Tichys Einblick
Umfrage von Allensbach

Karl Lauterbach ist die absolute Killervariante des deutschen Gesundheitswesens

Er war der Superstar der „Pandemie“. Manche verehrten ihn wie einen Propheten. Als Gesundheitsminister ist die Bilanz von Karl Lauterbach fatal. Das bestätigt ihm jetzt eine Umfrage des Allensbach-Instituts.

Karl Lauterbach (SPD), Bundesminister für Gesundheit, Berlin, 17. Juli 2024

picture alliance/dpa | Michael Kappeler

Mehr Geld. So einfach ist es nicht, wenn es um das deutsche Gesundheitswesen geht. Denn im Vergleich der EU-Länder gibt Deutschland am meisten für die Versorgung aus: 12,9 Prozent des Bruttoinlandproduktes, wie das Statistische Bundesamt mitteilt. Zudem hat Deutschland das mit Abstand größte Bruttoinlandsprodukt der EU: 4,1 Billionen Euro vor Frankreich mit 2,8 Billionen Euro.

Das letzte Jahr, für das dem Statistischen Bundesamt ein Abschluss vorliegt, ist 2022. In diesem Jahr gab Deutschland 488,7 Milliarden Euro für die Gesundheitsversorgung aus. Mit 100,1 Milliarden Euro war der Anteil des Staates am Tragen der Kosten relativ hoch – was sich durch die verschiedenen Corona-Maßnahmen erklären lässt. Doch auch ohne diesen Sondereffekt steckt viel Geld im System.

Trotzdem ist die Zufriedenheit der Deutschen mit ihrer Gesundheitsversorgung massiv eingebrochen. Vor zwei Jahren waren noch 81 Prozent der Befragten zufrieden, in diesem Jahr sind es nur noch 67 Prozent. Das ergab eine Umfrage des Allensbach-Instituts, über die zuerst die FAZ berichtet hat. Demnach haben 40 Prozent der Befragten im vergangenen Jahr konkret schlechtere Erfahrungen mit einer Behandlung gemacht als davor – nur sieben Prozent berichten von besseren Erfahrungen.

Der Winter 2022 hat einen Schock mit sich gebracht, der sich in der Befragung niederschlägt. Zu der Zeit hortete der neue Gesundheitsminister Karl Lauterbach (SPD) Impfstoffe, zog durch die Talkshows, um wie ein Fischhändler für das Corona-Medikament Paxlovid zu werben und musste letztlich Millionen von Impfdosen vernichten lassen. Gleichzeitig standen Eltern ohne Medikamente für ihre kranken Kinder da und mussten Töchter für ihre Senioren-Mütter durch die Apotheken ziehen, um knapp gewordene Medikamente auf Antibiotika-Basis zu besorgen. Geld ist genug im System. Es kommt nur darauf an, ob in Berlin ein Gesundheitsminister sitzt, der Corona seine Karriere verdankt und seine ganze Aufmerksamkeit widmet – oder ob die politisch Verantwortlichen sich um eine gescheite Versorgung für alle und alles kümmern.

Stichwort Versorgung. Deutschland befindet sich bereits in einer Verrentungswelle von Ärzten. Hausärzten wie Fachärzten. Diese Welle wird noch an Wucht zunehmen – und dass sie kommen würde, ist seit Jahren bekannt. Trotzdem haben die Länder von 1999 bis 2009 die Zahl der Studienplätze massiv runter und danach nur langsam wieder hoch gefahren. Nun kommen über 40.000 Bewerber auf weniger als 10.000 Plätze.

Woher rührt diese massive strategische Fehleinschätzung? Studienplätze in Medizin kosten etwa drei Mal so viel wie in den Geisteswissenschaften. Der Ausbau dieser Plätze hat den Länderchefs ermöglicht, Universitäten auch in der Fläche zu eröffnen. Nur die medizinische Versorgung kam zu kurz. Es ist genug Geld im System. Aber es kommt darauf an, ob den Ministerpräsidenten die Ärzteversorgung wichtig ist oder ihr eigenes Bild in der Zeitung.

Knapp drei Jahre ist Lauterbach Minister. In diesen drei Jahren des Erfinders der „absoluten Killervariante“ ist das Vertrauen in das Gesundheitswesen massiv eingebrochen. Kein Zufall. Das sagt die Kassenärztliche Bundesvereinigung. Sonst eigentlich nicht gerade dafür bekannt, sich politisch allzu weit aus dem Fenster zu lehnen. Schließlich muss die Ärzte-Vertretung mit der Politik zusammenarbeiten.

Trotzdem finden die Ärzte drastische Worte: „Es ist höchste Zeit, den schleichenden Zerfall des Gesundheitswesens zu stoppen. Wir brauchen deshalb eine Kehrtwende in der Gesundheitspolitik.“ Das sagt der Vorstand der Kassenärztlichen Bundesvereinigung, Dr. Andreas Gassen. Die Allensbach-Zahlen seien alarmierend. Und die Interessenvertretung führt diesen Einbruch an Vertrauen ausdrücklich auf den Minister zurück: „Die von Bundesgesundheitsminister Karl Lauterbach geplanten Gesetze haben und werden diesen Abwärtstrend massiv beschleunigen“, sagt Gassen.

