Tichys Einblick
Post-Glosse

Das Treiben um die Pfälzische Weinkönigin wird noch verqueerter

Die Pfälzische Weinkönigin sollte durch geschlechtsneutrale Weinbotschafter ersetzt werden. Wir haben das in einer Glosse dargestellt, weil das woke Getue nur noch mit Humor zu nehmen ist. Jetzt gibt es einen Kompromiss – und wir wissen formattechnisch auch nicht mehr weiter.

Symbolbild

picture alliance / dpa | Uwe Anspach

Weinköniginnen hatten es in Rheinland-Pfalz schon immer schwer. Früher mussten sie sich von Wirtschaftsminister Rainer Brüderle (FDP) küssen lassen. Das war sicher unangenehm. Doch nur ein leises Vorspiel zu dem Treiben, das jetzt in der Pfalz stattfindet. Der Verein „Pfalzwein“ hatte erklärt, dass es künftig keine Pfälzische Weinkönigin mehr, sondern geschlechtsneutrale Weinbotschafter, geben solle. Um die Regenbogenfahne endlich auch über Hambach, Speyer und Ludwigshafen wehen zu lassen.

TE hat sich entschieden, den Vorgang rund um den Wein nicht bierernst zu nehmen. Wie sonst hätte man die folgenden Worte eines Vereinsvertreters bitte sehr darstellen sollen? „Die Pfalz ist eine moderne, weltoffene und zukunftsgewandte Weinregion. Deshalb liegt es auch in unserer Verantwortung, das traditionelle Amt der Weinhoheiten angemessen zu transformieren und in eine nachhaltige Zukunft zu führen.“

Wer dieses Gesülze schon für die Krone weinseligen Bierernstes gehalten hat, für den hatte „Pfalzwein“ noch einen im Petto: Die Pfälzische Weinkönigin gibt es weiter. Dazu gesellen sich künftig noch „Weinhoheiten“. Das können auch Männer sein. Quasi die Königin für den Winzer, die Hoheit für seinen LGBTHC-Sohnin. So hat es die Rheinpfalz berichtet.

Wem das noch nicht paradox genug ist und wer sich fragt, ob der Verein das dieses Mal wieder mit hochgestochenen Worten kommentiert hat – für den folgt nun ein Servicezitat, das Pfalzwein zuerst über den SWR lanciert hat: „Nach der Veröffentlichung unserer Ideen zur Weiterentwicklung des Amtes haben wir durch die intensive Reaktion festgestellt, daß hier in der Region viele Menschen und Vereinigungen das Amt der Weinkönigin auch als ihr Amt empfinden.“

Ob die Posse schon zu Ende ist? I wo. In Deutschland ist keine Groteske zuende, wenn noch kein Arbeitskreis gegründet ist. Der kommt bald zusammen und nennt sich „Pfälzer Weinhoheiten“. Diese Runde debattiert dann über die Frage, wie sich die Weinmonarchie künftig noch mehr verqueeren lässt. Ob das hier jetzt eine Glosse war, eine Post-Glosse oder einfach nur die Beschreibung einer tragikomischen Realität? Keine Ahnung. Sicher ist nur, dass der Verein Weinpfalz gut fürs Geschäft ist. Denn dessen Quatsch lässt sich nur noch im Suff ertragen.

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