Die Europäische Union ist eine mächtige Organisation mit erheblichem Einfluss auf das Alltagsleben der Bürger. Leider neigen der Brüsseler Bürokratie-Moloch und seine darin wandelnden Technokraten gern zur Überregulierung des alltäglichen Lebens. Bananenkrümmungen, Schnullerbandlängen oder der Wasserdruck eines Gartenschlauchs: Für alles entwickelt die EU ihre Verordnungen. Auch für das Automobil führt die EU neue Verordnungen ein.
In Neuwagen müssen ab dem 7. Juli neue verpflichtende Assistenzsysteme verbaut sein. In den offiziellen Ausführungen der EU ist von einem immensen Sicherheitsgewinn die Rede. Bis 2038 sollen 25.000 Menschenleben durch die verpflichtenden Assistenzsysteme gerettet werden. So prognostiziert es die EU. Ohne Frage soll Sicherheit ihren Preis haben. Aber braucht es die Überregulierung des gewöhnlichen Fahrers wirklich? Und welche negativen Konsequenzen folgen daraus für junge Menschen, die von einem eigenen Auto träumen?
Das Auto wird zum Luxusgut
Der Traum vieler junger Menschen dreht sich um die selbstbestimmte individuelle Mobilität. Viele Teenager fiebern erst dem Führerschein und dann dem eigenen Auto entgegen. Und immer mehr junge Menschen kaufen sich ein Auto. 18,3 Prozent der unter 25-Jährigen besitzen ein Auto – 2013 waren es nur 17,5 Prozent. Aber der Traum vom Führerschein und vom ersten Wagen ist auch teurer geworden. Die Preise für einen Führerschein sind in den letzten Jahren drastisch gestiegen. Eine Fahrstunde von 45 Minuten kostet im Durchschnitt heutzutage rund 50 Euro. Da kommen schnell 3000 bis 4000 Euro bis zum abgeschlossenen Führerschein zusammen.
Hat man die finanzielle Hürde des Führerscheins gemeistert, kommt schon die nächste Hürde. Der Student oder Azubi braucht das nötige Kleingeld für den ersten Wagen. Da kommt nun die EU ins Spiel. Bisher sind Fahrerassistenzsysteme meist in Mittelklassewagen oder in der Oberklasse verbaut. Denn die Assistenzsysteme sind kostspielig. Pro verbautem Assistenzsystem muss man mit Kosten von mindestens 300 Euro rechnen. Dies fällt bei einem 80.000-Euro-Mercedes eher nicht ins Gewicht, aber bei einem Einsteigermodell wie dem Golf schon – der fängt mittlerweile bei circa 27.200 Euro an.
Ein Fiat Panda fängt bei 16.000 Euro an. Der modischere Bruder Fiat 500 bei 17.500 Euro. Ein Mazda 2 kostet 16.500 Euro. Ein Einsteigermodell A1 vom Oberklasse-Produzenten Audi kostet 22.700 Euro. Ein Dacia Sandero ist der wohl günstigste Kleinwagen mit einem Preis von 11.500 Euro. Für diese Einsteigermodelle gelten ab dem 7. Juli nun auch die Verordnungen der EU für Fahrerassistenzsysteme. Der politische Wunsch nach einem entmündigten Fahrer macht das Auto für junge Menschen fast unbezahlbar.
Der Traum vom unfallfreien Fahrer
Was steckt nun also künftig in den Autos? Sind die Fahrerassistenzsysteme wirklich unerlässlich? Ein neues verpflichtendes Fahrerassistenzsystem ist der aktive Spurhalteassistent. Der aktive Spurhalteassistent greift ab 60 km/h ein, wenn der Fahrer die Ideallinie verlässt und möglicherweise ein Unfall geschehen könnte. Bisher ist dieses System nur in Mittel- und Oberklassewagen verbaut. Es scheint also kein lebensnotwendiges System zu sein. Schließlich kann der Fahrer durch sein Lenkrad immer noch abschließend die Spurlinie bestimmen.
