Tichys Einblick
Steuerzahler-Gedenktag

Tusch: Ab heute arbeitet der Durchschnitts-Deutsche in die eigene Tasche

Erst ab dem 11. Juli hat der Normalbürger rein rechnerisch sein Steuer- und Abgaben-Soll erfüllt. Ihm bleiben derzeit nur 47,4 Cent von jedem verdienten Euro.

picture alliance / ZB | Sascha Steinach

Im Gegensatz zum „Erdüberlastungstag“, der zum geringeren CO2-Ausstoß mahnt, würdigen viele Medien einen anderen jährlich wiederkehrenden Stichtag nicht annähernd so intensiv, obwohl er Millionen Beschäftigte deutlich mehr interessieren dürfte: den sogenannten Steuerzahler-Gedenktag. Er fällt 2024 auf den 11. Juli. Das bedeutet: Erst ab diesem Donnerstag ab genau 11.08 Uhr wirtschaftet der Durchschnittsbeschäftigte rein rechnerisch in die eigene Tasche. Alles, was er vorher brutto verdiente, entsprach dem, was er an Steuern und Abgaben in diesem Jahr zu entrichten hat. Denn nach Berechnungen des Bundes der Steuerzahler bleiben dem Durchschnittssteuerbürger 2024 von jedem Euro nur 47,4 Cent übrig.

Die Abzüge gliedern sich folgendermaßen auf: 31,7 Cent von dem Brutto-Euro sind Sozialabgaben, weitere 20,9 Cent gehen an Steuern ab. Davon wiederum entfallen 12,1 Cent rechnerisch auf die Lohn- und Einkommenssteuer, 4,6 Cent auf die Umsatzsteuer, 0,9 Cent auf Energiesteuern und weitere 2,9 Cent auf sonstige Steuern, etwa Grund- und Versicherungssteuer. Dazu kommen steuerähnliche Abgaben wie die Umlagen auf der Stromrechnung und die Rundfunkgebühr mit durchschnittlich 0,4 Cent. In die Berechnung des Steuerzahlerbundes gehen alle Lebensmodelle entsprechend ihrer statistischen Verteilung ein, also Singles und Verheiratete mit oder ohne Kinder. Für alleinlebende Arbeitnehmer beläuft sich die durchschnittliche Belastung sogar auf 53,6 Prozent. Ihren Steuerzahler-Stichtag begehen sie deshalb erst am Montag, den 15. Juli.

Nach den Berechnungen des Steuerzahlerbundes fällt die Steuer- und Abgabenlast 2024 nur um 0,1 Prozentpunkte geringer aus als im Vorjahr – was im starken Gegensatz zu der Ampel-Behauptung steht, sie habe die Bürger bereits deutlich entlastet. Die Mini-Entlastung geht vollständig auf den Abbau der kalten Progression zurück – also die Anpassung des Einkommensteuertarifs 2024 an die Inflation.

Nach der bisherigen Planung dürfte der Steuerzahler-Gedenktag im kommenden Jahr noch etwas weiter nach hinten rücken. Zum einen soll die monatliche Rundfunkgebühr dann um 58 Cent auf 19,94 Euro steigen. Die CO2-Steuer will die Ampel ab Januar 2025 von derzeit 45 auf 55 Euro pro Tonne anheben – was dann einem CO2-Steueranteil von 13 Cent je Liter Benzin und 15 Cent pro Liter Diesel entspräche. Das 2021 zum Ausgleich versprochene „Bürgerenergiegeld“ – das lässt sich schon jetzt absehen – dürfte es wegen der Haushaltslage dagegen auch 2025 nicht geben. Außerdem plant die Regierung gerade eine zusätzliche Umlage auf den Strompreis in noch unbekannter Höhe, mit der der Bau neuer Gaskraftwerke in der Größenordnung von 60 Gigawatt finanziert werden soll.

Alles in allem: Der Steuerzahler-Gedenktag 2024 sollte vor allem deshalb gefeiert werden, weil in diesem Jahr immerhin noch mehr Netto von Brutto bleibt als im nächsten.

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