richtet einfach ein eigenes opulentes Fest aus und lädt neben den Entscheidungsträgern nur diejenigen anderen Lobbyisten ein, von denen man auch selbst eingeladen wird.
Auf diese Weise hat sich deutschlandweit ein zeit- und flächendeckendes System von Neujahrsempfängen, Frühlingsfesten, Sommerfesten und Herbstempfängen der Gesundheitslobby etabliert. Inzwischen richten sogar viele der rund 100 Krankenkassen eigene Feste aus – und das auch noch in jedem Bundesland, bis hinunter zum kleinsten, dem Saarland.
Man würde gegen das ausgelassene Feiern der Gesundheitslobby nichts einwenden wollen, wenn das System, das von ihnen kontrolliert wird, gut performen würde. Doch das Gegenteil ist der Fall: Es gibt offenbar eine inverse Beziehung zwischen der Zahl der Lobbyisten-Feste und der Güte der Gesundheitsversorgung. Denn mit der explodierenden Zahl der Lobbyisten-Feste ist die Zufriedenheit der Patienten regelrecht implodiert.
Hochfeste für Egotrips narzisstischer Gesundheits-Lobbyisten
Die Mutter aller Feste der Gesundheitslobby ist der Neujahrsempfang der deutschen Ärzteschaft. Zu Zeiten der Bonner Republik trafen sich alljährlich Mitte Januar im Brauhaus Sion im Schatten der Kölner Domtürme rund 250 Funktionäre, die Rang und Namen im deutschen Gesundheitswesen hatten. Schon bald nach dem Umzug der ärztlichen Spitzenorganisationen nach Berlin vervielfachte sich die Zahl der Teilnehmer. Auf den beiden „Fressetagen“ des KaDeWe drängten sich bis zu 1000 Gäste. Der Zugang musste gelegentlich gesperrt werden, da insbesondere die oberste Etage mit dem Wintergarten und dem exquisiten Buffet unter der Last der Lobbyisten einzustürzen drohte.
Zuletzt wurde der Zugang auf etwa 600 Personen beschränkt. Für Hunderte von Lobbyisten hieß dies: Wir müssen leider draußen bleiben. Umso wichtiger fühlen sich natürlich seither die geladenen Gäste. Bei Spanferkel und Riesengarnelen werden keinerlei Gespräche von Relevanz geführt. Die Teilnahme dient stets nur zwei Zielen, nämlich der Versicherung der eigenen Bedeutung und dem Ausbau des eigenen Netzwerks. Dafür stellt man sich auch gerne einmal zusammen mit anderen Auserwählten bei winterlicher Kälte vor dem KaDeWe-Eingang in die Warteschlange.
Für die Lobbyisten in den zahllosen Verbänden des Gesundheitswesens bedeutet ein solches Netzwerk pures Geld. Denn das Modell des Aufstiegs links-grüner Nichtskönner in höchste Partei- und Regierungsämter hat sich längst in sämtlichen Bereichen dieses untergehenden Landes etabliert.
Wer als „Netzwerker“ gilt, muss nichts anderes mehr leisten. In den Verbänden der Gesundheitslobby geht man als „Netzwerker“, der seine Tätigkeit auf allabendliches belangloses Tratschen am reichen Buffet beschränkt, mit bis zu 50 Prozent mehr Gehalt nach Hause als ein formal gleichrangiger, aber fleißiger Highperformer, der durchdachte Lösungsansätze produziert. Auf diese Weise ist die Republik von einem Anreizsystem durchzogen worden, das Nichtskönner, Schaumschläger und großmäulige Underperformer anzieht und in Spitzenfunktionen katapultiert.
Tanzen die Gesundheits-Lobbyisten auf einem Vulkan?
Doch zurück zur Einleitung: Tanzen die Funktionäre der Gesundheits-Lobby auf einem Vulkan wie einst die Pariser Adelsgesellschaft? Klar ist, dass nur ein rigoroser Bruch mit Überzeugungen und Verhaltensweisen, die den schleichenden Zusammenbruch der Gesundheitsversorgung verursacht haben, aus der Krise führen kann.
Daher stünde es allen Beteiligten gut zu Gesicht, auf sämtliche derartige Feiern zu verzichten und alle Kraft auf die Lösung der dramatischen Versorgungsprobleme zu lenken. Wer wirklich wichtig ist und etwas für solche Lösungen beitragen kann, sollte weder Zeit noch Lust haben, irrelevante Lobbyisten-Feste zu besuchen. Und wenn die wirklichen Entscheidungsträger solchen aus der Zeit gefallenen Veranstaltungen fernbleiben, werden diese Feste in kürzester Zeit von selbst verschwinden.
Gewalt wie im Sommer 1830 in Paris kann keine Lösung sein. Aber vielleicht entschließt sich bald einmal eine relevante Zahl frustrierter Kassenpatienten zu „Gegendemonstrationen“ vor den Toren der Lobbyisten-Treffpunkte. Denn „Haltung zeigen und Zeichen setzen“ ist beileibe kein Privileg links-grüner Nichtskönner und staatlich alimentierter NGO-Aktivisten.
Dr. med. Lothar Krimmel, Facharzt für Allgemeinmedizin, war von 1992 bis 2000 Geschäftsführer der Kassenärztlichen Bundesvereinigung und ist damit ein genauer Kenner des Medizinsektors.