Da stellt sich die Frage nach dem Nutzen in allen Neuwagen. Die Spur halten zu können, ist schließlich eine Grundbedingung beim Fahren. Die meisten Fahrer brauchen dazu kein Assistenzsystem. Auch die Geschwindigkeit können die meisten Fahrer ohne Probleme selbst regulieren. Doch in Zukunft soll ein Geschwindigkeitsassistent dem Fahrer helfen, dass dieser nicht zu schnell fährt. Ein Schelm, wer denkt, dass die Grünen über die Hintertür ein Tempolimit eingeführt haben. Optische oder akustische Signale sollen den Fahrer vor Raserei warnen.
Aber schießt sich die Politik nicht damit ein finanzielles Eigentor? Wenn alle Fahrer sich brav an die Geschwindigkeitsbegrenzung halten, wird auch weniger Bußgeld kassiert. Gerade im Land der Blitzer, in der Bundesrepublik, lauert hinter jeder Kurve ein Blitzer, um dem rasenden Bürger ein saftiges Bußgeld abknöpfen zu können. Dieses Assistenzsystem verringert den Fahrspaß, aber könnte den Geldbeutel schonen.
Und das setzt voraus, dass das Geschwindigkeits-Assistenzsystem auf der jeweiligen Straße die richtige Geschwindigkeit abgespeichert hat. Schilder, die das System nicht sieht oder die nicht auf einer Karte eingespeichert sind, können eine Temporegulierung auf der Autobahn aufheben – aber das Geschwindigkeitswarnsystem zwingt die Fahrer eines Fahrzeugs trotzdem 80 statt 130, 150 oder 210 km/h zu fahren.
Durch künstliche Intelligenz soll in Zukunft die Müdigkeit des Fahrers ermittelt werden. Anhand von Lenkverhalten und Sensoren ermittelt ein KI-System, ob der Fahrer zu müde zum Fahren ist. Allerdings hat auch hier der Fahrer die letzte Entscheidung. Er entscheidet, wann er zu müde ist. Man stelle sich mal vor, dass man nach einem langen, ermüdenden Bürotag nicht nach Hause kommt, weil die Software entscheidet, man sei zu müde. So viel Übergriffigkeit will die EU dann doch nicht. Weitere verpflichtende Systeme wie ein Notbremslicht, Notfall-Spurhalteassistent, Rückfahrassistent oder eine Vorrichtung zum Einbau einer alkoholempfindlichen Wegfahrsperre sind ebenfalls bald in jedem Neuwagen zu finden. Eines ist ganz offensichtlich. Die EU misstraut dem Autofahrer.
Die Entmündigung des Fahrers
Freie Fahrt für freie Bürger war einmal. Heutzutage will die EU das Fahren regulieren und den Fahrer entmündigen. Autofahren soll spaßbefreit und bierernst werden. Dabei braucht es die vielen zusätzlichen Fahrassistenzsysteme oftmals nicht. In Deutschland sind alle 10 Meter Schilder, die die Höchstgeschwindigkeit anzeigen. Die Autos sind sicherer konstruiert als jemals zuvor. Es ist eine Überreglementierungswut, die die EU dazu veranlasst, jedes Auto in einen Fahrer-Kontrolleur zu verwandeln.
Mag sein, dass es für ältere Fahrer sinnvoll sein kann, dass ihr Auto ihre nachlassenden Sinne ausgleicht. Aber diese älteren Menschen können sich dann eben ein entsprechendes Mittel- oder Oberklasse-Modell anschaffen, wenn sie mehr Sicherheit brauchen. Die jetzigen Verordnungen verteuern den Kauf für jüngere Autofahrer erheblich, die gern auf teure Technik verzichten würden. Da die Verordnungen auch die günstigen Einsteigermodelle betreffen, wird die Mobilität vieler junger Menschen eingeschränkt. Der Autokauf wird immer mehr zu einer sozialen Frage. Doch das Auto und damit die individuelle Mobilität dürfen nicht zum Luxusgut werden.