Der Ärzte-Chef bezieht sich auf Lauterbachs Idee, Gesundheitskioske zu schaffen. Die sollen Ärzte und Pfleger zu potenziellen Patienten bringen, die weder die Landessprache sprechen, noch einer Kultur angehören, in der ein Arztbesuch die anerkannte Reaktion auf eine Erkrankung ist. Wer arbeitet und immer mehr Beiträge zahlt, muss also immer länger auf einen Arztbesuch warten. Wer nicht mal Deutsch beherrscht, den besuchen die Ärzte prophylaktisch zuhause. Geld ist genug im System. Es kommt nur darauf an, ob der zuständige Minister die Interessen der Bürger vertritt oder sozialdemokratische Ideologie. Ob er sich von Ärzten beraten lässt oder von dem Heer an viel zu vielen Geisteswissenschaftlern, welches die deutsche Uni-Landschaft ausspuckt.

Die Ärzte raten Lauterbach von den Gesundheitskiosken ab: „Wenn der Minister an seinem Kurs festhält, werden die Bürgerinnen und Bürger künftig mit ihren Beschwerden einen Gesundheitskiosk aufsuchen oder zur ambulanten Behandlung ins Krankenhaus gehen müssen. Das genau wollen sie nicht. Und die Unzufriedenheit wird steigen“, warnt Dr. Stephan Hofmeister. Er ist stellvertretender Vorstandsvorsitzender der Bundesvereinigung. Die klassische Versorgung habe zu hoher Zufriedenheit geführt. „Es ist unverständlich, warum der Minister viel Geld in neue Strukturen versenken will, statt die Praxen zu stärken.“

Es steckt genug Geld im System. Doch Lauterbach müsste es dringend reformieren. Aber zielgerichtet und nicht ideologisch motiviert. Der Minister könnte die Ärzte von Bürokratie und Dokumentationspflichten entlasten. So wie es die Bundesvereinigung fordert. Er könnte die Länder anhalten, mehr Studienplätze anzubieten und die jungen Ärzte dazu zu motivieren, sich auf dem Land niederzulassen. Doch das ist nicht Lauterbachs Stärke. Stattdessen lässt er zu, dass die Krankenkassen die Beiträge erneut erhöhen – dieses Mal massiv. Die Betriebe und Arbeitnehmer stecken also mehr Geld ins System, aber sie haben nichts davon.

Die Anfahrtswege zum Krankenhaus werden sich für die Beitragszahler ebenfalls deutlich verlängern. Zumindest, wenn sie auf dem Land leben. Die Deutsche Krankenhausgesellschaft warnt: Wenn Lauterbach die Zahlungen an die Kliniken nicht an die enorme Preisteuerung der vergangenen Jahre anpasst und wenn er nicht dringend notwendige Reformen einleitet, kommt es zum Krankenhaus-Sterben. Vor allem auf dem Land. Was macht Lauterbach? Er passt die Leistungen nicht angemessen an und seine Reformen lassen auf sich warten, weil der Minister mit dem Kopf durch die Wand will. Wer in Vierteln mit hoher Arbeitslosigkeit lebt, den besuchen die Gesundheitskioske ungefragt. Wer auf dem Land arbeitet, wird mit einem Herzinfarkt einen langen Weg zur Klinik zurücklegen müssen. Es steckt genug Geld im System. Es ist nur die Frage, ob der Minister an alle denkt oder nur an die, die in woke-linken Hochburgen leben.

Wirksame Reformen kommen von Lauterbach nicht. Stattdessen müssen Betriebe und Arbeitnehmer jedes Jahr mehr für die Krankenkasse bezahlen. Auch hat der Minister die Beiträge für die Pflegeversicherung bereits massiv erhöht – und arbeitet aktuell an der nächsten Erhöhung. Gleichzeitig steigen die Eigenbeiträge für die Bewohner von Heimen ungebremst, erleben diese Heime eine Insolvenzwelle und finden viele Suchende kein Heim. Lauterbach sorgt dafür, dass noch mehr Geld ins System fließt. Das ist zwar nicht nötig. Aber das stört den Mann aus Leverkusen nicht. Es ist ja nicht sein Geld. Sondern das der Arbeitenden, die ihm auch seine Ego-Selfies auf der Stadiontribüne bezahlen. Samt bequemem Heimflug nach Hause.

15 Prozentpunkte Verlust an Vertrauen. Ein Einbruch von mehr als einem Sechstel in nur zwei Jahren. Karl Lauterbach war ein Genie darin, Panik zu schüren und willfährige „Journalisten“ zu instrumentalisieren. Doch als verantwortlicher Minister ist er verantwortungslos. Er belastet gleichzeitig die Arbeit mit höheren Beiträgen und sorgt für ein massiv schlechteres Angebot. Diese „Leistungsbilanz“ muss der absoluten Killervariante des deutschen Gesundheitswesens erst einmal einer nachmachen.

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