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Kein Bedarf an deutschen Oberlehrerinnen

„Kurzfristige“ Absage aus Ungarn: Annalena Baerbock muss zuhause bleiben

Laut Auswärtigem Amt ist ein geplanter Termin mit dem ungarischen Außenminister kurzfristig abgesagt worden. Das klingt nach Framen, denn wenn ein Termin „kurzfristig“ abgesagt wird, impliziert das, dass er seit längerem feststand. Aus deutscher Sicht kann man für die Absage nur dankbar sein.

picture alliance/dpa | Sebastian Gollnow

Im Stile der großen Annalena-Baerbock-Telenovela unter dem Titel: „Annalena – eine Außenministerin fliegt ihren Weg“ formuliert, erreichte sie die Absage ihres Besuchs in Ungarn fast auf dem Weg zum Flieger. Laut Außenministerium sei ein geplanter Termin mit dem ungarischen Außenminister Péter Szijjártó für Montag kurzfristig abgesagt worden. Das klingt nach heftigem Framen, denn wenn ein Termin „kurzfristig“ abgesagt wird, impliziert das, dass dieser Termin seit längerem feststand. Doch diese Absage bedauert nun das Außenministerium, da „ein ernstes und ehrliches persönliches Gespräch zwischen beiden Außenministern (…) in Anbetracht der überraschenden und nicht abgestimmten Moskau-Reise von Ministerpräsident Orbán durchaus wichtig gewesen“ wäre.

Viktor Orbán reiste gestern zu Gesprächen mit Putin nach Moskau, nachdem er zuvor Selenskyj in Kiew getroffen hatte. Wie aber kann ein Gespräch über den gestrigen Termin, der nicht mit der EU und nicht mit der Nato abgestimmt, also nicht bekannt gewesen sein soll, langfristig geplant gewesen sein? Die Chronologie – wahrscheinlich ein Fremdwort in der Kommunikationsabteilung des deutschen Außenministeriums – der Ereignisse lässt die Vermutung zu, dass die weltgrößte deutsche Außenministerin, die von deutschen Kabarettisten schon Außenfeministerin genannt wird, dass Annalena Baerbock in ihrer selbstherrlichen Art dem ungarischen Außenminister mitgeteilt hat, dass sie am Montag in Budapest aufkreuzen würde, um ihm die Leviten zu lesen, aber man dort keinen Termin mehr für sie gefunden hatte. Alle Unterstaatsekretäre waren schon verplant.

Aus deutscher Sicht kann man jedoch Péter Szijjártó für die Absage nur tief dankbar sein. Er hat uns vor zwei Unannehmlichkeiten bewahrt. Erstens hat er uns den peinlichen Auftritt einer Außenministerin erspart, die nicht zwischen Peking und Pattensen, die auch nicht zwischen Budapest und Bullerbü zu unterscheiden vermag. Und zweitens hat er dem deutschen Steuerzahler die Ausgaben der Reise erspart. Damit dürften die Ausgaben für die Sause zum und vom Fußball-EM-Spiel wieder drin sein.

Wenn Baerbocks Leute nun verbreiten, dass Orbáns Moskau-Reise „überraschend“ und „nicht abgestimmt“ war, sprechen sie im Prinzip nur von der dem deutschen Steuerzahler viel zu teuer kommenden Festung der wertegeleiteten Außenpolitik am Werderschen Markt Nummer 1 in Berlin.

Liebes Außenministerium, liebe deutsche Medien, am 5. Juli berichtete Reuters: „Die Nato sei im Voraus über die Reise des ungarischen Ministerpräsidenten Viktor Orban zu Gesprächen mit dem russischen Präsidenten Wladimir Putin nach Moskau informiert worden, sagte Nato-Chef Jens Stoltenberg am Freitag.“ Orbán wird sowohl die Nato als auch die EU über die Ergebnisse der Reise informieren. Statt diesen Fakt zu benennen, hüllen sich die öffentlich finanzierten grünen Medien, und natürlich auch die taz in Empörung. Diese Empörung besitzt aber den ungewollt kabarettistischen Wert, wie man ihn bisher nur aus den Satiren über die unfreiwillige Komik des großsprecherischen Wilhelminismus kennt.

Eines zeigt aber die Ausladung deutlich: Deutschland wird in der Welt nicht mehr ernst genommen. Und das betrifft nicht nur Ungarn. Es war früher undenkbar, dass ein amerikanischer Präsident nach Polen fliegt und nicht wenigstens einen Zwischenstopp in Berlin einlegt. Baerbock und Habeck, die im harten Wettbewerb liegen, wer im Ausland großsprecherischer, belehrender und peinlicher aufritt, werden bei ihren Besuchen in China auf die unterstmögliche Stufe abgeschoben und am liebsten in der Provinz versteckt. Willkommen mit offenen Armen und geöffneten Händen wird Annalena Baerbock anscheinend nur noch dort, wo sie deutsche Steuer-Millionen im Gepäck hat oder beim Kochen hilft wie bei dem inzwischen wichtigsten deutschen Verbündeten in der Welt, in Palau. Genauso krachend scheiterte vor kurzem Robert Habeck, auch wenn mühsam einige deutsche Medien sehr zum Gaudi des informierten Publikums diese Riesenblamage mit unechten Reimen versuchten, in einen Sieg umzudichten.

Nicht nur die Parteizugehörigkeit haben beide Minister gemeinsam, sondern auch, dass ihnen inzwischen „kurzfristig“ Termine abgesagt werden, Habeck vom chinesischen Ministerpräsidenten und Annalena Baerbock vom ungarischen Außenminister. Und ganz ehrlich, würden beide oder einer der beiden bei mir, einem gewöhnlichen Bürger wie viele andere in diesem Land, um einen Termin nachsuchen, gäbe es auch nichts anderes als eine Absage. Das Leben ist zu kurz für eine krude Ideologie. Der Bedarf der Welt – und auch mein persönlicher – ist gedeckt am deutschen Oberlehrertum.

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