Witze über Radio Eriwan waren im Kalten Krieg beliebt. Sie persiflierten die sozialistische Informationspolitik. Wären sämtliche Arbeitsplätze im Verarbeitenden Gewerbe verloren gegangen, hätte Radio Eriwan vermeldet, dass es der Regierung im nächsten Monat gelingen wird, die Zahl der Arbeitsplätze stabil zu halten. Wäre die Zahl der Arbeitsaufträge im Monatsvergleich leicht gestiegen und im Jahresvergleich stark gesunken, dann hätte Radio Eriwan den Jahresvergleich weggelassen – und den Monatsvergleich genutzt, um von einem Aufschwung der Wirtschaft zu berichten.
Letzteres ist kein Witz – sondern tatsächlich passiert. Allerdings nicht bei Radio Eriwan. Sondern dem Deutschlandfunk. Dem Radio Eriwan der Ampel. Die Kölner haben am Dienstagmorgen einen Aufschwung der Wirtschaft vermeldet, weil der Autragseingang im Verarbeitenden Gewerbe von Mai auf Juni um 3,9 Prozent gestiegen ist. Dann ergänzt die Moderatorin, die Bundesregierung warne aber vor zu großem Optimismus. Was für ein informativer Sender. Was für eine Regierung. Erfolgreich und bescheiden. So erscheint die Welt einem Menschen, der sich nur über den Deutschlandfunk informiert.
Also noch tiefer hinein, in die traurigen, aber realistischeren Zahlen zur deutschen Wirtschaft. Vergleicht man statt der Monate die Quartale, ergibt sich folgendes, stabilere Bild: Von April bis Juni war der Auftragseingang im Verarbeitenden Gewerbe um 1,4 Prozent schlechter als von Januar bis März. Ein Blick auf den realen Umsatz macht es auch nicht besser. Der fiel im Juni um 0,9 Prozent niedriger aus als im Mai. Der Vorjahresvergleich ist sogar um 5,0 Prozent rückläufig.
Untertanen des Sozialismus wussten ihre Medien gut zu verstehen. Sie achteten auf das, was diese Medien wegließen. Doch der Deutschlandfunk macht es seinen Unterta… Gebührenzahlern schwieriger. Mit dem, was Radio Kölnistan berichtet, lassen sich Sprechblasen für Comics gestalten. Mit dem, was der Ampel treuesten Gefolgsleute weglassen, lassen sich Bibliotheken füllen.