Tichys Einblick
Achtung, Glosse

Die zehn Schlagzeilen, die in Deutschland niemand lesen wird

Heißester Monat aller Zeiten. Ampel super, wäre die FDP nicht. Räächts böse, gaaanz böse. Nachrichten in Deutschland kann jeder voraussehen, sogar wenn er ein Jahr auf einer einsamen Insel gelebt hat. Nur folgende (nicht ganz) ernst gemeinten Schlagzeilen wären verblüffend.

picture alliance / Zoonar | Marcus Friedrich

Phil Connors wird in „Und täglich grüßt das Murmeltier“ jeden Tag von dem Song „I got you Babe“ geweckt. Wer stattdessen den Deutschlandfunk hört, bekommt jeden Morgen die gleichen Nachrichten zu hören: Kamala Harris ist toll. Israel ist der einzige Bösewicht im Nahen Osten. Pflichtschuldig eingestreut ein „ZwareinrechtsichzuverteidigenAAABER“. Kamala Harris ist supertoll. Grüner Abgeordneter erklärt, warum Vorwürfe gegen Grüne Hass und Hetze sind. Und Kamala Harris ist sooo supersupersupertoll. Ganz ehrlich: „I got you Babe“ wäre da unterhaltsamer. Max Frisch hatte recht: Nachrichten sollte man sich abgewöhnen. Zumindest solange, bis nicht die folgenden Schlagzeilen zu lesen sind, die wir nicht ganz ernst meinen.

10) Skandal in der ARD: Als einfacher Bürger vorgestellter Interviewpartner war tatsächlich ein einfacher Bürger
Im ARD-Format „Briesand“ ist es am Dienstag zu einer schweren Panne gekommen. Der in der Straßenumfrage „Radfahren, alles andere ist Nazi“ interviewte, einfache Bürger war tatsächlich ein einfacher Bürger. Der OERR-Blog stellte fest, dass er keine Führungsposition bei Grünen, SPD oder Linken inne hat – ja, dass er nicht einmal Mitglied ist. Ens ARD-Sprecher*in entschuldigte sich für den Fehler: „Briesand steht für Klatschkäse, der als Bildungsauftrag verkauft wird. Wir wollen die Menschen damit auf unsere Demokratie einschwören. Und unsere Demokratie ist es nur, wenn unsere Gesprächspartner gesichert grün oder links sind. Eine Ausnahme von dieser Regel wird uns nie wieder unterlaufen.“

9) Lokale Händlerin verkauft drei Wärmepumpen – einfach so
Die Elektrohändlerin Hanna Schalt-Kreis hat am Mittwoch in ihrem Finsdorfer Laden drei Wärmepumpen verkauft. Einfach so: „Die Käufer kamen von keiner Behörde. Von keiner staatlichen Institution. Sie haben nicht einmal die üblichen 230 Prozent staatlichen Zuschuss auf die Wärmepumpe erhalten“, sagt Schalt-Kreis dem Finsdorfer Boten überrascht. So etwas habe sie noch nicht erlebt. Auch habe der Vorfall sie vor ein Problem gestellt: „Drei Wärmepumpen hatten wir nicht vorrätig. Also ist mein Junge zum Schrottplatz gefahren und hat dort drei Anlagen genommen und abgestaubt.“ Letztlich habe er den Käufern so einen Gefallen getan. Kaputte Wärmepumpen seien immer noch das günstigste, was einem Hausbesitzer passieren könnte.

8) Christian Lindner tut, was er sagt
Christian Lindner hat auf X angekündigt, die Bürokratie abzubauen – und dann tatsächlich ein Gesetz durchgebracht, mit dem 10.000 sinnlose Vorschriften abgebaut werden. Die zwischenzeitlich verabschiedeten, anderen Gesetzen waren frei von unsinnigen Meldepflichten und kleinteiligen Vorschriften. In der FDP führte Lindners Verhalten zu Missverständnissen. Wolfgang Kubicki forderte in der Bild zuerst mehr Bürokratie, zog den Beitrag aber zurück: „Mein Fehler. Macht der Gewohnheit. Normal macht Christian antiliberale Politik und ich fordere in der Bild das Gegenteil. So sichern wir uns unsere Zielgruppe: liberal, aber dumm. Dass Lindner mal das machen würde, was er ankündigt, habe er nicht für möglich gehalten“, sagte Kubicki.

