Berlin. Die Sanktionen Deutschlands und der EU gegen Russland wegen des russischen Krieges gegen die Ukraine verfehlen nach Einschätzung des Ökonomen Professor Fritz Söllner von der TU Ilmenau ihr Ziel. Bei der Bewertung der Sanktionen sei nicht entscheiden, ob der Schaden der Subventionen in Europa oder in Russland größer sei. „Es kommt darauf an, ob wir tatsächlich das Ziel erreichen, das wir erreichen wollen. Und wir erreichen es nicht, und deshalb sind die Sanktionen falsch. Auch wenn der Schaden bei uns geringer ist als in Russland“, erklärt der Ökonom im Gespräch mit der August-Ausgabe des Monatsmagazins Tichys Einblick.
Kurzfristig hätten die Sanktionen Russland wenig geschadet, erst langfristig würden sie dem Land stärker schaden. „2022 ist das russische Bruttoinlandsprodukt um drei bis vier Prozent eingebrochen. Aber die Wirtschaft hat sich schnell stabilisiert, 2023 gab es ein Wachstum von zwei Prozent, und für dieses Jahr wird ein Wachstum von drei Prozent erwartet. Das ist deutlich mehr als beispielsweise in Deutschland“, rechnet Söllner vor. „Der kurzfristige Schaden hält sich also in Grenzen. Auch die Inflation, die Arbeitslosenquote, der Außenhandelsüberschuss, alles sieht ganz gut aus. Langfristig wird Russland unter den Sanktionen leiden, etwa weil der Technologietransfer zum Erliegen gekommen ist. Westliche Firmen haben sich aus Russland zurückgezogen.“ Hinzu komme, dass „viele junge, gut ausgebildete Russen ihr Land verlassen haben“.
Der Schaden für Deutschland sei erheblich. Die deutsche Wirtschaft habe durch den Krieg in der Ukraine 2022 und 2023 „einen Wertschöpfungsverlust von 300 Milliarden Euro“ erlitten. „Dazu kommen die Belastungen für den Staatshaushalt: Militärhilfe, Finanzierung des ukrainischen Haushalts, Finanzierung der Flüchtlinge in Deutschland. Das hat rund 60 Milliarden Euro gekostet – und diese Summe wächst weiter. Das ist Geld, welches an anderer Stelle fehlt.“