Während sich die Welt gerade um den US-amerikanischen Wahlkampf dreht, geht in Deutschland die Rezession weiter. Heute erst hat der Autozulieferer ZF angekündigt, bis zum Jahr 2028 rund 14.000 Stellen zu streichen. Man plane mehrere Standortverbunde zur „Verschlankung“. Bereits im April hatte ZF-Chef Holger Klein angekündigt, dass die Zahl der Beschäftigten in Deutschland nicht zu halten sei.
Auch Varta droht der Saft auszugehen. Der Batteriehersteller hat angekündigt, das sogenannte Unternehmensstabilisierungs- und Restrukturierungsgesetz, kurz StaRUG, in Anspruch zu nehmen. „Damit wollen wir eine mögliche Insolvenz des Unternehmens nachhaltig abwenden.“ Das bedeutet, dass den Aktionären der Totalverlust droht.
Varta stellt neben den bekannten Batterien, die es im Einzelhandel für jedermann zu kaufen gibt, unter anderem auch Energiespeicherbatterien her. Der Konzern aus Ellwangen ist jedoch massiv verschuldet. So belaufen sich die Schulden auf fast 500 Millionen Euro. Das bemerkten auch die Anleger: So fiel der Kurs der Aktie von fast 200 Euro im Januar 2021 auf knapp über drei Euro. Allein am 23. Juli 2024 verlor die Aktie zeitweise mehr als 80 Prozent ihres Wertes. Laut Tagesschau soll nun Porsche neuer Hauptaktionär werden.
Das ist insofern bemerkenswert, als es beim Autobauer alles andere als rund läuft. Aktuell belasten Lieferengpässe das Geschäft des Stuttgarter Unternehmens. Wie der Konzern aus Stuttgart laut Handelsblatt mitteilte, ist die Produktionsstätte eines wichtigen europäischen Zulieferers überschwemmt worden. Dies evozierte bei mehreren Porsche-Lieferanten eine Knappheit bei speziellen Aluminiumlegierungen.
Um welchen Zulieferer es sich handelt, verriet der Sportwagenhersteller zwar nicht, jedoch sind die Folgen beträchtlich. Bereits jetzt muss Porsche die Zahlen von Netto-Cashflow bis Umsatz und Marge nach unten korrigieren, was der DAX-Konzern über eine Ad-hoc-Mitteilung kommunizieren musste. Auch die Beschäftigten spüren den Druck.
Bauunternehmen droht die Abwicklung
In der Folge kalkulieren die Zuffenhausener für das laufende Geschäftsjahr nur noch mit 14 bis 15 Prozent Marge, bisher zielte Porsche auf einen Korridor zwischen 15 und 17 Prozent. Auch den Ausblick für Umsatz, Netto-Cashflow und Elektroanteil an der Flotte musste der Autobauer per Ad-hoc-Mitteilung nach unten korrigieren. Das spüren auch die Beschäftigten. Laut „Stuttgarter Zeitung“ wird der Elektrosportwagen Taycan in Zukunft nur noch in einer Schicht produziert. Für den Automobilkonzern ein Novum.
Doch es sind nicht nur Firmen im Ländle, die mit der schlechten Konjunktur zu kämpfen haben. So ist die BGP Group pleite. Das Bauunternehmen aus Wandlitz hat nach 40 Jahren Unternehmensgeschichte Insolvenz angemeldet. 420 Angestellte drohen nun, ihren Job zu verlieren.
Nach der Immobiliengruppe Deutsche Invest Immobilien AG, die vor Ostern bereits in Konkurs ging, ist BPG das nächste große Bauunternehmen, welches die Wirtschaftskrise in die Knie zwingt. „Leider ist uns der lange Atem ausgegangen, die aktuell zurückhaltende Investoren- und Käuferseite zu überbrücken“, sagte Vorstandsvorsitzender Frank Wojtalewicz damals gegenüber dem Handelsblatt.
Möbelhändler in der Krise
Nächste Baustelle Bankenwesen. Die Deutsche Direktbank (DKB) will unter ihrem neuen Chef Sven Deglow Mitarbeiter feuern. Die DKB ist eine hundertprozentige Tochter der Bayern LB. Im Frühjahr hatte die Landesbank des Freistaates bereits von einer „mittleren dreistelligen Zahl“ wegfallender Arbeitsplätze gesprochen. Nun ist klar: Bis zu 700 der insgesamt 5.000 Arbeitnehmer werden sich in den nächsten Monaten einen neuen Arbeitsplatz suchen müssen.
Auch im Maschinenbau ist man vor der Krise nicht gefeit. So muss das 249 Jahre alte Unternehmen Kohlbus, welches Roboter für Verpackungen herstellt, in die Insolvenz. Die Firma aus Nordrhein-Westfalen beschäftigt 500 Mitarbeiter. Vielleicht nicht mehr lange. Zwar gibt sich der Insolvenzverwalter optimistisch und setzt auf ein Eigenverwaltungsverfahren. Doch der Fortbestand des Traditionsunternehmens ist alles andere als gewiss.
Im Jahr 1900 gründete sich Möbel Mahler. Heute, 124 Jahre später, heißt das Unternehmen Opti-Wohnwelt-Gruppe. Am 21. Juli 2024 hat das Unternehmen laut dem Bayerischen Rundfunk beim Amtsgericht Schweinfurt Insolvenz angemeldet. Das unternehmen soll weitergeführt werden. Trotzdem droht für 41 Filialen von Opti-Wohnwelt das Aus.
„Der Antrag auf Eigenverwaltung ist uns alles andere als leicht gefallen“, betonte Geschäftsführer Oliver Föst. „Aber sie ist angesichts der angespannten wirtschaftlichen Situation die beste Möglichkeit, dass die Opti-Wohnwelt-Gruppe mit ihrer großen Tradition so schnell wie möglich wieder zu alter Stärke zurückfindet.“ Auch hier ist nur eines gewiss: Die Ungewissheit, ob die rund 350 Mitarbeiter ihren Job behalten.
Die Ampel tut das, was sie immer tut: nichts
Und so geht nicht nur Varta der Saft aus. Die Liste der Pleiten und drohenden Insolvenzen, Stellenstreichungen und Gewinneinbußen ist in Deutschland lang. Ob der Musik-Veranstalter Big City Beats oder die Modekette Aachener. Alle haben sie mit der schlechten wirtschaftlichen Situation zu kämpfen. Das spiegelt sich auch in der makroökonomischen Betrachtung wider. So stiegen laut Handelsblatt die Insolvenzen im Vergleich zum Vorjahr – Bemessungsrahmen ist jeweils das erste Halbjahr – um 41 Prozent.
Die Ampelregierung scheint sich daran nicht zu stören. So ist die unbeliebteste Regierung aller Zeiten lieber mit sich selbst statt mit dem schlechten Zustand der deutschen Wirtschaft beschäftigt. Um den Wirtschaftsminister ist es auffallend still. Dieser bringt sich lieber als nächsten potenziellen Kanzler in Stellung, statt mit seinem Ressort dafür zu sorgen, dass von der Ökonomie in diesem Land noch etwas übrigbleibt.