7) Die Bahn fährt pünktlich
Der Regionalexpress Obertupfing-Niedertupfing mit Zwischenhalt in Tupfing City ist am Samstag um 9.33 Uhr planmäßig im Bahnhof von Niedertupfing eingefahren. Ein Bahnsprecher teilte mit, dass weder ein kurzfristiger Zugausfall zu organisieren war – noch ein kurzfristiger Personalausfall. Auch war keine Weiche kaputt, kein Kabel geklaut und keine Oberleitung beschädigt. Die Wetterumstände von 20,3 Grad Celsius bei 48 Prozent Luftfeuchtigkeit ließen sich auch nicht als zu kalt, warm, nass oder trocken für die Bahn interpretieren. Der Bahn-Vorstand hat umgehend eine Erhöhung der staatlichen Zuschüsse um 30 Milliarden Euro gefordert, um sich selbst eine Erfolgsprämie von etwa 30 Milliarden Euro auszahlen zu können.

6) Nancy toleriert Ermittlung gegen linke Täterin
In Braunschweig ist am Montag eine linke Intensivtäterin verhaftet worden. Ihr droht eine Verurteilung. Innenministerin Nancy Faeser (SPD) will das durchgehen lassen. Zumindest vorläufig: „Vieles spricht für eine Haftverschonung von L. Ekelpaket-Treckspies. Sie ist links, hat schweren Spliss, ist gegen rechts, leidet unter chronischem Fingernagelbruch und vor allem ist sie links.“ Doch der Staatsanwalt – ein Mann, typisch – habe auf einer Verhaftung bestanden, bloß weil Ekelpaket-Treckspies 27 Menschen umgebracht habe. Dabei handelte es sich nur um Anhänger der rechtsextremen Mitte. Die Innenministerin kündigt politische Folgen an: „Wenn eine linke Frau nicht mehr die Menschen aus der für Rechts anschlussfähigen Mitte reduzieren kann, dann ist unser Rechtsstaat noch nicht wehrhaft genug gegen Hass und Hetze aufgestellt.“ Gegen den ermittelnden Staatsanwalt läuft übrigens ein Ermittlungsverfahren wegen schwerer Ruhestörung und staatsfeindlichem Falschparken. Er sitzt in Untersuchungshaft. Dort soll er bis zu seiner Verhandlung bleiben. Der erste Verhandlungstag ist für den 29. Februar 2057 angesetzt.

5) Annalena Baerbock zahlt eine Rechnung selbst
Das ZDF hat am Freitagmorgen das Programm unterbrochen. Grund dafür war die feministische Außenministerin Annalena Baerbock (Grüne), die im Gaza-Streifen ein Glas Wasser selbst bezahlt hat. Die welthübscheste, trampolinspringendste Politikerin erklärte: „Meine Schminke. Flüge von Frankfurt nach Luxemburg, damit ich Fußball schauen kann. Ein Fotograf, der selbst mich gut aussehen lässt. All das zahlt der Steuerzahler gerne, weil es in seinem ureigensten Interesse liegt.“ Doch das Wasser sei ein privates Anliegen gewesen: „Neun mal die Woche fliege ich die 100.000 Kilometer nach Palästina, um Israel in perfektem Englisch von einer 360-Grad-Wende zu überzeugen. Da reicht es nicht, Steuermillionen für Gebäude zu zahlen, unter denen Terrortunnel entstehen. Da will ich auch meinen privaten Beitrag zur lokalen Wirtschaft leisten.“ Das ZDF-Programm blieb weitere drei Tage unterbrochen, eine Zuschauerin bemerkte es sogar. In den drei Tagen feierte die ZDF-Belegschaft auf dem Lerchenberg ein Baerbock-Hudligungsfest. 777 Mitarbeiter kamen wegen pathologischer Verzückung in die Mainzer Uniklinik.

4) Herbert Grönemeyer äußert sich nicht zur Politik
Herbert Grönemeyer hat dem Prinzessin Lillifee Magazin ein Interview gegeben. Darin hat er niemanden aufgerufen, aus Solidarität freiwillig mehr Steuern zu zahlen. Er verzichtete auf Statements gegen Rechts. Auch mahnte er nicht dazu, sorgsamer mit Ressorucen umzugehen. In dem Interview mit dem Musiker ging es um Musik. Die war in 30 Worten abgehandelt. Die Redakteurin des Prinzessin Lillifee Magazin hatte auch nur eine Nachfrage: „Wer bist du überhaupt?“ Der Sänger will diese Frage mit seinem nächsten Song klären. Arbeitstitel: „Wieso viel Kohle mich zur moralischen Instanz macht.“ Von Grönemeyer ausgesprochen: „[grmpf grmpf krampf, grunz strunz dumm grunz]“

3) Olaf Scholz fällt seine Verstrickung in Cum-Ex-Skandal wieder ein
Olaf Scholz (SPD) ist am Sonntag wieder eingefallen, dass er sich mit den Verantwortlichen der Warburg-Bank getroffen – und was er mit ihnen besprochen hat: „Das sind Geldgeber für die SPD und deshalb habe ich ihnen einen Vorteil verschafft. Eigentlich offensichtlich. Kaum zu glauben, dass mir Journalisten meine Gedächtnislücke ernsthaft abgenommen und nicht als plumpe Schutzbehauptung abgetan haben.“ Am Sonntagmittag dementierte Regierungssprecher Steffen Hebestreit die Worte des Kanzlers: Es habe sich lediglich um einen Aprilscherz gehandelt und Scholz habe lediglich vergessen, dass wir schon im August sind. Fortan werde das Kanzleramt solche Fehler vermeiden. Scholz werde nur noch Texte vortragen, die nicht deutlich werden ließen, was er tatsächlich so mache. Das würde nur Teile der Bevölkerung verunsichern.

2) ARD und ZDF laden nicht grünen Wirtschaftsexperten ein
Über einen bunten Strauß an Wirtschaftsexperten verfügen ARD und ZDF. Da sind Marcel Fratzscher und Claudia Kemfert und Ulrike Herrmann. Auch gibt es noch Fratzscher, Marcel; Kemfert, Claudia und Herrmann, Ulrike. Sie vertreten eine breite Palette an Positionen: Fratzscher findet die Grünen supertoll, Kemfert ganz toll super und Herrmann klagt offen, dass Deutschland noch nicht grün genug ist. Ohne sie würden die Zuschauer von ARD und ZDF glauben, dass Energiewende und grüne Wirtschaftspolitik die Wirtschaft schrumpfen lassen. Fratzscher und Kemfert erklären unermüdlich, dass das nur an putinrechterusslandkrieg liegt. Ohne Energiewende und grüner Wirtschaftspolitik wären wir erst recht verloren. Sagen die „Wirtschaftsexperten“ von ARD und ZDF. Jetzt wollen die mal jemand anderen zu Wort kommen lassen – kennen aber keinen.

1) Weiße Fahnenträgerin bei Olympia-Abschiedsfeier
Auf den letzten Metern haben die Olympischen Spiele von Paris doch noch ein rassistisches Gesicht gezeigt: Die Fahnenträgerin der Freien Republik Grönland Nord war keine People of Color, also quasi: weiß. Die Diversitätsbeauftragte der Bundesregierung Solveig-Chantal-Madeleine Schmitt-Schmitt (Grüne) kritisierte im Deutschlandfunk: „Die Olympischen Spiele müssen divers sein. Um so richtig bunt zu sein, müssen die Fahnenträgerinnen durchgehend schwarz sein. Schließlich gilt es, die koloniale Geschichte der Schwarzen im nördlichen Grönland sichtbar zu machen“ Den Einwand, dass die Fahnenträgerin der Gruppe der indigenen Einwohnergruppe der Inuit angehörte, ließ Schmitt-Schmitt nicht gelten: „Was divers ist, bestimmen wir Grünen. Die Trägerin sei ja nicht einmal eine Transfrau, sondern tatsächlich eine Frau gewesen.“ Bunt seien Menschen nur, wenn sie eine People of Color aus der LGBTHC-Gemeinde sind. Da achte Schmitt-Schmitt als Vielfalts-Beauftragte streng darauf.

Anzeige
Die mobile Version verlassen